Seite:Altstadtblaeddla 041 2007.pdf/40

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Altstadtverein Fürth

Das frühe Mittelalter in der Jahresausstellung 2007 von Andreas Faisst Die frühen Franken

„Mutig, frech, ungestüm, kühn“ aber auch „frei“ so lautet eine frühe Überset­ zung für die in der Völkerwanderungszeit am Nieder- und Mittelrhein siedelnden Stämme. Den westgermanischen Stamm der Franken bezeugen römische Quellen seit dem 3. Jhd. am Niederrhein. Während der Völkerwanderung wird das Gebiet des heutigen Franken ein Durch­ zugsgebiet verschiedenster germanischer Bevölkerungsgruppen. Die Mehrheit der „namenlosen“ Bewohner rechnet man zu diesem Zeitpunkt dem clbgermanischen Kulturkreis der Alamannen, Juthungen und Thüringer zu. Um die damalige Situation nachvoll­ ziehen zu können, muss man auf die politisch-siedlungsgeschichtliche Ent­ wicklung zurückblicken, die zu den früh­ mittelalterlichen Konturen in Nordbayem geführt hat. Vor der fränkischen Land­ nahme spielen germanische Höhen­ siedlungen und Gauburgen ein zentrale Rolle. Von diesen lokalen Herrschafts­ sitzen aus wurden weite Teile des Süd­ deutschen Raumes beherrscht.(Abb. 1) Mögliche erste Vorzeichen eines rhein­ fränkischen Eindringens in Nordbayern gibt der teilweise gewaltsame Abbruch der Höhensiedlungen und Gauburgen um

500 wieder, vermutlich ausgelöst durch die Expansion der fränkischen Stämme unter ihrem König Chlodwig (482-511). Chlodwig, Sohn des fränkischen Reichs­ gründers Childerich. regiert nicht nur als ein „global“ denkender Politiker und erfolgreicher Heerführer, sondern ist ein ebenso skrupelloser fränkischer König. Als Chlodwig im Jahre 511 in Paris stirbt, hat er die germanisch - fränkischen Stämme unter seiner Herrschaft vereinigt. Chlodwig tritt 496/497 zum Christentum über, bleibt aber ein strikter Vertreter eines archaisch anmutenden germani­ schen Königtums, mit expansiven Drang nach Ruhm, Ehre und Stcdlungsland. Seit der Zeit um 500 findet sich zunehmend fränkisch geprägtes archäo­ logisches Fundgut im Maingebiet. Ein Bevölkerungsanstieg, -rückgang oder -wechsel kann aber nicht nachgewiesen werden. Anscheinend erfolgt kein massi­ ver Zuzug von fränkischen Stammes- und Bevölkerungsteilen, sondern nur eine „Überschichtung“ der einheimischen Be­ völkerung durch fränkische Adelige oder Grundherren. Der Raum der frühmittelalterlichen Geschichte Frankens ist dabei nicht iden­ tisch mit der heutigen politischen Kontur in seinen drei Regierungsbezirken,

Unter , Ober und Mittelfranken. Die Wandlungen der politischen Verhältnisse führt oft zu einer Veränderung der Landkarte. Letztendlich erstreckt sich „Herrschaft“ zu dieser Zeit meist über Personen und Einflusszonen, nicht aber über klar definierte Territorien oder Grcnzverläufe. Die merowingische Landnahme Nordbayerns

Während der so genannten Merowinger­ zeit (um 460 bis 751) beginnt man die später nach den Franken benannten Landschaft und Bevölkerung herrschaft­ lich zu erfassen. Die fränkische Vorherr­ schaft über den Nordbayerischen Raum setzt vermutlich nach dem Sieg über die Alamannen (496/97 und 506) oder spä­ testens nach Sieg über das Thüringerreich (531) ein. Zu diesem Zeitpunkt greifen fränkischen Stämme vermehrt in den rechtsrheinischen Raum aus. und „glie­ dern“ die damaligen regionalen germa­ nischen Stammesreiche der Alemannen, Thüringer und Bayern in ihren Macht­ bereich ein. Die Herrschaft der Franken erfolgt zum einen durch ihre kriegerischen Gefolg­ schaften. zum anderen aber auch durch eine bäuerliche Landnahme.

1 Burgellern-Reisberg, Stadt Scheßlitz, Lkr. Bamberg, 2 Dittenheim Gelbe Bürg, Lkr. WeißenburgGunzenhausen, 3 Drosendorf-Schloßberg Drügendorf, Lange Meile), Gde. Eggolsheim, Lkr. Forchheim, 4 Geisberger Forst-Schloßberg, Lkr. Bamberg, 5 Gerolfingen-Hesselberg, Lkr. Ansbach, 6 Happurg-Houbirg, Lkr. Nürnberger Land, 7 Karlstadt-Saupürzelberg (?), Lkr. Würzburg, 8 Kipfenberg-Micheisberg, Lkr. Eichstätt, 9 Loch-Hoher Knock, Gde. Wiesentfels, Lkr. Bayreuth, 10 Muggendorf-Neideck, Lkr. Forchheim, a Rettern-Retterner Kanzel, Gde. Eggolsheim, Lkr. Forchheim, 12 Schlaifhausen-Ehrenbürg, Gde. Wiesenthau, Lkr. Forchheim, 13 Schweinthal-Heidelberg, Stadt Egloffstein, Lkr. Forchheim, 14 Staffelberg, Stadt Staffelstein, Lkr. Lichtenfels, 15 Sulzburg, Gde. Mühlhausen, Lkr. Neumarkt, 16 Tiefenellern-Schloßberg, Gde. Litzendorf, Lkr. Bamberg, 17 Zeckendorf-Giechburg, Stadt Scheßlitz, Lkr. Bamberg, 18 Bullenheimer Berg, Lkr. Kitzingen, 19 Kasendorf, Lkr. Kulmbach

Abb. 1: Höhensiedlungen in Nordbayern Quelle: Nach Haberstroh, Siedlungsgeschichtliche Entwicklung, Franken im Mittelalter, Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 2004

40