Altstadcverein Fürth _______
Die Brauerei Mailaender in Fürth Im Juli dieses Jahres feierte das Jüdische Museum Franken in Fürth den zweiten Jahrestag seines Bestehens. Zu diesem Anlaß entstand eine kleine Son derausstellung mit Schenkun gen und Neuerwerbungen aus den letzten beiden Jahren, die den Museumsbestand erweitert und bereichert haben. Dazu ge hören auch Fotos, Bierkrüge und andere Werbeartikel der Fürther Brauerei Mailaender Bergbräu.
1862 gründete Wolf Wilhelm Mailaender (1820-1871) durch Ankauf der Brauereien Stengel an der Weinstraße (heute Ru dolf-Breitscheid-Straße) und Timmich an der Baeumenstraße die Brauerei Mailaender. Sie entwickelte sich bis 1888 nach Grüner, Humbser und Evora & Meyer zur viertgrößten Brauerei Fürths, mit einem jährlichen Malzverbrauch von ca. 12.000 Hektolitern. Nach Privatunterricht, einer Handeislehre bei Salomon Berolzheimer in Fürth und vier Jahren als Handlungsreisender für den Bamberger Kaufmann Emanuel Dessauer übernahm der gebürtige Diespecker 1844 die Leitung der Hopfenhandlung seines Stiefvaters Isaac Rosen baum in Diespeck.
vertreten durch Ge nen Neubau auf der neraldirektor Karl Schwand über der Wolfsschlucht Schrempp aus Karls (Fritz-Mailaenderruhe, Grundstücke Weg 15), wo sich aus dem Besitz Fami anders als in der In lie Mailaender. nenstadt weitere Expansionsmög Nach dem Novem lichkeiten boten. berpogrom 1938 zog Die alten Gebäude die Familie Mailaen dienten bis 1895 der nach Nürnberg noch als Hopfensta und im April 1939 del und wichen emigrierte Fritz schließlich dem Mailaender mit Frau 1903 fertiggestell und Sohn nach Palä ten Neubau des stina. Seine Mutier Theaters. erhielt im März 1940 Seit dieser Zeit bür ein Visum für die gerte sich zuneh Schweiz. 1954 kehr mend der Name ten Fritz, Irene und „Bergbräu“ für die Alice nach Fürth zu Brauerei Mailaen rück und übernah der ein. Um die men die restituierte Jahrhundertwende Firma. war Mailaender die Porträt Wolf Wilhelm Mailänder wohl um 1870, Original in der fünftgrößte Fürther .Mailaender- Vitrine’ des Jüdischen Museums (Raum 15}. Repro: Bis 1974 blieb der Brauerei mit einer A Mayer Betrieb, inzwischen Jahresproduktion in eine Aktiengesell von ca. 40.000 Hektolitern Bier. Unter enormen Druck mußte schaft umgewandelt, in Famili Fritz Mailaenders Mutter Alice enbesitz. Durch eine Kapitaler Ab 1920 leitete Paul Mailaen- Grundstücke zu Spottpreisen höhung erwarb die Patrizier AG ders Sohn Fritz (1897-1984), veräußern. Bereits vor dem Po die Aktienmehrheit und legte der in Weihenstephan Brauwe grom abgeschlossene Kaufver die Brauerei 1977 still. Zu Be sen studiert hatte, den Famili träge wurden annulliert, die ginn der 1980er Jahre mußten enbetrieb. Während der NS-Zeit Verkaufspreise zwangsweise die Brauereigebäude an der geriet das jüdische Unterneh auf ein Zehntel des vorher beur Wilhelmstraße einer Eigentums men zunehmend unter Druck. kundeten Verkehrswertes ge wohnanlage weichen. Die Brauerei wurde 1938 nach senkt. 1940 und 1941 erwarb dem Novemberpogrom arisiert. die arisierte „Bergbräu GmbH“. Monika Berthold-Hilpert
1847 nach seiner Heirat mit Jeanette Hesselberger hatte sich Mailaender zunächst als Schnittwarenhändler in Fürth niedergelassen, da ihm eine Konzession als Produktenhänd ler für Talk, Flachs, Hanf und Hopfen bis 1853 verwehrt wur de. Hopfenhandel war im 19. Jahrhundert in der Region Nürnberg-Fürth ein Gewerbe mit hohen Gewinnen, die Maila ender in Brauereien und Immo bilien investierte. Seine Söhne Leonhard und Paul verlegten 1883 die Braustätte von der Baeumenstraße in ei-
Bierkruge und Werbeartikel der Bergbräu in der .Mailaender-Vitrine' im Themenbereich .Bewahrung'des Jüdischen Mu seums (Raum 15). Repro A. Mayer
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