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Altscadcverein _______ Fürth
Die Funde aus dem Abtritt am Lochnerschen Gartenhaus Am Sonntag, dem 12. Septem ber 2004 fanden im Rahmen des Tages des Offenen Denk mals in Fürth unter anderem Führungen durch das so ge nannte Lochnersche Garten haus statt und zwar das zweite Mal in dieser Veranstaltungsrei he. Im vergangenen Jahr konn te der Öffentlichkeit der Verlauf der Renovierungsarbeiten am Haus sowie die malerische Aus gestaltung des Saalraumes vor geführt werden, in diesem Jahr nach Abschluss der Arbeiten das fertige Schlösschen, aller dings ohne dass im Gartensaal die Arbeiten beendet sind.
Funde im Abtritt Im Zuge der Isolierung der Fun damentmauern hatte der Bag ger am 4. Mai 2004 einen Gra ben um die hofseitige Haus wand gezogen, um die Grund mauer freizulegen. Dabei wurde im Bereich der südlichen Haus ecke eine Grube angeschnitten, die mit Keramik, Knochen und Glas- aber auch Eisen- und Ka chelofenresten gefüllt war. Eine erste Inaugenscheinnahme und Beurteilung der Funde ließ er kennen, dass wir es mit dem äl testen Fundmaterial auf dem Gelände zu tun hatten. Als weitere Maßnahme wurde beschlossen, am Tag des Offe nen Denkmals die Grube in ihrer Ausdehnung zu erfassen und die Funde zu bergen, um erneut auf die Probleme der Bodendenk malspflege im Fürther Stadtge biet aufmerksam machen zu können. Die freigelegte Grube hatte man mit einem messbaren Grundriss von 165 x 115 Zenti meter abgeteuft, die Seiten wän de waren mit Verschalbrettern ausgekleidet, was im Profil zum Teil noch deutlich zu erkennen war. Rechnet man den Bagger schnitt an der Hauswand von gut 50 Zentimeter Breite hinzu, hatte die Grube einen quadratischen Grundriss von 165 auf 165 Zen 32
timeter. In dieser Grube fand sich eine kreisförmige Steinset zung von einem Meter Durch messer, aus der die Masse der Funde geborgen wurde. Zusam men mit der Beobachtung, dass während der Entkernung im In nern des Gebäudes im Bereich der Hausecke eine Art Fall schacht entdeckt wurde, lag die Vermutung nahe, dass wir es hier mit einer alten Abtrittgrube zu tun hatten, die, nachdem sie nicht mehr gebraucht wurde, mit Hausmüll verfällt worden war. Die quadratische, ausgeschalte Form der Grube lässt aber auch die sekundären Verwendung ei ner ältesten Brunnenanlage vor Ort möglich erscheinen. Sie konnte in ihrer Tiefe nicht weiter verfolgt werden.
heim) zu uns gelangt zu sein. Schaut man sich die Biographie von Carl Friedrich Lochner an, der am 25. Februar 1697 ver starb. fällt es nicht schwer, hier in einen Wahlspruch des Pfar rers zu erkennen. Immerhin lag ihm nicht nur die außerordentli che Versorgung seiner Gemein de mit Predigten - acht- bis neunmal pro Woche - am Her zen, sondern auch die Bekeh
Funde lassen sich
Abb 1: Dreifußtöpfe in der Restaurierung. Foto AG Archäologie
zuordnen Die Besonderheit der Fundob jekte aus dieser Grube, die noch restauriert werden, liegt nun nicht allein in ihrem Alter, son dern vielmehr darin, dass sie dem Hausrat des Pfarrers Carl Friedrich Lochner, teilweise sei nem Sohn Daniel Lochner, zu geordnet werden können und damit in direktem Zusammen hang mit historischen Personen aus Fürth zu sehen sind. Grundlage dieser Erkenntnis sind Indizien, die aus dem Ma terial selbst sprechen. Da ist zu nächst ein mit einem Maihorn verzierter Teller in Tradition der weserrenaissancezeitlichen Werraware, die ihre Blütezeit vor dem 30jährigen Krieg zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte. Unser Teller ist vom Haf ner datiert und mit einem Spruch auf der Fahne verziert worden. „Glab (dialektisch für Glaube) und Glaß wie balt zer bricht daß anno 1689“, heißt es da. Spruchteller dieser Art oder Ihre Fertiger scheinen aus dem südhessischen Raum (Bens
rung von ca. 200 Juden und Pa pisten (Anhänger des Papstes) zum lutherischen Glauben, dass ihm die Zerbrechlichkeit seiner Überzeugungsleistung bewusst war. Interessant ist auch, wie der Hafner die Möglichkeit des ro busteren Umgangs mit seinem Produkt gegenüber Glaswaren im Spruch versteckt und sich so der älteste Werbeslogan in Fürth erhalten hat. Zwei weitere Jahresangaben auf ähnlichen Tellern 1690 und 1691 sind Anzeichen dafür, ab wann die Keramik frühestens in den Bo den gelangt sein kann. Einzu rechnen ist dabei eine gewisse Nutzungsdauer, in der die Teller als Wandschmuck o.ä. gedient haben, bevor man ihrer über drüssig war und sie entsorgte.
Carl Friedrich Loch
ners Hausstand Damit gelangt man zu einem weiteren Indiz, dass der Hausrat im wesentlichen Carl Friedrich Lochners Hausstand zuzurech
nen ist, denn mit dem Keramik ensemble aus dem späten 17. Jahrhundert erreicht man schnell die Um bau phase des Vorgängergebäudes von 1670 zum Landschlösschen um 1700, kurze Zeit nachdem Carl Friedrich gestorben war. Ein Stich von Johann Alexander Boener von 1705 zeigt den abge schlossenen Umbau und lässt erkennen, dass das Gebäude
nur von der Hof- bzw. Garten seite betreten werden konnte, evtl, schon wie heute durch den Treppenturm. Eine intakte, mit Bohlen be deckte Abtrittgrube in unmittel barer Nähe des Eingangs hätte hier sicherlich den mit dem Um bau bezweckten gehobenen Ansprüchen entgegen gestan den, dass man annehmen darf, dass ihre Verfüllung mit der Umbauphase zeitlich einher ging. Besonders das reichhalti ge Küchengeschirr, zu dem ne ben steilwandigen Kochtöpfen und kleinen Grapen (Dreifußtöp fe - Abb. 1) auch die Topfdeckel und verschiedene Sortimente aus Schüsseln, Schalen und Tellern (Abb. 2) zu rechnen sind, erweckt den Eindruck, dass das Gebäude zum Zwecke des Umbaus völlig ausgeräumt worden war. Bestärkt wird die ser Eindruck durch den Um stand, dass die Prägezeit der im letzten Jahr gefundenen Mün zen aus den Dielenböden nicht über die Umbauphase zurück reicht, die Münzen erst danach verloren gegangen sind.