AttStadtverein Fürth
Die einsetzende Landerschließung und politi sche Einflussnahme der Franken in Nordbayern geschieht anfänglich über Talsiedlungen, vor allem über den Main und dessen Nebenflüsse, im Fürther Umland über die Aisch, Zenn, Regnitz und weiter südlich über die Aitmühi. Diese Gebiete Nordbayerns sind bereits in vorgeschichtlicher Zeit besie delt, allerdings große Teile von dichten Wäldern bedeckt und unerschtossen.
Abb 2: Gebiet mit fränkischen Kuiturmerkmalen im archäologischen Fundgut seit dem 6. Ihd. Quelle: Nach Haberstroh, Siediungsgeschichtliche Entwicklung, Franken im Mittelalter, Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 2004
Ackerbau war und ist Grundlage der damaligen menschlichen Existenz. Die Betrachtung der merowingischen Fund stellen zeigen, welche natürlichen Voraussetzungen bei der Auswahl oder Übernahme eines Siedlungsplatzes eine Rolle spielen. Bevorzugt sind es wasser nahe Standorte mit hoher Bodengüte, die geeignete Bedingungen für Ackerbau und Viehzucht bieten. (Abb. 2) Die ersten Siedlungen
Aus den frühmittelalterlichen Siedlungs gebieten der Alamannen, Bayern, der Franken, Thüringer und weiterer Volks gruppen wie Sachsen oder Friesen, erwächst das östliche Frankenreich unter fränkischer Herrschaft als ein sich stetig wandelnder und ethnisch komplizierter „Vielvölkerstaat“. Ein früher Herrschaftsmittelpunkf und Ausgangspunkt der ein setzenden frühmittelalterlichen Besied lung im östlichen Frankenreich wird das mittlere Maingebiet mit dem um 741 zum Bistumssitz erhobenen Würzburg. Die fruchtbaren unterfränkischen Gäulandschaften bilden einen Schwerpunkt der fränkischen Kolonisation. Bereits um 500 werden deutliche merowingerzeitliche Elemente in der archäologischen Sach kultur der dort lebenden Bevölkerung greifbar. Auch entlang der Grenzzone zum bayeri schen Machtbereich, zwischen Donau und Altmühl, ist für die merowingische Zeit ein spürbarer fränkischer Einfluss archäologisch nachweisbar. Das schritt weise Ausgreifen des fränkischen Macht bereiches und seiner Sachkultur „aus dem
Westen“ erreicht um 600 das Gebiet der Main-Regnitzfurche, aber noch nicht die Gebiete östlich der Regnitz. Dies belegen frühe merowingische Grab- und Siedlungsfunde in Oberfranken an der Regnitz in Altendorf, Lkr. Bamberg, (Da tierung 5-/6. Jhd). Neuses an der Regnitz, Lkr. Forchheim. (Datierung 6./7. Jhd.), und Eggolshcim-Peunt , Lkr. Forchheim (Datierung 7. Jhd.}. Dieser Raum wird bereits seit der römi schen Kaiserzeit von Germanen kontinu ierlich besiedelt. Seit dem 5. Jhd. ist ebenfalls ein zunehmender thüringischer Einfluss im archäologischen Fundgut vorhanden. Hierzu zählen neben Tracht schmuck auch charakteristische Keramik formen. Vermutlich gehörenTeile Nord-
bayems vor der fränkischen Landnahme zumindest zeitweise zum thüringischen Herrschaftsbereich. Mit weiteren eindrucksvollen fränkischen Funden, zum Beispiel wertvollen Frauen fibeln aus den Gräbern der Siedlung in Neuses, manifestiert sich eine wohlha bende Personengmppe aus dem Franken reich. Die sowohl schmückend als auch funktional genutzten Gewandspangen lassen sich gut nach Ihrem ethnischem (thüringisch, fränkisch, alemannisch oder gotisch) oder produktionstechnischen Ur sprung unterscheiden. Zur Frauentracht des ausgehenden 5. Jhd und 6. Jhd gehört ein Bügelfibelpaar. Ab dem 7. Jhd wird dann nur noch eine einzige Scheibenfibel getragen. (Abb .3)
Die Lage des Fundortes am Zusammenfluss von Aisch und Regnitz unterstreicht die Bedeutung des Aischgrundes als Verbindungsweg in den „merowingischen“ Westen. Offensicht lich werden gezielt besonders wichtige Verkehrsknoten mit fränkischen Amts trägern besetzt. Ein fränkischer Königshof „Riedfeld“ wird bereits im Jahre 741/742 im Bereich heutigen Stadt Neustadt an der Aisch urkundlich bezeugt, als er den „Zehnten“ an das neugegründete Bistum Würzburg ent richtet. Aus dem Königshof entsteht ein Verwaltungsmittelpunkt an der mittleren Aisch und ein wichtiger Standort bei der Erschließung des Raumes zwischen Frankenhöhe und Steigerwald. Abb. 3: Die Scheibenfibel aus dem Mädchengrab des späten 6. Jhd. aus Altheim, Gde. Dietersheim, Quelle: Landkreis Neustadt a.d. Aisch - Bad Windsheim, Heimatbuch für den Landkreis 1982, sowie Herrmann Dannheimer, Schrifttum Nr. 5,1980
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