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Altstadtverein ________ Fürth

Zur Geschichte der westlichen Vorstadt Im Jahr der Euro-Einführung feierte die Sparkasse Fürth ihr 175-jähriges Bestehen. Sie be­ reicherte dieses Jubiläum mit einigen Ausstellungen, die in den einzelnen Geschäftsstellen zu sehen waren. Die Arbeits­ gruppe Archäologie im Altstadt­ verein nutzte die Gelegenheit der Sparkasse zu ihrem Jubilä­ um zu gratulieren, indem sie zum Thema „Geschichte der westlichen Vorstadt" in der Ge­ schäftsstelle Lehmusstraße eine kleine Ausstellung zusam­ menstellte, die vom Filialleiter und Vereinsmitglied Karl Heer­ degen angeregt und gefördert wurde. Diese kleine Schau hat die Aufmerksamkeit der Öffent­ lichkeit deshalb auf sich gezo­ gen, weil die historischen Spu­ ren des Menschen auf der westlichen Rednitzseite 3000 Jahre zurückreichen.

zur Verfügung gestellt. Das Ge­ fäß unterstreicht nicht nur die westliche Ausbreitung dieser Kulturform, sondern aufgrund des Verbreitungsbildes auch die uralte Nutzung des Flussüber­ gangs, der Furt. Leider gelten die Beifunde heute als verschol­ len. Auf einer alten Postkarte aus dem Stadtarchiv (Abb. 2) sind aber zusammen mit der Urne einige Bronzen abgebildet, die mit den Nachrichten über die Fundbergung von damals Aufschluss zum Grabinventar hinterlassen haben. Danach hat man neben einem weiteren Ge­ fäß, einer kleinen Schale, eine Nadel für den Zusammenhalt des Gewandes, einen Armring, ein Messer und die Fragmente von einem Rasiermesser gefun­ den - typische Beigaben für die Ausstattung eines Mannes, der vor 3000 Jahren hier bestattet worden war.

Oer prähistorische

Urnenfriedhof Der heutige Standort der Spar­ kassenfiliale Lehmusstraße liegt auf uraltem, prähistorischem Terrain. Als 1903 für Bauzwekke im Nachbargrundstück - auf dem Anwesen der Familie Bau­ er - Sand abgebaut wurde, ent­ deckte man ein Grab aus der späten Bronzezeit (1200 - 800 v.Chr), die nach der Bestat­ tungsweise als Urnenfelderzeit bekannt ist. Auch spätere Fun­ de von Topfscherben ließen er­ kennen, dass sich die damalige Siedlung mit Bestattungsplatz aut der gesamten Uferterrasse bis zum Scherbsgraben ausge­ breitet hat. Das einzige heute noch vorhandene Gefäß ist ein sogenanntes Etagengefäß (Abb. 1) aus dem Grab, das von sei­ ner Art her der sogenannten „Knovizer Kultur" zugeordnet werden kann, die hauptsächlich in Mittelböhmen zu finden ist. Es wird heute im Stadtarchiv aufbewahrt und wurde für die Ausstellung freundlicherweise 30

Die Wege und Pfade

bis in die frühe Neuzeit Anhand der topographischen Situation und der Lage der vor­ geschichtlichen Siedlung lässt sich die Trasse des bronzezeitli­ chen Weges durch die Furt nachzeichnen. Als Saumpfad entlang des nördlichen Gänsberghanges (Trasse der heuti­ gen Königstraße) durch den Fluss führte er am Nordhang des Scherbsgrabentales (Ca­ dolzburger Straße oder parallel dazu) wieder als Saumpfad auf die westliche Anhöhe (Hard). Ab dem Mittelalter war dann ein di­ rekter Zugang von der westli­ chen Anhöhe (Schwand) zur Furt durch einen Hohlweg (Fritz Mailänder Weg / Wolfsschlucht) möglich und seit dem 15. Jhd. findet noch ein Fußpfad Erwäh­ nung, der sogenannte Diebs­ steig (mhd. Diepstic = heimli­ cher, abgelegener Fußpfad auch Diebespfad), der 1885 aus Gründen der Anstößigkeit in Hardstraße umbenannt wurde.

Abb 1: Etagengefäß der Knovizer Kultur von der Lebmusstr. (ca. 1000 v. Cbr.). Foto T. Werner.

Rückschlüsse aus der Benennung Seit der 1. Hälfte des 15. Jhds. lässt sich durch die be­ kannten Flurnamen etwas über die Nutzung des Gelän­ des am westlichen Rednitz­ ufer aussagen:

„Hard“ und „Schwand" weisen auf alten Waldbestand bis an die Hangkantedes Rednitztales hin, wobei „Schwand“ (mhd. swant = das Aushauen .Schwenden' des Waldes) den bereits abgeschlossenen Ro­ dungsvorgang belegt. Die „Hard" (mhd. hart = Wald, Höhe, Berg) ist seit dem 15. Jhd. als Holzlieferant für die

Fürther Bauern urkundlich überliefert. Die endgültige Ro­ dung setzte erst nach dem 30jährigen Krieg ein. 1718 wurde sie als landwirtschaftli­ che Nutzfläche an die Fürther Bauern verteilt, von diesen aber wegen hoher Pachtzinsen wieder zurückgegeben. Später hat man sie als Truppen­ übungsplatz und Flughafenge­ lände genutzt. Für die westli­ chen Hänge des Rednitztales selbst sind seit dem 15. Jhd. Weinberge bezeugt. Gleichzei­ tig ist wohl auch der Beginn von Ackerbau auf den gerode­ ten Flächen (Schwand) anzunehmen.