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Burgervereinigung St. Michael Altstadtbläddla-----

bei unserer Geschichte ja auch äußerst schwierig ist aber man muß dazu stehen. Letztlich entrinnt kein Deutscher der Tat­ sache, eben ein Deut­ scher zu sein, selbst wenn er es wollte bzw. versuchen sollte. Die deutsche Geschich­ te spiegelt sich in der Fürther Lokalgeschichte bei allen Besonderheiten ziemlich ungebrochen wieder. Als Stichworte lassen sich Industrialisie­ rung, Verstädterung und Wirtschaftswunder nen­ nen, aber auch National­ sozialismus und Juden­ verfolgung, obwohl Furth in der frühen Neuzeit ein Ort von überdurch­ schnittlicher Toleranz ge­ genüber den Juden war. Nun könnte man das Viertel St. Michael als ein Relikt aus längst vergan­ gener Zeit sehen, als Fürth ein Dorf und Deutschland noch ein Agrarland war. Ich sehe

es jedoch so, daß gerade in Fürth die Synthese von Tradition und Moderne, von alt und neu, eine be­ sonders reizvolle Verbin­ dung eingeht.

Zeit und Ort sind im Gedächtnis der Men­ schen verbunden, Ge­ schichte, Emotionen und Eindrücke machen sich im Raum fest und gehen in der Erinnerung eine unlösbare Verbindung miteinander ein. Kern und Ausgangspunkt der Fürther Geschichte ist die Innenstadt, das Vier­ tel St. Michael. Zudem ist die Innenstadt der Imagefaktor Furths überhaupt, der Punkt, an dem sich Identität und Heimat festmachen. Dies soll keine Abwer­ tung der anderen Stadt­ teile sein, die Fürth vor allem im Stil der Jahr­ hundertwende viel stär­ ker dominieren, aber die Innenstadt ist die Seele einer Stadt.

In der Stadt und vor al­ lem in ihrem Kern kumu­ lieren aber auch die ge­ sellschaftlichen Problem­ lagen, wie zum Beispiel Abwanderung und Um­ strukturierung der Bevöl­ kerung. Die „drei A“ blei­ ben (Ausländer, Arme, Alte), die Besserverdie­ nenden ziehen ins Um­ land, um im Grünen woh­ nen zu können. Sie zahlen dann auch dort ihre Steu­ ern, während die Groß­ stadt bei steigenden Aus­ gaben für die dort beson­ ders massierten Bedürfti­ gen der Gesellschaft mit immer niedrigeren Steu­ ereinnahmen auskom­ men muß.

So hat das Viertel St. Mi­ chael zwar das Aussehen eines Dorfes oder Pro­ vinzstädtchens innerhalb der umschließenden Großstadt, die Auswir­ kungen der gesellschaft­ lichen Umwälzungen der letzten 250 Jahre sind hier aber genauso oder

sogar verstärkt präsent wie in den Stadtvierteln, die von Bauten der Jahr­ hundertwende oder un­ ser heutigen Zeit geprägt sind. Nur äußerlich scheint die Zeit stehen­ geblieben zu sein. So verstanden, hat der Begriff Heimat auch in unserer Zeit Platz.

Zur Pflege des Heimat­ bewußtseins gehört in unserer Zeit aber auch die Integration der aus­ ländischen Mitbürger. Sie stellen gerade in der In­ nenstadt einen erhebli­ chen Anteil an der Wohnbevölkerung. Nur wenn sie sich mit ihrem Wohnumfeld und ihrem Viertel identifizieren kön­ nen, werden sie Fürth auch als ihre Heimat an­ nehmen. Abzulehnen sind alle Bestrebungen seitens rechtsextremer Kreise, den Begriff Heimat mit ei­ ner völkischen, sprich rassistischen, Bedeutung zu unterlegen.

Heimat ist für alle da, die sich zu ihr bekennen. Alexander Mayer

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