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Bürgervereinigung St. Michael Altstadtbläddla —

Internet-Szene in der Altstadt: das Falken’s Maze Bevor wir voll in das Computer Zeitalter einsteigen, wirft das Altstadtbläddla selbstredend zu­ nächst einen Blick zurück. Die Königstraße 78 - Domizil des Falken’s Maze - wurde 1748 er­ baut. ist damit 250 Jahre alt. Ein Brand beschädigte 1878 das Ge­ bäude, die Balkendecke im Falken’s Maze dürfte aber noch im Originalzustand sein Der Kontrast der ehrwürdigen Holz­ balken zum virtuellen Compu­ ter-Geschehen darunter könnte zwar größer nicht sein, macht aber gerade den besonderen Reiz des Domizils aus. Aber noch bleiben wir etwas in der Vergangenheit. Friedrich der Große und Maria Theresia re­ gierten, als das heutige Falken’s Maze erbaut wurde, kurze Zeit später brach der Siebenjährige Krieg aus (1756 - 1763), unter dessen Wirren auch Fürth nicht

wenig zu leiden hatte; vor allem war der zu jener Zeit anwachsen­ de jüdische Bevölkerungsanteil (1780 erreichte er den Höchst­ stand von ca. 22 Prozent) betrof­ fen: Die Juden waren im wahrsten Sinne des Wortes die Zahlmeister bei jedem Truppen­ durchzug.

Jüdische Schicksale

Die Königstraße 78 kam 1759 in jüdischen Besitz (Isaac Abra­ ham) und blieb dies bis 1939. 1778 wird Simon Mannes als Besitzer genannt, dessen Nach­ fahren um 1840 wohl auch schon ein Cafe betrieben. 1880 bis 1920 ist das Haus im Ei­ gentum einer Familie Roth­ schild. ab 1920 zeichnet Bern­ hard Gutmann als Besitzer. Bernhard Gutmann war Lehrer und Vorbeter, er emigrierte mit

seiner Frau Hedwig 1939 nach Dänemark. Sie konnten dort an­ scheinend während der deut­ schen Besetzung untertauchen, so daß sie dem Konzentrations­ lager entkamen. Nach dem Krieg machte Hedwig Gutmann erfolgreich Ansprüche auf das „arisierte" Haus geltend („arisiert“ bedeutet bestenfalls: unter Zwang weit unter Wert verkauft). Obwohl direkt nach dem Krieg im Besitz einer deut­ schen Lebensmittelhändlerin, wurde einige Jahre später wie­ der Hedwig Gutmann, Kopenha­ gen, als Eigentümerin verzeich­ net (1956). Frau Gutmann ver­ kaufte es aber bald wieder an den inzwischen im Erdgeschoß eingezogenen Blumenhändler Kauppert. Ein Sohn der Familie Gutmann emigrierte von Fürth aus im Jah­ re 1938 nach Palästina. Ein tra­ gisches Schicksal erlitt ein wei­ terer Sohn, Berthold Gutmann. Er war anscheinend nervenkrank 25