Altstadtverein Fürth
Anhand des erhöhten Metal lautkommens in den Grabanlagen lässt sich nun das gesellschaftliche Zusammenleben in ein zelnen Regionen besser erkennen und durch den Gebrauch bronzener Geräte erstmalig bestimmte handwerkliche Tätigkeiten nachweisen, die in nichtmetaftführenden Kulturen so nicht sichtbar waren. Man ist zum Beispiel durch die Ausstattung der Gräber in der Lage, mit Hilfe der zur Tracht zählenden Gegen stände den zeitgemäßen modischen Geschmack zu rekonstruieren (Abb. 7)
Abb. 7: Tracht einer Frau der Straubinger Kultur
und teilweise regional zu begrenzen. Das hat vor einem Jahrhundert noch dazu geführt, dass solche Befunde ausschließ lich ethnisch gedeutet wurden, was dem germanophilen Sendungsbewusstsein des Nationalsozialismus zur Grundlage gereichte. Insgesamt lässt sich die süddeutsche Bronzezeit in drei chronologische Haupt abschnitte untergliedern, die in ihrem Grundgerüst durch den Mainzer Prähistorikcr und später in München tätigen Konservator Paul Reinecke (1872- 1958) definiert wurden. Man unterscheidet eine Frühphase, Stufen A/B, (ca. 2300 - 1800 v.Chr.) von der Mittleren Bronzezeit Stufe C, der sogenannten „Hügelgräber bronzezeit“ (ca. 1800 - 1300 v.Chr.) und eine Spätphase Stufe D (ca. 1300 - 1200 v. Chr.), die zu einem neuen religiösen Umdenken in den Jenseitsvorstei I ungen der Urnenfelderzeit / Urnenfelderkultur
bis ins obere Altmühltal erstreckt, die StraubingerKultur sowie die Gruppe von Unterwölbing / Ge mein lebarn stehen durch einen breiten Wald- und Gebirgsgürte! getrennt einem östlich gelegenen homogenen Kulturkompiex gegenüber, der sogenannten Aunjetitzer Kultur, benannt nach dem Fundort Ünütice nördlich von Prag (Karle 2). Die Frühphase der Süd deutschen Bronzezeit ist gekennzeichnet durch „Hockergräber“, in denen das Skelett auf der Seite lie gend angetroffen wird, mit den Beinen in angehockter Stellung, die den Schlaf des Toten simuliert. Dabei lässt sich in der Straubinger Kultur beobachten, dass Männer auf der linken, Frauen auf der rechten Seite lagen. Bestattet wurde ein zeln oder zu zweit in Flach- Karte 2: Verbreitung der Süddeutschen Frühbronzezeit und gräbem einer der Siedlung der Aunjetitzer Kultur zugeordneten Nekropole. Die Siedlungsweise lässt sich in bisher Gebrauch bronzener Geräte auf eingehan wenigen Einzelgehöften sowie kleinen delte Barren in Beil- oder Stabform ange Weilern erfassen. Die leicht konvexen wiesen, was auf einen Kontakt zu durch Seiten der Langbauten erreichten eine ziehenden Händl ergruppen hinweist. Länge von 20-25 m. Die Breite der Dass die Umgebung von Fürth nicht Gebäude betrug 6-10 m, dass eine völlig siedlungslccr war, wird deutlich in Grundfläche von 120-250 qm überbaut der ersten zeitlich fassbaren Stufe der werden konnte. Daneben lassen sich Älteren Bronzezeit (B)< die in unserer kleine viereckige Ständerbauten als Gegend durch mehr oder weniger gut aufVorratsspeicher nachweisen (Abb.^. gedeckte Siedlungsplätze vertreten ist, Die landwirtschaftlich geprägte Lebens was auch hier für eine gewisse weise mit einer Haustierhaltung von Sesshaftigkeit spricht. Zugehörige Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen, Fundstellen weisen allerdings eine topo Hunden und Pferden war für den graphische Ähnlichkeit zu Rastplätzen
überleitet.
Die Ausprägung der Süddeutschen Frühbronzezeit lässt sich durch kulturelle Merkmale nach wichtigen Fundorten benannten Gruppen gliedern. Die Adlerberg-Gruppc. die Ries-Gruppe, die sich
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Abb. 8: Siedlungsbiid der Flachtandsiedlung von Zuchering bei Ingolstadt