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Wohnungsbesichtigung bei einem Stadtspaziergang für und mit ausländischen Mitbürgern. Foto: Werner Heckelsmüller

nen. Bei unserem Rundgang am 12. September 2005 war ein Großteil der Bewohner gerade von einem gemeinsa­ men Kurzurlaub am Gardasee zurückgekehrt. Zwei Straßen weiter, in der Mathildenstraße. hat sich ein Ehepaar eine weitere ..Nische" ausgebaut. Ein denkmalge­ schütztes Mehrfam i lienhaus wurde energetisch saniert um dort wohnen und arbeiten zu können. Ein besonderes Schmuckstück ist die südlich ausgerichtete Dachterrasse, die den Bück von der Innen­ stadt bis weit über die Rcdnitzauen schweifen lässt. Die Rückgebäudc in der Theaterstraße, eine ehemalige Schu tzbri I len Fabrik, begrüßen den staunenden Gast mit einem besonderen Flair. Von Architekten und Bewohnern in sensibler Form saniert, die neuen Innenausbauten auf das wesentliche reduziert, erzäh­ len die Räume ihre eigenen Geschichten. Die belebte Theaterstraße scheint Weiten entfernt zu sein angesichts dieser japanisch angehauchten Schönheit und Ruhe.

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Kunst und Nische

Auch Künstler haben, lange vor der inzwischen angelaufenen Sanicrungswclle. diese Nischen für sich entdeckt und besetzt und müssen nun zum Teil fürchten, von einer an sich positiven Entwicklung einge­ holt zu werden. So erging es einem Maier aus der Pfister­ straße. der seit Jahren ein zwar renovierungsbedürftiges, aber sehr schönes Rückgebäudc ais Atelier nutzen konnte. Dieses wurde nun verkauft und soll als Familien stadthaus saniert werden. Wir denken, dass es

nur zu einer „Verschiebung" innerhalb des Viertels, nicht aber zu einer ..Verdrängung" der sehr bunten und dadurch lebendigen Stadtgesellschaft kommt. Denn diese Verschiebungen zeichnet das Fürther Stadtbild bereits seit Jahrhunderten aus und wird auch von der Stadt­ politik. ähnlich wie die denk­ malgeschützten Gebäude, ais Qualität geschätzt. Kulturelle Nischen

Kulturelle Nischen anzubie­ ten. ist seit der Fürther Drci-

Herrschaft ein Erfolgsrezept von Fürth (von 1007 bis um 1792 waren die hoheitlichen Rechte in Fürth aufgeteilt: Anm. d. Red.). Die unterande­ rem aus Nürnberg vertriebe­ nen Juden fanden hier eine neue Heimat und haben einen wichtigen Beitrag zur Stadtentwicklung geleistet. Später waren es dann die „Gastarbeiter" aus den südli­ chen Ländern, die zunächst nur eine Arbeitsstätte, dann aber auch ein neues Zuhause in der Fremde gefunden haben. Viele verschiedene Kulturen gibt cs heute in Fürth, zum Teil sich gegenseitig befruch­ tend durch einen regen Austausch, zum Teil nebenei­ nander her existierend. Zahl­ reiche Kuhurvcreinc nehmen das Thema Integration sehr ernst und leisten dadurch einen wertvollen Beitrag für die Fürther Stadtgcsellschaft. Sie zeigen durch ihre Arbeit, wie sich eigene kulturelle Wurzeln mit zunächst neuen Wurzeln in einer fremden Welt verweben können. Das Miteinander und Neben­ einander unterschiedlicher stadlräumlichcr Strukturen. Völker und Atmosphären prägen Fürth und zeichnen es aus. Ein Miteinander, das mit zum Tei) harten Brüchen und Kanten doch eine lebendige Kommunikation hervorruft, das aber nicht vereinnahmt, sondern die eigene Identität selbstbewusst und authentisch zur Schau trägt, und so auch ein gemeinsames Nebeneinan­ der erst ermöglicht. Fürth hat eine auf besondere Weise her­ vortretende ..Nischenkultur". Alexandra Schwab, Werner Hcckclsmüllcr

Quart i ersmanager Planungsgruppe MeyerSchwab-Heckelsmüller GbR

Der Künstler Thomas Mohi in seinem Atelier.

Foto: H.-). Winckler