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Altstadtverein Fürth _______

Exlibris Im letzten Altsladtbläddla ging es in zwei Artikeln um Exlibris und zum wiederholten Male um den Strochenschlot in der Gustavstraße. Manfred Baumüller hat mir daraufhin ein Ex­ libris in Form einer Orginalradierung zugeschickt, das Storch und Storchenschlot zum Thema hat, zudem einen Arti­ kel, in dem er das Exlibris als solches erklärt. Was ist ein Exlibris?

Kurz gesagt: ein Bucheignerzei­ chen, das in Schrift und Bild den Buchbesitzer anzeigt und im allgemeinen im vorderen In­ nendeckel des Bucheinband des Buches eingeklebt wird. Exlibris, lateinisch „ex libris“, bedeutet soviel wie „aus den Büchern des..." worauf dann der betreffende Namen folgt. Varianten davon sind „ex biblio­ theca" oder „mein Buch", „die­ ses Buch gehört", „aus der Bü­ cherei“ und andere Formen. Die Entstehung des Exlibris fällt mit der des Buches in seiner heutigen Form zusammen, stammt also aus einer Zeit, als Bücher noch kostbar und selten waren und neben dem Besit­ zerstolz auch das Eigentum do­ kumentiert werden sollte. Mit der Erfindung des Buchdruckes begann gleichfalls der Aufstieg des Exlibris, welches von Künstlerhand gestaltet wurde und eine Art individuelle Visi­ tenkartedarstellte. Die früheren Exlibris aus der Zeit von Al­ brecht Dürer und Hans Holbein waren meist heraldisch und zeigten die Wappen der Buch­ eigner in kunstvollen Ausfüh­ rungen. Später erweiterten sich die Bildmotive und es entstand die enorme Vielfalt des ExlibrisSchaffens, die dieses Gebiet der Kleingrafik heute so inter­ essant und faszinierend macht. Viele bedeutende Künstler in Vergangenheit und Gegenwart sind im Exlibris präsent und haben über das Gebrauchsex­ libris hinaus das reine Samm-

Eine Originairadierung der niederländischen Künstlerin Elly de Koster als Exlibris. Thema ist der Storchenschlot in der Gustavstraße.

lerexlibris hervorgebracht. Be­ deutende Exlibris-Künstler in Franken waren u. a. Rudolf Schiestl, Richard Rother, Hans Schaefer, Karl Bedal und Her­ bert Ott. In Nürnberg leben und arbeiten zwei Exlibris-Künstler, Rudolf Rieß und Eugen StrobelMatza. Alle grafischen Techniken sind vertreten, vom Holzschnitt. Kup­ fer- und Stahlstich, Lithographie und Klischeedruck bis zur Seri­

graphie und neuerdings dem Computer. Im Exlibris spiegeln sich, als Zeitdokument, die Kunstrichtungen vom Barock bis zum Jugendstil und zur ab­ strakten Kunst des 20. Jahr­ hunderts. Eine Fülle von spezi­ ellen Arten, je nach Geschmack der Eigner und Gestalter, ent­ stand und dies wiederum för­ derte die Sammelleidenschaft. Damit kamen auch Exlibris-Ver­ eine zustande, in welchen sich Gestalter und Sammler zusam­

menfanden, in allen europäi­ schen Ländern und in Übersee. 1891 wurde der „Deutsche Ex­ libris-Verein“ gegründet, der mit der Erforschung und durch Publikationen das Exlibrisschaffen kommentierte und mit den ausländischen Vereinigungen Kontakte pflegte. Daraus ging die heutige „Deutsche ExlibrisGesellschaft“ hervor, die 1949 erneut gegründet die Tradition fortsetzt. Manfred Baumüller 15