Seite:Altstadtblaeddla 039 2004-2005.pdf/34

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Altstadtverein _______ Fürth

Man kann also annehmen, dass Daniel Lochner einen Großteil des leichten Hausrates entsorg­ te. bevor er selbst das Garten­ schlösschen umbaute und be­ zog, wobei einiges davon sei­ nem Elternhaus entstammen dürfte. Den Anteil der glasierten und unglasierten, mit Applika­ tionen von geflügelten Putten­ köpfchen. Palmetten und Gra­ natapfelmotiven besetzten Blu­ mentopfware (Abb. 3) wird man dagegen dem Gartenliebhaber und damaligen Bauherrn selbst zuschreiben, was als Anzeichen gewertet werden kann, dass die Grube unbedingt gefüllt werden musste.

Aus der Mode Die Malhornware hatte ihren modischen Zenit als Wand­ schmuck längst überschritten und entsprach wohl nicht mehr dem gehobenen Geschmack der Zeit. Unter der hochwerti­ gen, dekorierten Blumentopf­ ware hat eine Auswahl stattge­ funden. Risse im Gesicht von Puttenkopfapplikationen, die bereits beim Brennen entstan­ den sein müssen (Abb. 4), zei­ gen, dass Gefäße der 273. Wahl entsorgt worden sind. Pfarrer Daniel Lochner hat demnach Wert gelegt auf 1. Wahl und gehobene Ansprüche, um das Ansehen in der Fürther Oberschicht zu steigern und diese Eitelkeit reiht sich ein in eine Beobachtung, die durch­ aus das Ausmaß der Rivalität der Vertreter der „Dreiherr­ schaft" in Fürth widerspiegelt:

Repräsentation

durch Bauwerke Die Wiederaufbauphase Fürths nach dem 30 jährigen Krieg war ziemlich abgeschlossen. Der domprobsteil iche Amtmann hatte 1681/82 ein neues Amtshaus am Marktplatz erhalten, neben der Michaelskirche das derzeit größte Gebäude im Ort. Diesem stand am südwestli­ chen Ende des Marktplatzes das markgräfliche Geleitshaus gegenüber. Damals wurde von 34

Abb. 2: Schalenset mit floralem Blaudekor, links mit gegenständigen Puttenkopfhandhaben. Foto AG Archäologie

markgräflicher Seite befunden, dass Mitglieder der israeliti­ schen Gemeinde, die der Mark­ graf aus finanziellen Gründen unter seinen Schutz genommen hatte, hinter dem Geleitshaus im Markgrafengässchen und der Geleitsgasse eigene Behau­ sungen errichten konnten, wo­ durch die repräsentative, bauli­ che Entfaltung des Geleitsman­ nes eingeschränkt war. Der Markgraf selbst projektierte in Fürth 1692 ein Schlösschen an der Stelle des heutigen Rathau­ ses, das 1697 vollendet wurde und überbot damit das domprobsteiliche Amtshaus an Grö­ ße. Es wurde aber nach Prote­ sten Bambergs von höfischer Seite nie benutzt und bald dar­ auf in einen renommierten Gasthof umgewandelt (Bran­ denburgisches Haus). Der Ge­ leitsmann baute sich daraufhin 1698 auf der anderen Flusssei­ te am Weg nach Farrnbach (Burgfarrnbach), dem Anfang und Ende seiner Geleitsroute, ein ansehnliches Gartenschlös­ schen mit Treppenturm (ehe­ maliges Seyfried-Schlössla an der Billing-Anlage). Was mag dieser Mann wohl empfunden haben, wenn er aus seinem Fenster den Blick über die Sil­ houette „seines Marktfleckens" schweifen ließ und an höchster Stelle des Sporns zwischen Rednitz und Pegnitz ähnlich ei­ ner aufgesetzten Krone das gleichwertige Schlösschen des

Abb. 3: Oberteil eines großen Blumentopfes mit 4 Puttenkopfapplikationen. Foto AG Archäologie

Abb. 4: Blumentopffragmente rechts mit Trocknungsriss. Foto AG Archäologie

Repräsentanten Nürnbergs in Fürth, das Gartenschlösschen Daniel Lochners, zu sehen be­ kam? Mit dem Ende der Dreiherr­ schaft verloren auch die mit ihr verbundenen symbolischen Bauten in Fürth an Bedeutung

und gerieten in Vergessenheit Ihre Geschichte muss heute mühsam rekonstruiert werden, wobei keines der markgräfli­ chen Gebäude die Zeiten über­ standen hat - welch einseitiger Verlust. Thomas Werner