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Bürgervereinigung St. Michael _ Altstadtbladdla

Fürther Maisgrießauflauf 1915 Stadtchronik, 2. Mai 1915: „In der städtischen Frei­ bank (Waaggasse) wurde nachm. 3 Uhr mit dem Ver­ kauf der eingelagerten Stadt. Fleischbestände be­ gonnen. Es wurden nieder­ bayerisches Rauchfleisch (Schinken und Bauern­ geräuchertes) zum Preise von I Mark 25 Pfg.für das Pfund in Gewichtsgrößen von 1/2 Pfund bis zu 2 Pfund abgegeben. Lange vor dem angesetzten Ter­ min war der Roßwirtshof schon gedrängt voll Käu­ fern. Als der Verkauf be­ gann. hatten 3 Schutzleu­ te vollauf zu tun, um die Ordnung aufrecht zu erhalten.Als bekannt wurde, daß auch Nürnberger, Zirndorfer und Burgfarrnbacher anwesend seien, die einkaufen wollten, gab es unter der Menge eine große Erregung und wenn die Polizei nicht eingegrif­ fen hätte, wäre es zu Tät­ lichkeiten gekommen. Kurz nach 4 Uhr mußte die Freibank geschlossen

werden, da schon ausver­ kauft war (derVerkauf war bis 7 Uhr geplant). Viele Hunderte mußten unver­ richteter Dinge wieder zurückkehren. “

Fürth im Krieg Der Krieg tobte nun schon fast ein Jahr. Die Bevölkerung in Fürth war ganz überwiegend im Glauben, einen gerechten Verteidigungskrieg zu füh­ ren. Der Krieg zeigte im Fürther Alltag vielerlei Ge­ sichter: Flaggenschmuck, Glockengeläute und pa­ triotische Ansprachen bei jeder Siegesnachricht.Auf der anderen Seite: Immer neue Verletztentransporte erreichten die zahlreichen Lazarette der Stadt, hohe Arbeitslosigkeit herrschte und ab November 1914 stiegen die Leben sm ittel­ preise immer schneller. Die Stadtverwaltung kauf­ te Kartoffeln und gab sie zum Selbstkostenpreis ab, 45 städtische Bedienstete

HEINZ SIEBENKÄSS STFJNBILDHAUERMEISTER

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kochten Bohnen und Obst für den Winter ein, fünf Volksküchen gaben täglich 8.100 Portionen aus.Vom Kriegsbeginn bis zum Mai 1915 hatten sich die Schweinefleisch- und Kar­ toffelpreise verdoppelt, vor allem wurde Weizen­ mehl knapp. Reines Wei­ zenmehl durfte nicht mehr abgegeben werden, an seiner Stelle trat Kriegsmehl (Mischung aus Roggen- und Weizen­ mehl), ab Februar 1915 gab es Brot und Mehl nur noch gegen Bezugsschei­ ne. Die Stadt suchte nach Ersatz.

Stadt kauft Maisgrieß Am 14. Juni 1915 ver­ merkt die Stadtchronik: „Die städt. Lebensmittel­ kommission hat Mais in großen Mengen einge­ kauft. Der daraus herge­ stellte Maisgrieß und das Maismehl kann zu allen Speisen verwendet wer­ den, die bisher aus Weizen­

grieß und Weizenmehl ge­ macht wurden. Das Pfund kostet 40 Pfg.und ist ohne Brotmarken zu erhalten (das Pfund Kriegsmehl, wie es jetzt zu kaufen ist, kostet 25 Pfg., der Nähr­ wert des Maismehles soll jedoch ein höherer sein).“ Nun hatten die Stadtwer­ ke schon vor dem Krieg eine Dame zwecks Werbetätigkeit für den Gasabsatz zu Koch- und Heizzwecken eingestellt; aufgrund der immer wei­ teren Verbreitung der elektrischen Beleuchtung war nämlich der Gasab­ satz zurückgegangen. In der Gaslehrkuche wurden im Juni 1915 Rezepte für Maismehl und Maisgrieß zusammengestellt und ausprobiert: Polenta-Suppe, Maisgrießsuppe, Mais­ mehl-Eierkuchen, Mais­ grießauflauf, Maisgrießbrei, Maisgrießschnitten und Maismehlkuchen. Ein von mir 82 Jahre spä­ ter nochmals ausprobier­ tes Rezept möchte ich den Lesern nicht vorenthalten:

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