Altscadtverein ________ Fürth
Knopfmacher und Knochenschnitzer Der historische Hintergrund Das historisch sehr früh greif bare Drechslerhandwerk halte in bestimmten Bereichen Spe zialisten hervorgebracht, über die aus den Quellen zwar weni ger bekannt ist, zu denen aber durchaus die Knopfmacher zu rechnen sind. Sie waren im en geren Sinne keine Dreher, die ein Werkstück bearbeiteten, sondern Spezialisten des Hohl bohrens, die aus einem Werk stoff etwas heraus drehten, dennoch fällt es aufgrund ihrer technischen Fertigkeiten schwer, hier einen Unterschied zu machen. Nach dem Chroni sten Fronmüller werden Drechsler in Fürth erstmals um 1700 ansässig. 1717 besaß der „Trexler Wagner“ bereits drei Anwesen im Ochsenhöflein (Ostteil der heutigen Pfarrgas se). Als Spezialisten können ein namentlich nicht bekannter Metallknopfdrechsler und der „Bein Drexler Walter“ angeführt werden, der am Eingang zum später so bezeichneten „Roßnershof" in der Gustavstraße wohnte. Letzterer hatte sich of fensichtlich auf die Verarbei tung von Knochen spezialisiert. Recht früh genossen Drechsler hohes Ansehen im Ort. So ist beispielsweise der Drechslermeister Heinrich Schneider 1727/28 als einer der drei dompröpstischen Bürgermeister
bekannt. Dieses Amt setzte vor aus, daß er mindestens im Be sitz eines viertel Hofes sein mußte, eines Wohlstandes, den auch der Wagner im Ochsen höflein durchaus vorweisen konnte. 1718 bekamen Fürther Drechsler eine bambergischdompropsteiliche. 1759 eine ansbachische Handwerksord nung. Als Fürth 1791 preußisch wurde, gab es 96 Drechsler. Die Werkstattreste
der Pfarrgasse
Abb. 1: Werkstattabtall aus der Matenatvorbereitung. Foto: T. Werner.
Die aufgefundenen Werkstattre 18. Jahrhundert einordnen und Der Bohrabfall aus der Produk ste aus Knochen, die 1997 bei fallen damit in die chronologi tion (Abb. 2) ist teilweise mit archäologischen Grabungen in sche Nähe des historisch nach Ausbruchspuren versehen, so der Pfarrgasse entdeckt wur weisbaren Drechslers und daß auf einen schrittweisen Ar beitsablauf geschlossen wer den kann. Das Handwerk
Abb. 2: Bohrabfall aus der Produktion. Foto: T. Werner.
den. lassen sich zeitlich in die Grundstückbesitzers im Och 2. Hälfte des 17. bis ins frühe senhöflein, sowie dessen Nachbarn, einem .Bein Drex ler“. Zu unterscheiden ist Werk stattabfall aus der Materialvor bereitung von Abfällen aus der Produktion. Die Gelenkstücke der Knochen wurden abgesagt (Abb. 1.), die röhrenartigen Mittelstücke aufgespalten. An einem Stück lassen sich deutli che Schnitzspuren zur Entfer nung von Spongiosaresten be obachten, das sind die schwammartigen Innenberei che der Knochen. Damit war die Vorgabe für die Materialstärke bestimmbar und der Werkstoff Abb. 3: Knochenknopf im Bohrabfall der Pfarrgasse. Foto: T. Werner. zur Weiterverarbeitung fertig. 26
Die Vermutung, daß hier Knöp fe ausgedreht wurden, legt ein Knochenknopt vom Fundplatz Wilhelm-Löhe-Str. 18 nahe, der in den Drehradius eines der Werkstattfeste paßt (Abb. 3 u. 4) und dem gleichen Zeithori zont angehört. Er stammt aus dem Anschüttungspodium des Vorgängergebäudes von Wil helm-Löhe-Str. 18. von dem es auf dem Siedlungsplan von Jo hann Georg Vetter 1717 heißt, daß es neu errichtet worden sei. Ein Vergleichsfund liegt uns vom Burgstall Niedersenften berg bei Gunzendorf, Lkr. Bam berg (Abb. 4) vor, dessen letzte historische Erwähnung von 1728 stammt, als die Burgstel le zum Abbruch verkauft wurde. Die handwerkliche Tätigkeit des Knopfmachers kann mit der des Rosenkranzperlenmachers, des sogenannten „Paternosterers“ verglichen werden wie er uns aus Darstellungen des Hausbu ches der Mendeischen Zwölf brüderstiftung zu Nürnberg aus dem 15. Jahrhundert bekannt ist. 1604 erwähnte der Dinkelsbüh-