Seite:Altstadtblaeddla 039 2004-2005.pdf/7

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Altstadtverein Fürth _______ den heutigen Kommunisten. Die evangelischen „Arbeiterreviere" zählten wenig „Arbeiter" zu ih­ ren Mitgliedern. Unser „Pfarrhifla“ lag mit seinen Gärten wie eine Friedensinsel zwischen den Straßen der wer­ denden Großstadt. Damals war man allerdings schon ziemlich außerhalb der Stadt, wenn man die Maxbrücke überschritten hatte, unter der an heißen Sommerabenden die Pferde ge­ schwemmt wurden. Das Ver­ sorgungshaus (die Pfründ) war das allerletzte Haus, ein hässli­ cher Backsteinbau, hingestellt wohl um 1890. In der Nähe war noch ein altes Marterl aus Sandstein mit verwaschenem Relief zu sehen. Verhältnismä­ ßig gut erhalten warn noch die Sandsteinstatuen aus der Ba­ rockzeit, in den Gärten am Weg nach Brennstall hinaus. Solche Statuen standen auch noch in einigen Gärten am linken (südli­ chen) Pegnitzufer in der Gegend unterhalb des Stadlparks, wo jetzt das humanistische Gymna­ sium steht.

Herr Assenbaum In der Gustavstraße, nicht weit vom Pfarrhof lag das Schnittund Kurzwarengeschäft Karges, Bettfedern und Flaum. Der In­ haber, Herr Assenbaum hatte wohl hineingeheiratet. Seine kinderlose Frau, etwas dick und kurzatmig und Frau Anna, ein älteres Fräulein, waren Famili­ enmitglieder. Wir besuchten als angehende Jünglinge Herrn As­ senbaum oft in seinem Laden, saßen hinter dem Ladentisch in der dunklen Ecke, wo der me­ lancholische Laubfrosch seinen Platz hatte und wo im Winter der Ofen brannte, an dessen Türchen durch das Marienglas dann das Feuer rot leuchtete. Wir kauften wohl Kragen, Schmidli (Chemisetten), Kra­ watten und was sonst noch für unsere Bedürfnisse in Betracht kam. Meistens aber schwätzten wir nur im Laden, schauten beim Verkauf zu, betrachteten draußen die Vorbeigehenden, inspizierten Schubladen und

Oer Pfarrhot anno 2004, siehe auch Titeltoto. Fotos: A Mayer

Fächer, manchmal liefen wir Bier holen in den benachbarten Wirtschaften.

Das Kaiserpanorama In der Mitte meines Schulwe­ ges vom Gymnasium zum Ptarrhof, wo die Gustavstraße in den Königsplatz mündet, lag der „Zentraler“, der Zentral-An-

zeiger, die damalige Lokalzei­ tung. Im gleichen Haus, neben der Expedition war das Kaiser­ panorama untergebracht. Diese Schaustellung ist heut in der Zeit des Kinos und des Fernse­ hens, wohl gänzlich verschwun­ den. In einem verdunkelten Zim­ mer zog sich ein Holzverschlag mit Gucklöchern rund um ein karussellartig im Kreis drehba­

res Gestell, das man aber nicht sah. Man hörte es nur rumpeln, wenn man auf seinem Stuhl saß und durch das Guckloch auf die Stereoskop Bilder sah, die das Gestell in seinem Umlauf einem vor die Augen schob. Man konnte jedes Bild etwa eine hal­ be Minute lang betrachten, dann ertönte ein Glockenzei­ chen und das geheimnisvolle 7