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Altstadtverein _______ Fürth

David Krugman Ohne Couch geht’s auch - Ein Seelen„Therapeut“ mit Pinsel und Farbe Wer einmal das Glück haben sollte, die zentralasiatische Re­ publik Kirgistan bereisen zu können, der stößt beim Spa­ ziergang durch die beiden kirgi­ sischen Zentren Bischkek und Osch unweigerlich auf seinen

Seine Bilder hängen in Museen und Privatsammlungen in mehr als 20 Ländern der Erde. Man könnte ihn als den „Hundert­ wasser Kirgisiens“ bezeichnen, und die fränkische Kunstszene darf sich glücklich schätzen, nunmehr einen solchen Mann in den eigenen Reihen zu wis­ sen. Vor sieben Jahren emigrierte der 1936 in Jeisk (Weißruß­ land) geborene Wahl-Fürther

maligen UdSSR, wo er nahezu 20 Jahre unter schwierigsten Umständen lebte. Etwas blau­ äugig, aber ausgestattet mit eine gehörigen Portion Idealis­ mus, versuchte das „Green­ horn" aus St. Petersburg, sein unangepaßtes, dem kommuni­ stischen Weltbild völlig zuwi­ derlaufendes Kunstverständnis bei den örtlichen Parteifunktio­ nären zu propagieren, was selbst in der fernen, von Mos-

Unterdessen wurde seine eher spielerische Auffassung etwa von Kunst im öffentlichen Raum vom gemeinen Volk, das die üb­ lichen Sujets im Stil des „SozReal" längst dicke hatte, nicht nur akzeptiert, man bekundete sogar unverhohlen seine Sym­ pathie für den Nonkonformi­ sten. Das wiederum konnte die zu­ ständige Parteiführung vor Ort nicht akzeptieren. Erschwe-

David Krugman mit unserem Galeriebetreuer Alfred Eckert bei der Eröffnung der Krugman-Ausstellung in der Freibank-Galerie

Namen. Die Brunnenkunstwer­ ke, Fassadenreliefs, Vitragen und Mosaike des Malers und Designers David Krugman sind aus dem Stadtbild dieser Me­ tropolen nicht mehr wegzuden­ ken. So manches öffentliche Gebäude sowie eine Vielzahl von Hotels und Restaurants er­ hielten erst durch ihn den letz­ ten inneren und äußeren Schliff 20

nach Deutschland und beende­ te damit seine fast 30 Jahre währende Odyssee. Auf der Flucht vor dem Sozialistischen Realismus, der staatlich ver­ ordneten sowjetischen Kunst­ doktrin, verschlug es ihn nach Abschluß seines Studiums an der St. Petersburger Kunst­ hochschule Muchina zunächst in den Wilden Osten der ehe-

kaus allmächtigen Kunst- und Kulturwächtern weniger kon­ trolliert geglaubten Ex-Sowjet­ republik Kirgisien ein schier aussichtsloses Unterfangen war. Bei aller Hartnäckigkeit, ja Sturheit, der Beton in den Köp­ fen jener Bürokraten erwies sich als weitaus härter als Krugmans eigener Dickschä­ del.

rend kam hinzu, daß - der An­ tisemitismus hatte bekanntlich auch vorm Sowjetreich nicht haltgemacht - in Krugmans Paß unter der Bezeichnung „Nationalität" der stigmatisie­ rende Vermerk Jude“ eingetra­ gen war. So wurde dem „noto­ rischen Querulanten" nach bit­ teren Erfahrungen mit der so­ wjetischen Psychiatrie und un-