Bürgervereinigung St. Michael _ Altstadtbläddla
verkaufte ihren Besitz in Bislohe für 36.000 Gulden an „Gutszertrümmerer“, da es unrentabel geworden ist. Oie versteigerten das Schloß und die Bauernhöfe noch im gleichen Jahr. Die Schloßlagelöhner erwarb ihre Häuser für billiges Geld und be gannen auf dem erworbenen Grund eine kleine Landwirt schaft. Eine Familie Bauer kaufte das Schloß und richtete gleich eine Gastwirtschaft ein. Ein Gebäude nach dem anderen fiel der Spitz hacke zum Opfer. Der Trümmer schutt der Schloßbauten wurde als Befestigungsmaterial für Wege und Landstraßen verkauft. Das Schloß wurde in einen Bau ernhof verwandelt. Der vertrock nete Wassergraben wurde mit Schutt und Abfall aufgefüllt. Die Räume im ehern. Schloß dienten als Heuschober, als Lagerraum für Tabak und Viehställe. Das ehern. Schloß diente bis zum 16. Mai 1909 als Gastwirt schaft. an diesem Tag brannte das Anwesen ab. Im Saal wurde getanzt und während dieser Zeit fiel ein Zündholz oder Zigaret tenstummel durch den Ritzen des Tanzboden in das darunter
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befindliche Heu. Die im Saal an wesenden Gäste konnten sich mit knapper Not retten. Nach dem Brand wurden die letzten Mauerreste des Bisloher Schlosses niedergerissen. Von den übrigen Schloßgebäude ist noch ein Teil zu sehen, ein ein stöckiges Gebäude. Der letzte Rest des Schloßes der Herrn Schwab von Bislohe ist heute noch in der Bisloher Hauptstra ße 6 zusehen. Bislohe gehörte bis 1972 zum Landkreis Fürth und wurde im Zuge der Gebiets reform zum Stadtgebiet Fürth eingegliedert. Die Schloßkapelte
Aus dem Jahre 1543 gibt es eine Aufzählung, welche Dörfer zum Poppenreuther Pfar rspengel ge hören. Unter ihnen wird auch Bislohe genannt. Diese Aufzäh lung zeigt, daß der Ort Bislohe zum Poppenreuther Pfarrbezirk gehörte. 1543 war die Existenz einer Kapelle oder einer kirchli chen Handlung nicht bekannt. Dies bedeutet natürlich noch nicht, daß nicht im Schloß eine kleine Familien- und Hauskapel
le der Schloßherren vorhanden sein konnte. Erst in den Jahren nach dem Dreißigjährigen Krie ges, als das Schloß erbaut wur de. entstand auch eine kleine Kapelle an der Einfahrt zum Schloßgelände. Die Kapelle wird im Jahre 1670 zum ersten Mal belegt, als der Poppenreuther Pfarrer Fronmüller mit dem Sch loßbesitzer von Schwab über die Zugehörigkeit zum Pfarrspengel in Streit geriet. Der Plärrer von St. Sebald hatte in der Kapelle eine Trauung vorge nommen Als der Schulmeister im Auftrag vom Poppenreuther Pfarrer die Stolgebühren abho len wollte, weigerte ihn der Herr von Schwab die Zahlung. Der Streit ist in Güte beigelegt wor den, denn in den Jahrzehnten darauf tritt der Poppenreuther Pfarrer in mehreren Urkunden der Bisloher Schloßherren als Zeuge in Rechtsgeschäften auf. Im Jahre 1718 wird das kirchli che Bauwerk in Erbbrief des Herrn Friedrich Wilhelm von Schwab erwähnt, darin werden die zum Schloß gehörenden Ge bäude aufgezählt. Aus dem Pop penreuther Kirchenbücher geht hervor, daß die Kapelle für
kirchliche Zwecke benützt wur de. Es wurden auch Bisloher Bauernkinder dort getauft. Nach dem Katasterplan 1835 hatte die Kapelle eine Grundfläche von 34 qm, bei einer Breite von 4,5 m und einer Länge von ca. 8 m. Die Türe war an der Schmalseite der Kapelle, vier Fenster, zwei auf jeder Seite. Auf dem Walmdach befand sich ein kleines Türm chen. Bei der Versteigerung des Schlosses im Jahr 1859/60 wur de das Schicksal der Kapelle be siegelt, bei der Auktion ging sie in die Hände eines Schloßlage löhner über. Das Tagelöhnef haus diente als Bauernhof, un mittelbar daneben wurde ein Kuhstall gebaut, und die Kapelle diente dann als Folterkammer. Im Zuge der Vergrößerung des Kuhstall fiel die Kapelle im Jah re 1887 der Spitzhacke zum Op fer. Die letzten Einrichtungsge genstände wurden dann entfernt. Der Taufstein diente am Hof brunnen als Absetzstein für die Wassereimer. Von der Kapelle ist heute nichts mehr vorhanden. Robert Schönlein