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Burgervereinigung St. Michael — Altstadtbladdla

Fürther Geschichte Die U-Bahn und der Denkmalschutz Die Kritik des Altstadt­ vereins St. Michael e.V. wendet sich nicht gene­ rell gegen die U-Bahn, sondern bezieht sich auf den Abriß der Gebäude Würzburger Str. I (in Fürth besser unter dem Namen „Fischhäusla“

zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut und ist damit älter als das Rat­ haus. Das Cafe Fürst selbst wurde am 24. Februar 1869 eröffnet, besteht also über 125 Jahre.

Im Keller des Nachbar­ hauses Ludwig-ErhardStraße 4 (auch lange Zeit

der zur Zeit des ßOjährigen Krieges bis zur Alten Veste führte. Aber es könnte vielleicht der Ein­ gang zu einer jüdischen Mikwe (rituelles Tauch­ bad) sein.

und Theo Lingen, um nur einige Namen zu nennen. Die genannten Schauspie­ ler hatten ihren Stamm­ tisch im Cafe Furst und verprassten hier ihre Brotmarken.

Das Cafe Fürst entwikkelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu ei­ nem Kristallisationspunkt für Kultur und Politik. In den meisten Großstädten waren die Theater und Schauspielhäuser zer­ stört, nicht so in Fürth.

Gegenüber dem Cafe Fürst befindet sich das Anwesen Nr. 5: Geburts­ haus von Ludwig Erhard. Der traf sich nach geta­ ner Arbeit nachmittags regelmäßig mit seinem Duzfreund Max Grundig im Cafe Fürst zum Kar­ ten- und Billardspielen. Auch Gustav Schicke­ danz, der Begründer des Versandhauses Quelle, war ein alter Freund von Karl Furst senior. Max Grundig eröffnete im Haus Nr. 4, wozu er auf­ grund seines Alters einen Vormund brauchte. Erst spater wechselte Grun­ dig in die Schwabacher Straße Nr. I, wo noch bis vor kurzem ein Radiogeschaft zu finden war.

Die (Fürst-)Bekanntschaft mit Ludwig Erhard legte mit einen Grund­ stein zum kometenhaften Aufstieg des Hauses Grundig: Erhard als Wirt­ schaftsminister sorgte dafür, daß Grundig den Zugriff zu einem Wehr­ machtslager mit Elektroröhren erhielt, und das zu einem Zeitpunkt, als die Konkurrenz mangels Röhren noch gar nicht produzieren konnte.

Opfer der U-Bahn: Ludwig-Erhard-Straße 2 und 4

oder „Cafe Wasser­ mann“ bekannt) sowie der Anwesen Ludwig-Erhard-Straße 2 („Cafe Fürst“) und 4. Die Ge­ bäude stehen unter Denkmalschutz.

Das zur Debatte stehen­ de Haus Ludwig-ErhardStraße (ehemals Stern­ straße) 2 wurde in der

im Besitz der Familie Fürst, soll auch abgeris­ sen werden), einem Sandsteinbau aus dem Jahre 1887 im Stil der Neu-Renaissance, findet man einen alten Gang in den anstehenden Sand­ steinuntergrund. Der wohl etwas überspann­ ten (Familien-) Sage nach soll das ein Schacht sein.

Viele Schauspieler fanden sich deswegen zwecks Broterwerbs in Fürth ein, weil dort außer dem Stadttheater viele kleine Bühnen - wie zum Bei­ spiel der Kristallpalast in der Pfisterstraße - unzer­ stört blieben. In Fürth trafen sich Grete Weiser, Hans Richter, Hedi Fin­ kenzeller, Carl Lowitz

Das Aus für drei Gene­ rationen Cafe Fürst wur­ de 1986/87 eingeläutet. Die Fürther Stadtverwal­ tung forderte Karl Furst auf, das Haus im Rahmen des Denkmalschutzes zu renovieren. Dieselbe Stadtverwaltung übri­ gens, die heute das Cafe Fürst abreißen will. Die dringend notwendige Re­ novierung wurde auf­