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Altstadtverein Fürth _______

Arne Stahl und das Licht der Toskana Erinnerung

Bild und Vorbild

Toskana ist Sehnsucht, so emp­ fanden es schon unsere Groß­ väter und Urgroßväter, wie nicht zuletzt das Fürther Rathaus be­ weist. Man sitzt im Weingut, be­ trachtet die Sonne hinter den mittelalterlichen Türmen eines Bergstädtchens. später den Auf gang eines unwirklich riesigen

Meine Erlebnisse. Die Bilder von Arne Stahl erkenne ich wieder. Seit 1993 zeigt er alljährlich im trüben Fürther Herbst seine Bil­ der aus der lichtdurchfluteten Toskana in der Freibank. Arne Stahl, 1963 in Werbeck bei Schweinfurt geboren, studierte Germanistik und Kunsterziehung an der Universität Nürnberg/Er­

Arne Stahl und seine Bilder aus Toskana sind alljährlich in der Freibank zu Gast, wo...

Mondes, dessen kühles Licht die sanft geschwungenen Hügel­ kurven umrahmt. Durch silbern schimmernde Olivenhaine stram­ pelt keuchend der einsame Fürther zum nächsten Dorf, be­ festigt an einem Hügel geklebt, auf dem kleinen Platz Cappucci­ no für ein paar Pfennige, die Zuckerdose wird abgefüllt, um den chronischen Kohlen­ hydratmangel zu begegnen. Der öffentliche Wasserhahn wird leergetrunken und dann geht es weiter. Plötzlich eine Senioren­ radlergruppe, mit der der einsa­ me Fürther in Florenz einfährt wie Jan Ullrich in Paris. Wieder weiter, viel Pastell, einsame Ge­ hölze im Schutz hoher Zypres­ sen, ein Bergstädtchen. Aus ei­ ner dunklen Kellertür wird eine Flasche bernsteinfarbigen Wei­ nes herausgereicht.

langen. Dort war Wendelin Ku­ sche sein Lehrer, der in der Tra­ dition des deutschen Expressio­ nismus und der „Neuen Sach­ lichkeit“ steht. Arne Stahl nennt zudem Paul Cezanne als Vorbild in der Landschaftsmalerei und beim Stilleben. Cezanne befaßte sich vornehm­ lich mit Landschaftsmalerei, malte französische Städtchen, Gebäude und Landschaften und war stilistisch im Impressionis­ mus geborgen, ebnete dabei aber schon den Weg zum Ex­ pressionismus. Wer mit den bei­ den Begriffen nichts anfangen kann (keine Schande): Der Im­ pressionismus entstand in den 60er Jahren des 19. Jahrhun­ derts im Frankreich. Im Gegen­ satz zur jahrhundertealten Tradi­ tion der Atelierkunst (neutrales Nordlicht und damit kühle Far­

ben) malten sie im Freien, mal­ ten Alltägliches. Ihre Farben sind heller, die Konturen unscharf, alles um 1870 ein Sakrileg. Heu­ te gelten diese Bilder als allge­ mein verständlich und beliebt, was von moderner Malerei ja nicht immer gesagt werden kann. In Ansätzen findet sich bei Cezanne aber auch das, was später für den Expressionismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts typisch wurde: Die vom Maler bestimmte „innere Aussage" des Objekts wird wichtiger als die wahrnehmbare Wirklichkeit, der abgebildete Gegenstand kann verändert und deformiert wer­ den, die Farben haben einen Ei­ genwert, so kann ein blaues Pferd „richtiger" sein als ein in natürlichen Farben gemaltes. Arne Stahl liegt deutlich näher am Impressionismus und der Betrachter dankt es ihm. In Tü­ bingen stand ich bei einer gro­ ßen Cezanne Ausstellung lange an (von der Anfahrt ganz zu schweigen), um dann durch eine Ausstellung gedrückt und ge­ schoben zu werden. In Fürth kann ich mir jedes Jahr ganz gemütlich Arne Stahl anschau­ en. dessen Impressionen mir näher stehen. Ich will natürlich

nicht behaupten, Arne Stahl sei besser als der alte Meister, aber ich erkenne mehr an Eindrücken wieder, meisterhaft übersetzt und aus der Toskana überliefert. Das Bergdorf, die Felsenstadt, das Dorf mit Ginster, die Landschaft mit Disteln, das mittelalterliche Felsenstädtchen Pitigliano, die Heckenrosen, die Schmetterlingswiese, die Hügel­ ketten.. Leichte spontane Pinselschrift, Atmosphäre, Flim­ mern. Eindrücke. Wir hoffen, Arne Stahl und die Toskana blei­ ben uns erhalten.

Alexander Mayer Arne Stahl Internet-Ausstellung ab 15. Januar 2000. www.altstadtverein-fuerth.de

... sie interessante Kontraste werten. Fotos: A. Mayer

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