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Altstadtverein Fürth _______
Schicke Autos erweckten am Kirchenplatz in den 30er Jahren noch großes Aufsehen. Foto Vitzethum.
Eine Spezialität der Altstadt wa ren die „Goldschlocha“ (Gold schläger). Blattmetall wurde zwischen Fließpapier mit kurz stieligen Hämmern breit und „fein“ geschlagen, die hemds ärmelige Männer auf die etwas elastische Unterlage niedersau sen ließen. Der Staub und die Hitze machten Durst und so hatten im Sommer viele ihr Bierglas neben sich stehen. Fri sches Bier vom Fass - ohne Kohlensäure. In der Volksschule hatten die Kinder manchmal solches Fließ papier und Stückchen flaumigen
Feingoldes dabei, das sie zwi schen die Blätter der Schulbü cher legten. Wenn man im Pfarrhof in die geheimnisvolle Tiefe des Stadels vordrang, so hörte man immer auch ein dumpfes, gleichmäßiges Pochen; das schien zu den Geheimnissen des Stadels eben zu gehören. Erst spät kam ich darauf, dass das Pochen von einem Goldschlager herrühren müsse, der in einem Hinterhaus der Gustavstraße ar beitete. Meist waren in einer Werkstatt mehrere Arbeiter, die dann im Takt schlugen, wie frü her die Drescher.
Viele Leute, besonders Frauen und Kinder verdienten sich ein wenig Geld durch Heimarbeit, z.B. durch Anmalen von Zinnfi guren, besonders von Zinnsol daten. Das waren natürlich da mals in den neunziger Jahren, immer noch vielfach Deutsche und Franzosen, die letzteren waren besonders an den roten Hosen erkenntlich. Die Figuren wurden in länglich runde, höl zerne Spanschachteln verpackt, auch in größere Schachteln aus Pappdeckel, mit der Stand scheibe in Kartons eingesteckt. Die Kinder brachten manchmal
unbemalte, silbern glänzende „Soldaten“ in die Schule mit. Die Arbeiter waren zum aller größten Teil Sozialdemokraten. Wenn sie am Wahltag in das Schulhaus gingen, nahmen sie gewöhnlich von den am Ein gang stehenden Zettelverteilern der verschiedenen Parteien kei nen Zettel mehr an. Sie hatten den richtigen schon bei sich und schritten zielbewusst an ih nen vorbei ins Wahllokal zur Urne. Die Sozialdemokraten standen den Bürgern damals viel schroffer gegenüber als heute und entsprachen mehr 5