Akscadtverein Fürth _______
Der Matzenbeck von Fürth Spaziert man vom Kohlenmarkt kommend in den Nordteil der Hirschenstraße, so fallen einem die einheitliche Bebauung, meist trautseitiger dreigeschos siger Wohnhäuser des mittleren 19. Jhs. mit Sandsteinfassaden auf. Nach kurzer Zeit kommt man an einem Haus vorbei, das sich auf der linken Straßenseite befindet. Es ist ein Wohnhaus, romanisierend und reich geglie dert mit einem auffallend flachgiebeligem Zwerchhaus in der Mitte. Im Erdgeschoss befindet sich eine Gaststätte. Gebaut wurde das Haus im Jahre 1855 von Bauherr und Maurermeister Friedrich Schmidt, der auch 1850 der ausführende Baumei ster des Rathauses von Fürth war. 1856 war das Haus unter Dach. Erst im darauffolgenden Frühjahr 1857 wurde es vom Farbenfabrikanten M. Reich mann und der Apothekerwitwe Fleischmann bezogen. Nichts erinnert mehr daran, daß in diesem Haus in der Hirschen straße 21 bis November 1941 eine jüdische Bäckerei betrie ben wurde. Der jüdische Bäkkermeister Bernhard Oppenhei mer (1860-1929), genannt der Matzenbeck, unterhielt in der
Hirschenstraße 21 zusammen mit seiner Ehefrau Bertha Gold stein die einzige jüdische Bäkkerei in Fürth und Umgebung. Nach seinem Tod übernahm sein Schwiegersohn. Hugo Schuster, das Geschäft. Die Bäckerei versorgte das jüdische Fürth alljährlich mit Matzes. Hugo Schuster wurde am 17. August 1879 in Birstein/ Hes sen-Nassau geboren. Er heira tete die am 3. Juni 1887 in Fürth geborene Bäckermei sterstochter Recha Rachel Op penheimer. Am 27. November 1941 wurden Hugo Schuster und seine Frau Recha Rachel nach Riga und seine Tochter Nelly in die Nähe von Riga de portiert. Hugo und Recha Ra chel Schuster wurden am 1. März 1942 in Riga wahr scheinlich ermordet und beide für tot erklärt. Ihre Tochter Nel ly Schuster, geboren am 9. Fe bruar 1923 in Fürth, starb ver mutlich am 13. Juni 1943 in Stutthof. Stutthof, in der Nähe von Danzig gelegen, gehörte seit 1. September 1939 zum Deutschen Reich. Das Konzen trationslager wurde zum glei chen Zeitpunkt eröffnet und 1943 um das „neue Lager" er-
Oer jüdische Bäckermeister Bernhard Oppenheimer auf einer Aufnahme wohl um 1890. Bernhard Oppenheimer (1860-1929). genannt der .Matzenbeck'. be trieb in der Hirschenstraße 21 die einzige jüdische Bäckerei in Fürth. Nach sei nem Tod übernahm Schwiegersohn Hugo Schuster, der 1941 mit seiner Frau und einer Tochter nach Riga deportiert und ermordet wurde, das Geschäft. Repro; A. Mayer. Original Leihgabe von Uri 8. Oppenheimer an das Jüdische Museum Franken.
weitert. Seit dieser Zeit war eine Gaskammer in Betrieb. Die Ermordung der Häftlinge wurde durch Gas, Genick schuss und Phenolspritzen vollzogen.
Matzesbacken in Fürth
Der Matzenofen im Jüdischen Museum. Erstand von 1964 bis 1999 im ehemaligen Operationssaal des Jüdischen Kran kenhaus (Theaterstraße 36). Wo er vorher stand, war nicht herauszufinden. Der Ofen ist nach Angaben des Ofenbauers, der den Ofen ausbaute, ein Vorkriegsmodell. Links Jakob Salzträger ■ lange Ehrenvorsitzender der Jüdischen Kuitusgemeinde -. unter den Kindern die Söhne des Religionslehrers Schulern Friedmann. Hebräische Inschrift (nicht im Bild) 3 Buch Mose (23.6-7}; .Sieben Tage sollt ihr ungesäuerte Brote essen.' Foto. A. Mayer
Zum Backen von Matzen braucht man nur Wasser, Mehl und Salz. In Herstellung und Ge schmack ähnelt das ungesäu erte Brot, ein sehr brüchiges Gebäck, ähnlich einem völlig geschmacklosen Knäckebrot. Der Backvorgang ist sehr kom pliziert. Vom Teiganrühren bis zum Fertigbacken dürfen höch stens 18 Minuten vergehen, um j?