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Altscadtverein Fürth __________________

Die Gerichtsstätte der Burggrafen „Galgenacker“, „Galgenberg" und „Kampfstuhl“ weisen auf die Gerichtsstätte des Kaiserli­ chen Landgerichts der Burg grafen von Nürnberg hin, die 1384 eingerichtet, aber bereits 1432 von hier wieder verlegt wurde. Über die Ursache der Verlegung ist nichts bekannt. Da wir aber wissen, dass es zu Streitigkeiten über die Lehens­ gefälle zwischen Burggrafen und Domprobstei gekommen war, ist anzunehmen, dass sich der Domprobst im Bereich der vorderen Hard durchsetzen konnte, denn 1435 sprach Markgraf Friedrich die Unterta­ nen des Amtes Fürth von der burggräflichen Gerichtsbarkeit frei und sechs Jahre später be­ zeichnete Domprobst Martin von Lichtenstein den Ort mit „seinem Forst, die Hari". 1567 wurden bei der Anlage eines Weinberges noch menschliche Skelettreste ausgegraben, die man mit der Gerichtsstätte in Verbindung brachte. Wie wild verwachsen und unübersicht­ lich dieser Teil der „vorderen Hard" im ersten Markgrafen­ krieg 1449 bis 1453 war, zeigt die Überlieferung, dass Mark­ graf Albrecht Achilles hier am 11.11.1449 aus einem Hinter­ halt heraus seine Nürnberger Feinde überfallen, in den Fluss treiben und die in Langenzenn gemachte Beute wieder abneh­ men konnte.

Das schwedische

Lager auf der Hard Einen Tag vor der Schlacht an der Alten Veste ließ Gustav Adolf am 2. September 1632 auf der Hard ein Heerlager (Abb. 3) auf richten, das ihm als Aus­ gangsbasis eines Angriffs auf die Nordfront des Wallensteinschen Lagers diente. Strate­ gisch war die Lage nicht schlecht gewählt und noch 150 Jahre nach dem 30jährigen Krieg wurde hier ein paar Mal die „Revue der fränkischen

Truppen“ zum Teil unter König Friedrich Wilhelm III von Preu­ ßen abgehalten.

Dokumente der

Zerstörung Fürths 1634 Leider sind von dem schwedi­ schen Lager keine Überreste er­ halten geblieben, dass sich Dar­ stellungen zum 30jährigen Krieg als schwierig erweisen. Durch Überlieferung aus der Fronmül­ ler Chronik über die Stadt Fürth ist bekannt, dass am 8. und 9. September 1634 der Flecken von durchziehenden „Isolanischen und Forgatschischen Kroaten und Dragonern" nieder­ gebrannt worden war Dieses für Fürth schreckliche Ereignis ließ sich bisher nur mangelhaft veranschaulichen, da hierüber keine Zeugnisse mehr vorhan­ den waren. Im Juli 1999 ist es der Arbeitsgruppe Archäologie gelungen, auf dem Anwesen Kreuzstr. 2-4 eine Grube mit Brandschutl freizulegen, die das Ausmaß der Verwüstung und die Hitzeentwicklung von da­ mals vor Augen führt Der Befund enthielt eine größe­ re Anzahl von durch Feuerein­ wirkung verziegelte Lehmbrokken. Diese sind zum Teil so groß, dass sie ihren Ursprung verraten - es handelt sich um Reste der Gefachauskleidung eines Fachwerkhauses. In diese Richtung weisen auch zahlrei­ che Holzkohlenreste, die eben­ falls geborgen werden konnten und sich teilweise als Balkenre­ ste ansprechen lassen. Die Art der Dachdeckung bezeugen Fragmente von Ziegeln in Biber­ schwanzform. Auch die Ziegel waren einer intensiven Hitzeent­ wicklung ausgesetzt, denn sie sind regelrecht „verschmolzen“.

Die Funde aus der

Brandgrube Hinweise zur Datierung dieser Brandkatastrophe ergeben sich durch eine Reihe von Keramikfragmenten aus der Grubenver­

füllung, die ebenfalls fast durchweg Brandspuren aufzu weisen haben. An erster Stelle ist dabei die Scherbe eines reli­ efverzierten Steinzeugkruges aus dem Töpfereizentrum Raeren bei Aachen (Abb. 4) zu nen­ nen mit dem Inschriftenrest „... NNO _ 1 _ 5.." (ohne Füllzei­ chen als ANNO 15.. zu lesen). Vergleiche mit vollständigen

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Stellungen gleichzeitiger Teppi­ che wiederfindet. Schließlich ist noch eine ganze Reihe von Otenkachelfragmenten gefun­ den worden, die sich in der Art des Dekors mit Lilienmotiv in den Zwickeln sehr ähnlich sind und möglicherweise vom glei­ chen Ofen stammen. Kacheln der vorliegenden Art sind nach Befunden aus Burgthann wohl

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Abb 2: Postkarte mit den Funden von 1903 Repro: T. Werner.

Gefäßen dieser Art erlauben eine Eingrenzung auf die 2. Hälfte des 16. Jhds. Die Matri­ zen der Gefäßwände sind aber bis zu Beginn des 17. Jhds wei­ ter verwendet worden. Vermut­ lich handelt es sich um das Fragment eines der berühmten Susanna-Krüge aus der Werk­ statt des Engel Kran. An kera­ mischen Funden liegen darüber hinaus einige Randscherben von innenglasierten Töpfen mit profiliertem Kragenrand vor. Diese Randform kann nach bis­ herigem Forschungsstand nur grob dem späten 16. bzw. der 1. Hälfte des 17. Jhds zugewie­ sen werden. Daneben gibt es noch einen Krughenkel, der aus mehreren Tonstäben gezwirnt wurde und sich auf Topfdar-

der fortgeschrittenen Renais­ sancezeit zuzuweisen. Wann es zu der Brandkatastro­ phe gekommen ist, lässt sich nicht mit völliger Sicherheit sa­ gen. Die Funde erlauben einen relativ weiten zeitlichen Spiel­ raum. Es ist natürlich verlokkend, an das Jahr 1634 zu den­ ken, als Fürth während des 30jährigen Krieges weitgehend eingeäschert wurde. Das Fund­ material würde einer solchen Datierung nicht widersprechen.

Das älteste Haus

westlich der Rednitz „Bei den Siechen“ oder „Siechkobel“ stehen für das von der Kirchengemeinde St. Michael 31