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Altstadtverein Fürth________

ler Zeuch- und Teppichmacher Lochverstärkung mußten ge­ Gerät gibt eine Vorstellung von Jakob Feßlein einen Perlenma­ drechselt werden. Ungeklärt den hygienischen Verhältnis­ cher in Fürth. Da er aber offen bleibt, ob dieser Prozeß vor sen des 17/18. Jahrhunderts. ließ, mit welchem Material die­ oder nach dem Ausdrehen der Im Sterberegister des Pfarramts St. Michael findet sich der Ein­ trag übet den Müller Andreas Wäschenfelder vom 4. Septem­ ber 1624: „ein man bey 40 jaren, alhie zu Fürth, ist schier von den leusen gefressen wor­ den ..* Der einlagige Doppel­ kamm aus der Pfarrgasse und die ausgebrochenen Zinken ei­ nes vergleichbaren Kammes von der Wilhelm-Löhe-Str. 18 sind Zeugen dieser Verhältnis­ se (Abb. 5).

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Gelenkteile von Rinderknochen gefunden wurden. Offensicht­ lich war dieser Werkstattabfall mit Bauschutt und anderen Ab­ fällen in das Anschüttungsma­ terial des Hanges am Ausgang der Pfarrgasse gekippt worden, bevor das Vorgängergebäude 1817/18 errichtet wurde. Damit sind die Knochen zwar ca. 100 Jahre jünger als das oben be­ sprochene Material, der Hin­ weis des Häuserchronisten Gottlieb Wunschei, daß 1821 der Drechslermeister Johann Held Eigentümer des Anwesens Pfarrgasse 5 war, läßt aber ver­ muten, daß die Verarbeitung von Rinderknochen in dieser Das Material Gasse in einer langen Tradition Abb. Knochenköpfe von Fürth und Niedersenftenberg. Foto: T Werner. Leider ist das Knochenmaterial stand. ser Perlenmacher zu tun hatte - Knöpfe vorgenommen wurde. der Pfarrgasse bisher noch 1827 bekam die Gasse die Bedie Herstellung von Glasperlen Zum Schluß wurden die vier nicht bestimmt worden. Eine Zeichnung „Pfarrgasse“, woher erforderte ganz andere techni­ sche Kenntnisse - kann nicht gesagt werden, ob damals be­ reits Perlen aus Holz oder Kno­ chen ausgedreht wurden. Die Abfälle aus der Pfarrgasse lassen erkennen, daß der Werk­ stoff nur einseitig durchbohrt wurde und nicht wie bei den Rosenkranzperlen von zwei Seiten, so daß auf halber Dreh­ höhe eine Stoflnaht sichtbar wird. Konnte der Hohlbohrer die Mater jalstärke nicht voll­ ständig durchbohren, wurden die Knopfrohlinge aus dem Werkstoff heraus gedrückt. Technisch waren Knoplmacher und Paternosterer gleich aus­ gerüstet. In ihrer Werkbank konnte die horizontal ange­ brachte Spindel mit dem Hohl­ bohrer, die sich mit einem Bo­ genantrieb in zwei gegensätzli­ Abb. 5: Läusekammreste aus Fürth. Foto: T. Werner. che Richtungen bewegen ließ, Überprüfung der Fundstellen in die Bezeichnung „Ochsenhöf­ mit dem Knie gegen das Werk­ Knopflöcher gebohrt. stück gedrückt werden. Als Festzuhalten bleibt aber, daß verschiedenen Städten, an de­ lein" stammte, konnte sich Führung hatte der Hohlbohrer sich mit gleicher Ausstattung je nen vergleichbarer Werkstatt­ auch Gottlieb Wunschei nicht einen zentralen Dorn, der durch nach Auftragslage sowohl Per­ abfall gefunden wurde, läßt erklären. Die Wiederauffindung den Rohling durchgesteckt und len als auch Knöpfe herstellen aber erkennen, daß die abge­ von Werkstattabfällen, die auf von einem Lager in der Werk­ ließen. sagten Gelenkteile überwie­ eine Verarbeitung von Rinder­ gend von Rinderknochen stam­ knochen schließen lassen, soll­ bank gehalten wurde: das er­ te nach dem oben gesagten un­ men. klärt die zentralen Löcher der Die weitere Pro­ Knöpfe, die zudem aut der Nun wollte es der Zufall, daß in bedingt berücksichtigt werden, duktpalette den Pfingstferien der Boden ei­ wenn man nach den Ursprün­ Schauseite verstärkt sind. Hier wird die Nähe zum Drechsler­ Ein anderes Produkt aus der ner Klasse im Erdgeschoß der gen der Bezeichnung „Ochsen­ handwerk deutlich, denn so­ Knochenverarbeitung ist der Grundschule am Kirchenplatz höflein" sucht. wohl die konzentrischen Ver­ Läusekamm mit seinen fein ge­ erneuert werden mußte und bei zierungsriefen als auch die sägten, kurzen Zinken. Dieses diesen Bauarbeiten abgesägte Thomas Werner 27