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Altstadtverein Fürth

Getreidearten wie Gerste, Emmer, Einkorn, Rispenhirse und auch Hafer. Roggen ist ein typisches Wintergetreide und sehr robust gegen Witterungscinflüsse. Aus diesem Grund ist es im Befund woh! weit häufiger vertreten als die anderen Getreidearten. Diese einseiti­ ge Anbauweise macht die Bewohner der Siedlung aber auch anfällig für Mangclzeiten nach Missernten. Zur Ergänzung des Speisezettels werden Nüsse und Wildfrüehtc wie Schlehen, Hagebutten, Holunder, Himbeeren oder Brombeeren gesammelt. Auf der Karl­ burg fand man auch Belege für den Ver­

zehr von Zwetschgen, Pflaumen und Wildkirschen. Kultiviertes Obst fehlt, das Anpilanzen von Obstbäumen lohnt sich erst, wenn eine Siedlung über den Zeitraum von einigen Generationen besteht. Dies ist meist nicht der Fall, erst durch das Ent­ stehen der Städte werden auch die länd­ lichen Siedlungen standorltreuer. Stadt und Land werden Partner in einem wirt­ schaftlichen Wechselspiel. Untersuchungen auf der Burg Ober­ ammerthal bei Amberg in der Oberpfalz (besiedelt zwischen 800 und 1003) wie­ sen auf, dass das vorherrschende

Schlachtticr das Schwein ist, gefolgt von Rind, Schaf und Ziege. Hühner und Getlügelüberreste sind nicht so häufig anzutreffen, dies kann aber auch mit den Erhaltungsbedingungen für die fragilen Geflügelknochen Zusammenhängen, denn die Haltung von Hühnern ist für das Frühmittelalter gut belegt; gehörten sie doch zu den wichtigsten Naturalabgaben. Im herrschaftlichen Bereich der Burg wurden auch Überreste von Wild gefun­ den, hauptsächlich jedoch vom Rothirsch, dem bevorzugten Jagdwild des Adels.

Christianisierung und frühe Christen ... ich habe meine Götter angerufen, aber wie ich erfahre, sind sie weit davon entfernt, mir zu helfen. Daher glaube ich: sie sind ohnmächtig, da sie denen nicht helfen, die ihnen dienen. Dich nun rufe ich an, und ich verlange, an dich zu glauben; nur entreiße mich der Hand meiner Widersacher!“ Gregor von Tours, ii 30 (82,117) aus: von Padberg, Lutz; Die Christianisierung Europas im Mittelalter, Stuttgart 1998

Nach der Überlieferung des Bischofs Gregor von Tours (538/39-594) sind dies die Worte des Frankenkönigs Chlodwigs (481/82-511), mit denen er im Jahr 496 während einer Entscheidungsschlacht der Franken gegen die feindlichen Alamannen seinen alten Göttern abschwört und sich dem Christentum zuwendet. Chlodwigs feierliche Taufe zwei Jahre später steht am Beginn der systematischen Christianisierung Europas. Der Glaube der Germanen an mehrere Götter (Polytheismus), wie zum Beispiel den Kriegsgott Wotan/Odin, den für Fruchtbarkeit und Wachstum zuständigen Thor, an Freya. Baldr und den listigen Loki manifestiert sich in der Verehrung von heiligen Plätzen, wie Hainen. Mooren. Grotten, Seen und Flüssen. Durch Opfergaben wird versucht, die Götter günstig zu stimmen. Überliefert werden diese religiösen Inhalte nur mündlich. Das Christentum dagegen ist eine reine Buchreligion. Durch die Missionierung treffen zwei unterschiedliche Welten auf­ einander, was einen radikalen Bruch mit den Alltagsvorstellungen verlangt. Den meist schriftunkundigen Bauern und Krie­ gern ist dies nicht immer nur durch Worte zu vermitteln. Es bedarf handfester Ak­ tionen (Tatmission), wie zum Beispiel das Fällen der Donareiche durch Bonifatius bei Geismar im heutigen Hessen. So soll die Machtlosigkeit der alten Götter dras­ tisch verdeutlicht werden. Die Bekehrung beginnt in den meisten

Fällen an der Spitze der Gesellschaft, den Herrscherhäusern, und wird wie bei Chlodwig oft von eindeutigen Nützlichkeitserwägungen bestimmt. Man dient nicht mehr Thor und Wotan, sondern Christus. Erwartet wird im Gegenzug eine konkrete Sieghilfe des Christengottes (Abb. 6).

Hier fließen heidnische und christliche Elemente zusammen; Glaube und Inhalt der neuen Religion sind anfangs zweit­ rangig; wichtig ist ihr Erfolg im Alltag. Hat der Herrscher sich mit der Hilfe von Christus als siegreich erwiesen, folgt ihm der Rest des Volkes und lässt sich bekehren.

Abb. 6: Speerwerfer mit göttlichem Sieghelfer; Zierscheibe von Pliezhausen bei Tübingen, 7. Jahrh., -Nachzeichung-

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