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Burgervereinigung St. Michael Altstadtbläddla ---------

bereitet, hier war I 789 das Hauptquartier der Revolutionsleute Dan­ tons.

Kneipe, Cafe Bürgertum

und

In beinahe jeder deut­ schen Stadt hatte die gescheiterte bürgerli­ che Revolution von 1848 ihren „Stamm­ tisch". Die Revolutio­ näre trugen auch den Spitznamen „Wirts­ hausrepublikaner“. Die Parteien und Fraktio­ nen des ersten deut­ schen Parlaments in der Frankfurter Paulskirche nannten sich nach ihren Treffpunktlokalen. So gab es in der National­ versammlung u.a. den Deutschen Hof (demo­ kratische Linke), den Württemberger und den Augsburger Hof (linksliberale Mitte), das Casino (rechtsliberale Mitte), das Steinerne Haus, das Cafe Milano

und den Pariser Hof (gemäßigt-konservative Rechte).

sten Weltkrieg und zum Nationalsozialis­ mus führten.

Zu dieser Zeit war aber die Hochzeit der Cafebewegung über­ schritten. Aus einem Forum der Diskussion wurden mehr und mehr sogenannte „Prachtcafes" zur Re­ präsentation von Macht und Reichtum des Bür­ gertums. nun nicht mehr gegen den Adel, sondern mit ihm zu­ sammen. Die Entwick­ lung der Cafes war da­ mit ein Spiegelbild der deutschen Geschichte: das kommerziell erfolg­ reiche Bürgertum führ­ te spätestens nach der versuchten bürgerli­ chen Revolution 1848 den Kampf um mehr politische Rechte nicht weiter, sondern näher­ te sich politisch dem Adel und damit der Monarchie an. Diese Anpassung ist eine der vielen unseligen Wegstellungen, die zum Er­

Die Funktion des Cafes als politisches und ge­ sellschaftliches Diskus­ sionsforum ging wieder mehr auf den Stamm­ tisch in der Kneipe über. Vom Kleinbür­ gerstammtisch über den Honoratiorentreff im Ratskeller bis zu lite­ rarisch-revolutionären Runden reichte im ver­ gangenen Jahrhundert die Palette.

Kneipe und Natio­ naldichter Goethe war ein begna­ deter Kneipier. Nicht nur in Weimar findet man auch heute noch seine Stammlokale, sondern beispielsweise auch in Leipzig, wo er Auerbachs Keller zur berühmtesten deut­ schen Kneipe machte (eine der wenigen wirk­ lichen Sehenwürdigkei­

ten Leipzigs, Grimmaische Str. 2-4): Faust, von der Wissenschaft enttäuscht („Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor..."), wandte sich bekanntlich den schwarzen Künsten zu („Es möchte kein Hund so länger leben! Drum hab ich mich der Magie ergeben...") und ging ei­ nen Pakt mit dem Teu­ fel ein („Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehn!"). Ganz klar, wie dann der erste Versuch Mephi­ stos aussah. Faust einen solchen Augenblick zu verschaffen: er ging mit ihm in die Kneipe, in Auerbachs Keller. Als nächste Station kam die Hexenküche, dort ver­ abreichte er Faust ein Aphrodisiakum („Du siehst, mit diesem Trank im Leibe, bald Helenen in jedem Wei-

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