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Altstadcverein Fürth _______ Wirkung ausüben. Dies ist auch heute durch deren Störwirkung auf den Rundfunkempfang all­ gemein bekannt. Er verband deshalb eine solche Funkenent­ ladungsstrecke mit Stäben, wir würden heue von Antennen sprechen. Diese Funken be­ wirkten dann in entfernten Empfangsstäben gleicher Ab­ messungen drahtlos Wirkun­ gen, die Hertz als kleine Funken mit Hilfe eines Mikroskops sichtbar machte. Aus dieser Erzeugung und dem Empfang drahtloser Wellen lei­ tete sich die Wortbildung „Funktechnik" ab. Der soge­ nannte Funkensender war bis in das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts gebräuchlich, weil es keine andere Möglichkeit zur Erzeugung solcher Wellen gab. Auf der Empfangsseite gab es Fortschritte. Zuerst wurde der sogenannte Fritterempfänger verwendet, der 1891 von dem Franzosen Edouard Branly (1894-1940} erfunden wurde Ein mit Eisenspänen gefülltes Röhrchen ändert unter dem Ein­ fluss auch schwacher Wellen seinen elektrischen Widerstand, so dass eine Klingel betätigt werden kann und den Empfang anzeigt. Der seltsame Effekt bleibt bis heute ungeklärt und war auch nicht besonders zu­ verlässig. Damalige Produzen­ ten mussten ihrer Empfänger­ lieferung sicherheitshalber bis zu 25 solcher Empfangsele­ mente mitgeben.

Detektor und der

Bildröhre Der Straßburger Professor Karl Ferdinand Braun (1850-1918} schaffte hier bald Abhilfe. Er erin­ nerte sich an seinen schon 1874 entdeckten Detektor, der sich dann bald in die Empfangstech­ nik einführte. Dieser bestand aus einem Silberdraht mit federnd auf einem Bleiglanzkristall herge­ stellten Kontakt und war noch bis in die 1930er Jahre bei einfa­ chen Empfängern gebräuchlich, der Gleichrichtereffekt wird noch heute bei vielen Halbleiterbauele­ menten verwendet.

Braun erfand 1897 auch die Ka­ thodenstrahlröhre. die im Prinzip im heutigen Fernsehempfänger noch verwendet wird. Braun hat sich dann zunehmend dem Aus­ bau der Funkübertragung ge­ widmet und war 1903 an der Gründung der neuen Firma Tele■ funken beteiligt, in der die Fach­ kräfte von Siemens und AEG zu­ sammengefasst wurden. Das geschah auch unter Druck des damaligen Kaisers Wilhelm II,,

Die Elektronenröhre Andere Forscher, wie der Öster­ reicher Robert von Lieben (1878-1913) und der Amerika­ ner Lee de Forest (1873-1961) suchten nach einer Möglichkeit, die schwachen Empfangssigna­ le zu verstärken. So entstand von beiden etwa gleichzeitig entwickelt - um 1906 die Elek­ tronenröhre. die elektrische Si­ gnale verstärken konnte, sie be­

Transistor, der Grundlage mo­ derner Elektronik. Er lebte und forschte später über 30 Jahre in Pretzfeld bei Forchheim.

Verbreitung des Rundfunks Während in den USA die Ver­ breitung des Rundfunks sehr li­ beral gehandhabt wurde, kam in Deutschland erst im Jahre

Fernsehempfänger Oer. Tekade' aus dem Jahre 1930 mit einer mechanisch angetriebenen Lochscheibe (anstatt der spä­ ter verwandten Bildröhre) zur Erzeugung eines sehr kleinen Fernsehbildes. Repro: W. Mayer

weil die Funktechnik vor allem für die Seekriegsführung geeig­ net erschien und vom Konkur­ renten England stark gefördert wurde. Der Italiener Guglielmo Marconi (1874-1937), der in seiner Heimat wenig Gehör fand, hatte durch seine englische Mutter gute Verbindungen nach England. Dort wurde er mit offe­ nen Armen empfangen und konnte seinem Erfindertrieb un­ gestört nachgehen. Er war ein großer Praktiker und konnte schon im Jahre 1901 unter Aus­ nutzung der Braunschen Erfin­ dungen mit einem Funkensen­ der den Ozean überbrücken. Beide. Marconi und Braun, er­ hielten für ihre Leistungen 1909 den Nobelpreis.

herrschte über 60 Jahre die Funktechnik. Insbesondere auch deshalb, weil es 1913 Alexander Meißner (1883 1958) bei Telefunken gelang, mit der neu geschaffenen Elek­ tronenröhre eine Sender zu bauen. Im nachfolgenden Er­ sten Weltkrieg wurde über alle Weiterentwicklungen der Man­ tel des Schweigens ausgebrei­ tet und die Funktechnik haupt­ sächlich militärisch genutzt. Erst nach dem Krieg wurde be­ kannt. dass Walter Schottky (1886-1976) währenddessen bedeutende Erfindungen zu Elektronenröhre und Empfän­ gertechnik erarbeitet hatte. Schottky leistete später auch wesentliche Vorarbeiten für den

1923 die offizielle Zulassung für den privaten Gebrauch. Zahlrei­ che Firmen befassten sich da­ mals mit der Entwicklung von Empfängertypen dieser neuen Technik, zunächst in batteriebe­ triebener Ausführung, dann für Netzanschluss. In den 1930er Jahren gab es ein großes Ange­ bot in komfortablen Gehäusen, dem Geschmack der damaligen Zeit entsprechend. Nach 1933 gelang es der auto­ ritären Regierung innerhalb kür­ zester Zeit. die Kenntnisse und Erfahrungen aller deutschen Firmen zusammenzufassen, um einen Billigempfänger zu kon­ struieren, der den damaligen Stand der Technik repräsentier­ te, genannt VE 301. Er wurde zu 19