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Alcstadtverein Fürth _______

Spagat zwischen Technik und Geschichte Das Rundfunkmuseum ist das größte deutsche Museum sei­ ner Art und besteht mittlerweile seit 11 Jahren. Museumsleiter Gerd Walther stellte sich unse­ ren Fragen.

Nein, ganz und gar nicht. Die Geräte sind sowieso da. Interes­ sant ist doch, was herausgekommen ist. Auch einen Radio oder Fernseher kauft man sich ja nur aus diesem Grund. So le­

tieft. Hinzu kommen kleinere Ausstellungen, die sich bei­ spielsweise mit dem Hörspiel beschäftigen oder Porträts von Stars der Vergangenheit erstel­ len.

Herr Walther, welche Zielgrup­ pe visiert das Rundfunkmuse­ um an, ist es ein Technikmuse­ um oder ein Geschichtsmuse­ um? Wir wenden uns an ein breites Publikum. Praktisch jeder hat heute mit Radio und Fernse­ hen, Ton- und Bildspeicherung zu tun. Und das täglich. Die Be­ sucher knüpfen auch in erster Linie an Erinnerungswerten an. Eher weniger wollen nur Tech­ nik sehen. Wir zeigen einen Teil der Alltagskultur mit Medien, deren Bedeutung mit der Zeit immer mehr zunahm. Das hat auch mit Technik zu tun, aber bei weitem nicht nur.

Entstehen daraus nicht Zielkon­ flikte bei der Präsentation? Im wesentlichen nicht. Wir be­ mühen uns, die Besucher diffe­ renziert anzusprechen. Unsere Geräteschilder bringen zwar knappe Erläuterungen, weil die Geräte an sich wirken sollen. Aber man kann sich mit Tonund Bilddokumenten sowie schriftlichem Material ein Bild über die Zeit machen. Zudem werden an Infostationen aus­ führliche Informationen über die ausgestellten Geräte, die Herstellerfirmen und Grundprobleme der Epoche gegeben. Zudem soll in Zukunft eine Art Gebrauchsanweisung für das Museum erstellt werden, damit die Besucher auch unsere viel­ fältigen Angebote erkennen. Die Sonderausstellungen ha­ ben einen ganz anderen Blick­ winkel als die Dauerausstel­ lung. Die Sonderausstellungen zeigen mehr Programmge­ schichte, die Dauerausstellung Geräte und Technik Ist das nicht ein Widerspruch?

Gerd Walther leitet das Rundfunkmuseum Fürth, rechts im Hintergrund Max Grundig als Pappkamerad. Foto: A. Mayer.

gen wir bei den Sonderausstel­ lungen einen Schwerpunkt auf den kommunikativen Aspekt, auf die Programmgeschichte. Bis September 2005 haben wir als Schwerpunkt die 1940er und 1950er Jahre, Krieg und Nachkriegszeit. Die Ausstellun­ gen werden durch Vorträge ver­

Können Sie das Konzept an­ hand einer Sonderausstellung erläutern? Die nächste Sonderausstellung beschäftigt sich mit den sog. Weihnachtsringsendungen in den Jahren 1940 bis 1943. Hier wurde der Anschein einer LiveSendung erweckt, in der Solda­

ten am 24. Dezember mit ihren Angehörigen daheim zusam­ mengekoppelt waren. Es mel­ deten sich Soldaten aus ihren Frontabschnitten, beispielswei­ se aus Narvik, Kreta, St, Nazaire, Leningrad, Stalingrad, vom Schwarzmeerhafen Pelsen. Das war aber mit Tonband vorher aufgezeichnet. Weihnachten wurde hier für die NS-Kriegs führung instrumentalisiert, die vorgetäuschte Live-Sendung suggerierte einen technischen Höchststand. Der Rundfunk war das ideale Instrument, eine Volksgemeinschaft, die Verbin­ dung von Heimat und Front, vorzutäuschen. Die technische Leistung wurde in den Dienst der Ideologie gestellt.

Die Dauerausstellung legt aber den Schwerpunkt auf die Tech­ nik ■ also doch ein Technikmu­ seum? Nein, die Dauerausstellung zeigt mit vielen Raumensem­ bles Aspekte des Alltags im 20. Jahrhundert, Wohnzimmer und Zelt, Werkstatt, Radioladen und vieles mehr. Aber natürlich ist das Radio auch ein technisches Gerät, das wir erklären und ver­ ständlich machen wollen. Hier­ zu benutzen wir vor allem De­ monstrationsmodelle, die erklä­ ren, wie bestimmte Dinge funk­ tionieren. Die Sonderausstellungen dekken eher den Programm bereich und den kommunikativen Teil ab. Heuer lag der historische Schwerpunkt auf dem 2. Welt­ krieg, 2005 wird die Nach­ kriegsgeschichte behandelt. Am Beispiel eines „Rundfunk­ verbrechers“, also eines Man­ nes, der wegen Abhörens aus­ ländischer Sender 1941 zu 13 Monaten Haft verurteilt wurde, zeigen wir, wie man nach 1945 mit so einer Strafe umging. Erst 1958 war der Mann ganz reha­ bilitiert. Den Denunzianten pas­ sierte dagegen nichts, sie wur­ den nach dem Krieg nicht be­ langt. 15