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Bürgervereinigung St. Michael _ Altstadtbladdla

(Fortsetzung von Seite 9)

Auch Wein wurde frü­ her in Fürth und Umge­ bung angebaut, so auf dem Gänsberg. Er war aber nichts besonderes, man vermischte ihn mit Gewürzen wie Muskat, um ihn genießen zu können. Im Landkreis nahe Ammerndorf, wo

ren. 1814 standen nur noch sechs Brauereien. 1873 noch fünf Groß­ betriebe (Geismann, Grüner, Humbser, Mailaender, Evora & Meyer). Übriggeblieben ist nur die unsägliche Partrizier und hinzu kam Dorn-Brau im 1972 nach Fürth einge­ meindeten Ortsteil Vach.

auf einer Stufe mit Tho­ mas Mann (Thomas Mann äußerte damals, daß Wassermann mehr echtes Erzählerblut be­ sitze als er selbst). Ja­ kob Wassermann schrieb im posthum er­ schienen auto-biogra­ phischen Roman „Engelhard Ratgeber“ über den Gaulstall: „Im ersten Stock eines

Jakob Wassermann empfand die Atmo­ sphäre in Furth als be­ engend: „Erstickend in ihrer Engigkeit und Öde, die gartenlose Stadt, Stadt des Rußes und der tausend Schlö­ te, des Maschinen- und Hammergestampfes, der Bierwirtschaften, der verbissenen Er­ werbsgier, des Dicht­ beieinanders kleiner und kleinlicher Leute, der Luft der Armut ..."

Das Rote Roß

Abbruch des Fischhäusla im Februar I995.

im übrigen heute das beste Bier in der nähe­ ren Umgebung gebraut wird (Ausnahme viel­ leicht noch Unternbibert, das aber schon im Landkreis Ansbach liegt), gibt es inzwi­ schen wieder einen kleinen Rebhang. 1604 gab es 35 Bierund Weinwirte sowie 9 Bierbrauer in Furth: 1731 24 Braustätten, aber meist keine größe-

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Der Gaulstall Viele Geschichten und Mythen ranken sich um Fürths Kneipen, aber nur eine hat sich bisher einen Platz in der Welt­ literatur erobern kön­ nen: Der Gaulstall in der Blumenstraße. Über ihm wohnte näm­ lich Jakob Wasser­ mann, in den zwanziger Jahren ein vielgelesener Autor, er stand in der Publikumsgunst etwa

Hauses, in dessen Erd­ geschoß sich eine Wirt­ schaft befand. Jede Nacht drang großer Lärm herauf, in jeder Sonntagnacht kam es zu einer Schlägerei, und ein Gestochener brüll­ te alle schlafenden Be­ wohner wach. Schlim­ mer aber war für Engel­ hard das allwöchentli­ che Schweineschlach­ ten. Das Todesgeschrei schnitt ihm gar furcht­ bar durch die Brust.“

Die älteste bekannte Kneipe in Fürth ist das Rote Roß am Waag­ platz. erstmals erwähnt 1476, das heutige Ge­ bäude stammt aus dem Jahre 1664. Es wird so­ gar vermutet, daß die­ ses Gasthaus die Keim­ zelle von ganz Fürth sein könnte: der Fürther Häuserchro­ nist Gottlieb Wunsche! glaubt die vielfach um­ strittene Lage des alten karolingischen Konigshofes am „locus furthi“ auf dem Waagplatz aus­ machen zu können. Das Wirtshaus war nämlich Stammhaus von minde­ stens 15 Anwesen um den Platz herum und damit ein Hof von au­ ßergewöhnlicher Grö­ ße. Mit dem gesamten Areal war zudem das uralte und bedeutende Geschlecht derer von Eyb belehnt, und diese Belehnung muß zeitlich sehr weit zuruckliegen. Dem Altstadcverein schmeckt diese Theo­ rie natürlich gar wohl, da man somit seinen Stammsitz am Ur­ sprungspunkt Fürths hätte. Aber auch ansonsten hat das Rote Roß eine