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Bürgervereinigung St. Michael _ Altstadtbläddla

Menschen in der Fürther Altstadt Nach der inzwischen ab­ geschlossenen Serie, in der ich die für unsere Fürther Altstadt typischen Baumerkmale dargestellt habe, werde ich nun in lo­ ser Folge über Menschen schreiben, die in diesen Altstadthäusern gelebt und gewirkt haben. Es geht um Menschen, die die Stadt geprägt haben. So können auch Einzel­ biographien dazu beitra­ gen, Fürth besser kennenund verstehen zu lernen. Daß sich uns solche Le­ bensschicksale erst nach dem Ende des Dreißigjäh­ rigen Krieges erschließen, hängt mit der fast völligen Vernichtung Fürths und aller schriftlichen Zeugnis­ se im Jahr 1634 zusam­ men.

I. Paul Lersch (1635-1681) Ein außerordentlich schö­ ner Kupferstich zeigt uns

Fraveliershof

einen wohlsituierten Herrn. Säule,Vorhang mit Quaste und Wappen, ebenso die reiche Klei­ dung, die wallende Perükke und die langen Le­ derhandschuhe in der lin­ ken Hand sind Zeichen seiner Vornehmheit. Die 12

Umschrift nennt Namen und Lebensdaten: «Paul Lersch Handelsmann gebohren zu Aachen Anno 1635. Starb zu Fürth bey Nürnberg Anno 1681». Dieses künstlerisch wert­ volle Porträt stammt von dem berühmten Nürnber­ ger Kupferstecher Joa­ chim von Sandrart. Paul Lersch wurde, wie viele,die es in Furth zu et­ was gebracht haben, nicht hier geboren. Sein Vater stammte aus den Nieder­ landen und ging wegen der Gia übens Verfolgung in sei­ ner Heimat - er gehörte zur reformierten Kirche -

ins nahegelegene Aachen. Der junge Paul wurde mit neun Jahren nach Köln ge­ schickt, um Lesen, Schrei­ ben, Rechnen und den Kaufmannsberuf zu erler­ nen. Er setzte diese Aus­ bildung in Frankfurt fort, wo er mit 22 Jahren die Tochter Catharina seines Lehrherrn heiratete. Aachen - Köln - Frankfurt, die bisherigen Stationen seines Lebens, waren gro­ ße und bedeutende Han­ dels- und Reichsstädte. Aber dann, 1659, «hat endlich die sonderbare Vorsehung Gottes ihm den Weg nach unserm

Furth gebahnet, als einem Ort, da er ihm sein täglich Stücklein Brod mit Se­ gens-Wonne reichen wolte.» So blumenreich stellt es Lersch’s Freund und Biograph Pfarrer Carl Friedrich Lochner in sei­ ner Leichenrede, die an­ schließend gedruckt wur­ de und durch die wir so viele Einzelheiten wissen, dar. 1659, als Lersch nach Furth kam, ging es dem Ort noch sehr schlecht. Der kleine Marktflecken reichte von der Brücke über die Rednitz (heutige Maxbrücke) bis zur Waag-