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Altstadcverein _______ Fürth

Wo lag die Furt? Eine Verkehrsgunst führte zur Gründung der Keimzelle unse­ res heutigen Fürths, lag sie doch am Zusammenfluss zwei­ er Flüsse, vermutlich an der Kreuzung zweier Fernhandels­ wege und an der namensge­ benden Furt. Diese ursprüngliche Furt könnte sich - wie bisher allgemein an­ genommen - im Bereich der Maxbrücke befunden haben, wobei es verwundert, dass die Trasse von dort zum Marktplatz und zur Gustavstraße - bis zum 18. Jahrhundert die Hauptver­ kehrsachse Fürths - doch rela­ tiv umständliche Kurven nahm.

Die Trasse Ein Blick auf einen Stadtplan verrät, dass die vermutlich ka­ rolingische Martinskapelle ge­ nau auf der geraden Verlänge­ rung von Gustavstraße und An­ gerstraße lag, letztere eine alte - wenngleich zeitweise verbau­ te - Trasse. Ein Zufall erscheint mir wenig wahrscheinlich. Der Schnittpunkt der Achse Gustavstraße-Angerstraße-Kapellenruh mit der Rednitz liegt im Be­ reich der heutigen Bonhoeffer Brücke, wo sich früher auch eine kleine Insel im Fluss be­ fand und deswegen gut die Furt gewesen sein könnte. Verlängert man nun diese mög­ liche Trasse weiter, so trifft man genau auf die Feldstraße. Auch das würde Sinn machen, denn wie Radfahrer heute leidvoll be­ stätigen können - der Anstieg im Bereich der Hoch- oder Ro­ bert-Koch-Straße ist mühselig, für die mittelalterlichen Fuhr­ werke bei den damaligen Stra­ ßenverhältnissen vielleicht zu mühselig. Im Bereich der Feld­ straße - eventuell ein alter, teil­ weise verschütteter Hohlweg kommen Fahrzeuge deutlich einfacher auf die Hochfläche. Eine weitere Möglichkeit: Auf der Höhe der Heimgartenstraße lassen sich Reste eines größe­ ren Altwassers ausmachen, 38

serem Fürth wird es nicht bes­ ser ergangen sein, zumindest war es ernsthaft bedroht. Spä­ testens zu diesem Zeitpunkt wurde wohl der Talgrund aufge­ geben und der Sporn aufge­ sucht, wo heute die Stadtkirche St. Michael steht.

Bedeutungsverlust nach Schenkung

Auf dem Kartenausschnitt aus den 1920er Jahren lässt sich noch deutlich die Insel im Bereich der heutigen Bonhoeffer-Brücke und das Altwasser in Höhe der Heimgartenstraße erkennen.

auch der Prallhang und die Ab­ bruchkante z.B. am Klinikum verraten, dass irgendwann die Rednitz nahe der heutigen Vaeher Straße verlief. Wenn der Flusslauf und damit auch die Furt vor tausend Jahren weiter westlich lagen, dann wären die Martinskapelle und der Sied­ lungskern um St. Michael ur­ sprünglich nicht durch den Flusslauf getrennt gewesen, was aus heutiger Sicht verwun­ dert.

Bedeutung der Kapelle Was könnte nun aber die Bedeu­ tung der Martinskapelle gewe­ sen sein? Für die Möglichkeit ei­ ner Kapelle des Königshotes spricht die Lage direkt am über­ aus wichtigen Anlegepunkt der Treidelkähne als Hauptverkehrs­ mittel im Güterverkehr jener Zeil, dagegen die Hochwasser­ gefahr. Letztere schien aber da­ mals nicht unbedingt ausschlag­ gebend zu sein, beispielsweise erweiterten die Franken das 455 n. Ohr. eroberte Köln zum Rhein hin, weil eben verkehrstechni­ sche Gründe gewichtiger waren <1^ gelegentliche Hochwasser, (vgl. Altstadtbläddla 33, S. 7 ff.

oder im Internet http:// www.altstadtverein-fuerth.de/ blaeddla/33/Kappe llenruh.htm.) Eine isolierte Feldkirche war die Martinskapelle wohl kaum, denn zu ihr waren keine schwe­ ren Güter zu bringen, wozu die Treidelkähne gebraucht wur­ den. Alleinstehend hätte man sie also aufgrund der Hochwas­ sergefahr auf den umgebenden Hochflächen errichtet. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass sich unterhalb des Königs­ hofes am heutigen Kirchenhof ein Anlegepunkt mit der Kapelle und einigen Gebäuden befand, wie es bei den bedeutenden Kö­ nigshöfen Ingelheim am Rhein oder Grone (westlich Göttingen) der Fall war.

Standortfaktoren

ausschlaggebend Ab 862 n. Chr. veränderte sich jedoch die Wertigkeit der Standortfaktoren Die katastro­ phalen Ungarneinfälle ließen strategische Faktoren bedeut­ samer werden. Wie entspre­ chende Pfeilfunde belegen, er­ stürmten die Ungarn nur wenige Tagesmärsche entfernt eine Burg auf dem Hesselberg, un­

Die strategische Lage war nicht gut genug. Heinrich II. schenkte Fürth im Jahre 1007 dem von ihm neugegründeten Domstift Bamberg, der Salierkönig Hein­ rich III. förderte Nürnberg als königliche Machtbasis und ver­ lagerte um 1040 das Markt­ recht samt Zoll- und Münzrecht von Fürth nach Nürnberg. Der damals markant im Talkes­ sel gelegene Nürnberger Burg­ berg war strategisch deutlich besser gelegen als der relativ schwach ausgeprägte Sporn von St. Michael, der noch dazu nach Osten und Süden wenig Schutz bot. Heinrich II. hätte wohl kaum Fürth verschenkt, wäre Nürnberg nicht schon um 1000 n. Chr. das aus dieser Sicht wertvollere Königsgut ge­ wesen. Fürth war für die große Politik entbehrlich geworden. Wie Grabungen der Arbeits­ gruppe Archäologie belegen, verkleinerte sich in der Folge dieses Bedeutungsverlustes die Siedlungsfläche von Fürth und damit wohl auch die Bevölkerungszahlpri gegenüber der ottonischen Zeit. Gehörte Nürnberg zu Beginn der Neuzeit um 1500 zu den größten Städten Europas, so war Fürth auf die Bedeutung ei­ nes Landfleckens zurückgefal­ len. Erst vom 17. Jahrhundert an nahm Fürth einen gewaltigen Bedeutungsaufschwung, der Immigranten und dem Gewer­ befleiß seiner Bewohner zu ver­ danken war.

Alexander Mayer