Seite:Altstadtblaeddla 032 1997-1998.pdf/32

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

9

Burgervereinigung St. Michael _ Altstadtbladdla

stein über der Haustür ein Weberzeichen mit der Inschrift IAR 1846 (= Johann Andreas Roßteuscher). Früher zierten das Gebäude seitliche Rundbogentüren mit gerundeten Freitreppen, wie alte Fotos noch zei­ gen: sie wurden 1887 be­ seitigt. Das Haus ist Ge­ burtshaus des Kunst­ händlers Josef Maillinger (1831-1884), dessen Sammlung zum Grund­ stock des Münchner Stadtmuseums wurde. Heute gehört das Haus der Familie Lechner. Es ist eine der Aufgaben des Altstadtverein, die Sanierung geschichtsträchtiger und im Stadt­ bild exponierter Stätten zu fördern, um so eine gemeinnützige Wieder­ belebung und Gesundung des Viertels St. Michael zu erreichen. Beim An­ wesen Marktplatz Nr. 4 wurde von der Familie Lechner Beispielhaftes geleistet. Die Prämie ver­ steht sich als Anerken­ nung dieser Leistung.

Renovierung der Uh­ ren von St. Michael Wann das erste Ziffer­ blatt ursprünglich ange­ bracht wurde, ist mir nicht bekannt. Jedenfalls ist es schon auf dem Boener-Stich von 1704 zu se­ hen. Die vier oberen Ziffernblätter kamen ur­ sprünglich bei einer Re­ novierung 1883/84 hinzu. Die ersetzten oberen Zif­ fernblätter stammen aus der Nachkriegszeit, da ihre emaillierten Vorgän­ ger durch Kriegseinwir­ kungen (der Turm war im April 1945 Gefechts­ stand der Wehrmacht) stark gelitten hatten. In der Notzeit nach 1945 verwendete man dann sehr billiges Material, so daß die Uhren stark erodierten. Mit der Unterstützung der Restaurierung knüpft der Altstadtverein auch an sei­ ne eigene historische Tra­ dition an: Eine der erste Aktivitäten nach der Gründung war im Herbst 1975 eine Spendenaktion

Fahrschule Lechner GmbH Ausbildung aller Klassen, LKW u. Bus 90762 Fürth. Marktplatz 4, Tel. 77 27 72 90765 Fürth-Stadeln, Herboldshofer Str. 52 90427 Nbg.-Großgründlach, Offenbacher Str. 14 Tel. 09 11 /30 19 10

Öffnungszeiten: Mi, Do: 17.00-20.30

32

Der Altstadtverein gab mit einem Zuschuß von I5.000 Mark den Anstoß zur Renovierung der arg mitgenomme­ nen fünf Kirchturmuhren von St. Michael. Auf dem Bild ist das abmontierte große Einzelzifferblatt zu sehen. Die fünf neuen Ziffernbldtter können nun jederzeit im Origi­ nal besichtigt werden. Foto: A. Mayer zugunsten der Beleuch­ tung des Kirchturms von St. Michael. In der nach der Zerstö­ rung im Dreißigjährigen Krieg fast völlig neu er­ bauten Altstadt ist die Michaelskirche das ,.ein­ zige mittelalterliche und zugleich das ehrwürdig­ ste und geschichtlich be­ deutendste Baudenkmal“ (Heinrich Habel in sei­ nem Standardwerk: „Denkmäler in Bayern, Stadt Furth"). Die 1349 erstmalig erwähnte Kir­ che entstand im 11./12. Jh. als Tochterkirche der Martinskapelle im Red­ nitzgrund. Mitte des I4. Jh. wurde St. Michael die Hauptkir­ che. St. Lorenz in Nürn­ berg war übrigens zu­ nächst Filialkapelle von St. Michael, worauf man die Nürnberger nicht oft genug hinweisen kann. Bis I5I3 holte allerdings der Nürnberger Rat das Recht der Pfarrstellenbe­ setzung, das bislang der Bamberger Bischof inne­ hatte, nach Nürnberg. So wurde St. Michael einige Jahrhunderte lang Aus­ gangspunkt des Nürnber­ ger Einflusses in Fürth, so kam auch schon früh

(I524, nach anderen An­ gaben I 526) die Refor­ mation nach Furth. Begonnen wurde der Bau an St. Michael wohl um 1100. Bemerkenswert ist die Ausrichtung des Ge­ bäudes auf den Sonnen­ aufgangspunkt des I I. November (Martinstag), also nicht auf jenen von St. Michael (29. Septem­ ber). Dies ist als Huldi­ gung der älteren Kapelle im Rednitzgrund zu ver­ stehen. Die Längswände des saalformigen Langhauses stammen wohl z.T. noch aus romanischer Zeit und sind damit der älteste Teil der Kirche. Der Turm entstand um 1400 (45 m hoch), das ab­ schließende Achteckge­ schoß wohl in den ersten Jahrzehnten des I5. Jhs., der spätgotische Chor um 1480. Das frühe I9. Jh. brachte den Verlust fast der gesamten alten Ausstattung, puristische Reinigungen von 1815 u. 1830 hinterließen nur das Sakramenthäuschen von I507. Als besonderer Verlust sei erwähnt: Den „Fürther Altar" oder Kunigundenaltar (I497) ver­ kaufte die Kirche 1815 an