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in Florenz (ebenfalls Proto­ renaissance. zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts). Die Ge­ staltung des Turmes erinnert bekanntlich an den Palazzo Vecchio in Florenz oder auch an den Palazzo Publico in Voltcrra. 1840-44 entstand der Nord­ flügel an der Königstraße, 1845-50 der Flügel an der Brandenburger Straße, 1900 01 der Anbau Königstraße (Fried­ rich von Thiersch). Waagplatz und Waagstraße

Der Waagplatz erhielt seinen Namen erst 1985 auf Antrag des Altstadtvereins, der auf dem Waagplatz sein Domizil hat. Unser im Jahre 1975 ge­ gründeter Verein unterhält hier in der ehemaligen Freibank eine Geschäftsstelle und die Galerie. Der Waagplatz und die Waagstraße waren einst­ mals Teil eines großen land­ wirtschaftlichen. sehr allen Anwesens, das 1476 erstmalig erwähnt wurde, in der seiner­ zeitigen Urkunde ist von einem "von alters her" be­ stehenden Hof die Rede. Schwer zu sagen, was nun „von alters her“ damals be­ deutete. aber vielleicht be­ stand der Hof schon um 1000 n. Chr., also zur reichsunmit­ telbaren Zeit Fürths vor 1007 (Schenkungsurkunde an das Erzbistum Bamberg, gleich­ zeitig erster gesicherter schriftlicher Beleg Fürths). Fürth ist nicht nur älter als das erst 1050 (Freilassungs­ urkunde der Leibeigenen Sigena) erwähnte Nürnberg, sondern besitzt auch mit dem ..Roten Roß'* (Waagstr. 1. heu­ te: Irish Cottage) eine ältere Gastwirtschaft als das östliche Nachbarstädtchen, die älteste Wirtschaft Nürnbergs ist die Bratwurstküchc ..Zum Güldenen Stern" (Zirkelschmicdsgassc 26), erstmalig erwähnt 1520. Der auffällige Uhrturm auf dem Roten Roß befindet sich seit 1862 dort, er wurde von der ehemaligen Waisenschule (ideell, nicht materiell) über­ tragen. Es handelte sich um

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eine Stiftung zweier Fürther Gastwirte aus dein Jahre 1775. Der Waagbrunnen steht seit 1985 auf dem Platz, die Wcihnachlssäulc seit 1981, sic wurde im Rahmen der zweiten A Itstadtwcih nacht aufgcstdlt. beide Kunstwerke gehören dem Ahstadtvercin. Hinter der Weihnachtsäule befindet sich das pittoreske „kleinste Haus von Fürth" mit lediglich zwei Räumen. Noch vor einigen Jahrzehnten nutzte eine ältere Dame den oberen Raum als Wohnung, den unteren als Laden. Heute sind hier immer­ hin zwei Friseure etabliert, darunter dic I laarwerkstatt von Brigitte Peikcr. die sich auf biologische Pflanzcnfarben spezialisiert hat. Nachdem in Fürth die Land­ wirtschaft an Bedeutung ver­ lor, war die Größe des Hofes im Bereich Waagstraße/ Waagplatz nicht mehr zweck­ dienlich, so dass im 19. Jahr­ hundert der Hof zunehmend bebaut wurde, auch die male­ rischen kleinen Ladenvor­ bauten entstanden zu jener Zeit, wie die Waagstraße 3. in der sich heute die „Puppen­ stube" befindet. Das kleine Anwesen wurde 1843 als Kramladen in romanisicrenden Stil erbaut. 1979 eröffnete hier zunächst „Spiel und Kunst" mit Holzspielzeug, dieser Laden hatte seinerzeit Pilotfunktion in der geschäft­ lich heruntergekommenen Alt­ stadt. Seit Anfang 2000 stellt nun Julia Pressmann hier Waldorfpuppen und Ge­ schenkartikel her, die natür­ lich auch zu kaufen sind. Man beachte die vom Jugendstil angehauchte Ladcntürc! Auch vor die Waagstraße 5 lugten die damaligen Haus­ eigentümer 1889 den rechten Neurenaissance Eckbau wie auch den Sandstein Ladenbau hinzu. Seit Februar 1997 fin­ det sich hier „Tonart": TonKunsthandwcrk von Thomas Kummer, der Laden links, die Produktion rechts im Eckbau. Das Gebäude Waagstraße 4 entstand 1845. in den 1980er und 90er Jahren war „Die

Das Gebäude Gustavstraße 56 in einem Stich von J.A. Boeneraus dem jähre 1708 (vgl. Foto S. 5). Da Boener nicht immer ganz maßstäblich arbeitete, könnte das schmale rechte Gebäude auch der Vorgänger des heutigen Gebäudes Gustavstraße 54 sein.

Insel" von Hcri und Mary ein „Szeneschwerpunkt" für junge Leute, wurde danach leider ziemlich heruntergewirtschaftet. Nun strahlt sie seit Mai 2004 wieder im neuen Glanz. Gustavstraße

Die Gustavstraße ist benannt nach dem Schwedenkönig Gustav Adolf, der 1632 mit seinem Heer in und bei Fürth lagerte (Schlacht an der Alten Veste). Bis 1827 hieß sic Bauerngassc, weil die den Markt besuchenden Bauern hier ihre Fuhrwerke abstellten und in den damals schon zahl­ reich vorhandenen Gaststätten cinkehrten. Lange Zeit war die Gustavstraße Hauptstraße des Marktes Fürth. Auffällig ist zum einen die gemischt giebel- und traufständige Bau­ weise der Häuser. In Nürnberg war schon seit Ende des 14. Jahrhunderts aus feuerpolizei­ lichen Gründen eine trauf­

ständige Bebauung vorge­ schrieben, in Fürth gab cs keine einheitliche Konnnunalverwahung und so baute jeder, wie er wollte. Weiterhin fallen in der Gustavstraße die sackgassenarligen llofberciche der ehe­ maligen Bauernhöfe auf. Im Gegensatz zu den Stadterwcitcrungcn des 18. und 19. Jahrhunderts verläuft die Gustavstraße in leichten Bögen, ein weiterer Hinweis auf die mittelalterliche, land­ wirtschaftlich geprägte Ent­ stehungszeit. Von der Ecke Waagstraße Gustavstraße sehen wir rechts das An wesen Gustavstraße 30. 1656 erstmalig erwähnt, mit einem schon 1842 angebrach­ ten Anstrich, der Biockstcinc imitiert. Hier befindet sich im Erdgeschoss das „Boderslädla". von Inhaber Roland Forstner denkmalgerecht sa­ niert: 15 Tonnen Schutt muss­ ten abgefahren werden, die