Bürgervereinigung St. Michael _ Altstadtbladdla
Fürther Maisgrießauf lauf „1/2 Pfund Maisgrieß wird ein paarmal mit kaltem Wasser gewaschen, mit halb Milch und halb Was ser weich gekocht und kalt werden lassen. Dann rührt man 3 Eigelb mit 150 Gramm Zucker schaumig, gibt die abgeriebene Scha le einer halben Zitrone und den Saft einer ganzen dazu, den abgekuhlten Maisgrieß nach und nach, schmeckt mit Salz ab, gibt den steifen Schnee der 3 Eier darunter und backt die Speise in gut gebutter ter Form eine Stunde bei mäßiger Hitze. Oben auf kann man vor dem Backen noch einige Butter flöckchen verteilen, kann auch nach Geschmack Früchte dazwischen schichten. Kosten für ca. 4 Personen: 1/2 Pfund Maisgrieß 20 bis 22 Pfg., 3 Eier 33 Pfg., Zukker 12 Pfg., 1/4 Liter Milch 6 Pfg.» Butter zum Aus streichen der Form 15 Pfg., insgesamt 92 bis 97 Pfg"
Das Waschen des Mais grieß entfällt wohl bei heu tiger Qualität, zumindest braucht man einen sehr feinen Sieb dazu, sonst wird der Grieß weg gewaschen. Ich empfehle, deutlich weniger Zucker zu nehmen (ca. 80 - 100 gr.) und die Form mit Mar garine statt mit Butter auszustreichen. Selbstver ständlich muß man/frau die Schale einer unge spritzten Zitrone neh men! - Schmeckt hervor ragend. Die Preise stimmen natür lich nicht mehr ganz, trotz Kriegsteuerung erschei nen sie heute billig; aller dings überschritt das sei nerzeitige Monatsgehalt in Fürth selten 150 Mark und die Arbeitslosigkeit war groß. Staatliches Arbeits10
Auszug aus der Stadtchronik, 14. Juni 1915. Wer kann die Kurrentschrift noch lesen? Es geht um eine „Großtat unserer braven Truppen, die mehr Würdigung verdient hätte". losengeld gab es nicht, nur die Gewerkschaften zahl ten an ihre arbeitslosen Mitglieder, auch die Stadt Fürth vergab - aber erst seit Kriegsbeginn - eine Unterstützung: Ledige er hielten wöchentlich 4
Mark, Ehepaare 6 Mark, davon 1/3 in bar und 2/3 als Suppenmarken, für je des Kind wurden 50 Pfg. zusätzlich vergeben. Des wegen gehörten beispiels weise Eier schon zum Lu xus (Preissteigerung vom
Kriegsbeginn bis Juni 1915: 75%). In jenen Jahren konnten deswegen wohl nicht alle Fürther den Maisgrießauflauf auf ihren Speiseplan setzen. Alexander Mayer
