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Alcstadtverein ________ Furth

Jahresbericht der AG Archäologie für das Jahr 2000 Die wöchentlichen Treffen im Keller wurden in diesem Jahr mit der Bearbeitung des Materi­ als aus dem Jüdischen Museum begonnen. Durch einen Zufall war Ralf Röder auf das Fundgut gestoßen, das 1995 bei Gra­ bungsarbeiten im Innenhof des Jüdischen Museums gefunden und in einem Schuppen des Bauhofgeländes in Stadeln de­ poniert worden war Das Materi­ al wurde gewaschen und Scher­ ben, die zusammen gehörten, wurden geklebt. Besonderheiten unter der Keramik: ein Bauern­ teller mit Mahlhorndekor und ei­ ner noch nicht identifizierten Fahnenumschritt mit der Jahres­ zahl 1790 sowie drei mittelalter­ liche Scherben, davon eine Randscherbe. Nach den Gra­ bungsunterlagen, die der Aus­ gräber Claus Vetterling aus Bamberg dem Hochbauamt überlassen hatte, geht hervor, daß sie aus dem Befund 33 stammen, einer fast vollständig durch moderne Bebauung zer­ störten Grube und damit als An­ zeichen zu werten sind, daß die Siedlungsrelikte hier bis ins Mittelalter zurückreichen. Die Restaurierung und Sichtung des Materials aus der Kreuzstra­ ße wurde ebenfalls fortgesetzt. Durch einen Besuch beim Lehr­ stuhl für Mittelalterarchäologie in Bamberg zur Altersbestim­ mung der Keramik wurde das Alter unserer Scherben bestätigt - um 1000 n.Chr. Dennoch konnten zwei Scherben mit be­ sonderen Merkmalen aussortiert werden: Zum einen handelt es sich um eine kreisrund abge­ zwickte Wandscherbe eines Ge­ fäßes, die als Spielstein zu inter­ pretieren ist, was sozialge­ schichtlich einen Einblick auf die Freizeitgestaltung zuläßt, zum anderen kann eine Rand­ scherbe als urnenfelderzeitlich, ca.. 1200 - 800 v. Chr., ange­ sprochen werden. Das heißt, daß zu befürchten ist. daß die 22

mittelalterlichen Siedlungsakti­ vitäten bereits ältere Siedlungs­ spuren zerstört haben.

ren des Gerüstbaus für eines der Hofgebäude interpretiert wur­ den. Die Sondierung im Ratzen­ gang zwischen den Rückgebäu­ den und dem Nachbargrund­ Unsere Grabungen stück ließ erkennen, daß eine Am 26.2.2000 haben wir uns an abgerissene Mauer in der Ge­ einer Grabung des Vereins bäudeflucht als Indiz zu werten nichtstaatlicher Archäologen ist, daß der Ratzengang erst in unter Dr. Peter Vychitil auf der einer späteren Grundstückser­ Wüstung Zennhausen beteiligt. weiterung dem Grund zuge­

gulär angelegt worden war und mit weiteren Siedlungsresten gerechnet werden konnte. Nach­ dem mehrere Überreste der be­ kannten historischen Bebauung auf diesem Grundstück freigeleg! waren, stießen wir in ca. 70 cm Tiefe auf eine schwarze Schicht, die nur Keramik des 10./11. Jahrhunderts enthielt. Beim Abtragen dieser mittelal­

.Museum im Schaufenster’ in der Geschäftsstelle des Attstadtvereins Waagplatz 2. Diesjähriges Thema: .Weben im Mittelalter". Rechts Thomas Werner, Leiter der AG Archäologie. Foto: A. Mayer.

Die Erfahrung, Siedlungsreste schlagen worden war. Die Gra­ im freien Feld und nicht in der bungen mußten leider aus siengen Stadt zu graben, tat uns cherheitstechnischen Gründen sehr gut. Leider fehlte uns bis­ abgebrochen werden. her die Zeit, den Kontakt zu den gleichgesinnten Archäologen zu Neue Erkenntnisse zur Sied­ vertiefen. lungsentwicklung brachte die Grabung neben dem Jüdischen Die Grabung im Hof Königstraße Museum Königstr. 91-93. Hier 49-53 wurde von März bis Mai wurde in einer ersten Grabungs­ fortgesetzt. In einem 2. Sondie­ kampagne von Ende Juni bis rungsschnitt im Hof wurde die Mitte September eine Fläche Belundsituation vom Vorjahr be­ von ca. 12 qm geöffnet. Ausge­ stätigt: eine Anschüttung des 16. hend von der Auswertung des Jahrhunderts machte den Hot Grabungsmaterial aus dem In­ aus Richtung Königstraße be­ nenhof des Jüdischen Muse­ gehbar. Außerdem waren in die­ ums, das die Relikte einer mit­ sem Auffüllmaterial die Profile telalterlichen Grube hervor­ von jüngeren Postenlöchern zu brachte. war klar, daß dieser beobachten, die als Bodenspu­ mittelalterliche Befund nicht sin­

terlichen Schicht stellte sich heraus, daß daraus fast kreis­ runde Eintiefungen in den ge­ wachsenen gelben Sand einge­ bracht worden waren. Wir waren auf die tiefsten Bereiche von Pfosten löchern gestoßen, von denen zwei aufgrund darin ange­ troffener Gltmmerkeramik klar dem Mittelalter zuzuweisen sind. Neben den Befunden der Kreuz­ straße aus dem letzten Jahr, die nach Vergleichen von Gra­ bungsergebnissen aus Roßtal mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Grubenhaus gehört ha­ ben, läßt sich am Jüdischen Museum eine zweite Form der mittelalterlichen Bebauung nachweisen - der Ständerbau,