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Altstadtverein Fürth

Die Ortsnamensforschung

Die Ortsnamensforschung ist für das frühe Mittelalter eine weitere historische Quelle und bietet vielfältige und noch heute lebendige Einblicke in die frühe Zeit der Landerschließung. Eine ausführ­ liche Analyse und Darstellung der Orts­ namen in Nordbayern würde den Rahmen sprengen. Aus der Vielzahl des vorhan­ denen Naniensmaterials können deshalb nur typische Ortsnamen besonders herausgegriffen werden die augenfällig mit entsprechenden Bodenfunden korres­ pondieren. Zu den Sprachüberresten der germanischen Landnahmezcit gehören unter anderem Ortsnamen mit den Suffixen -ing, -ingen, -ungen, oder -heim. Die -ing, -ingen und -ungen Namen, häufig anzutreffen in Ahsiedelgebieten. gehören dabei zu der ältesten Namens­ generation der germanischen Land­ nahmezeit. Auffallend korrespondieren Gebiete mit -ing, -ingen und -ungen Ortsnamen mit den frühen germanischen Höhen­ siedlungen, bzw. Besiedlungsgebieten. Charakteristisch für die Phase der fränki­ schen Landnahme ab dem 6. Jhd. sind Siedlungsnamen, die die fränkische Gutsbezeichnung im Grundwort -heim verwenden. Als grundherrliche, politische und kul­ turelle Führungsmacht legen die Franken die Grundlage für die nachfolgende Siedlungsbenennung. Heim- Ortsnamen setzen sich größtenteils aus einem Personennamen, vermutlich dem des

damaligen Grundherren. Ortsgründers oder Sippenführers, zusammen. So ist beispielsweise „Ickelheim“ nichts ande­ res als die Siedlung eines „Ikkilo“. Weitere Siedlungsnamen tradieren unter anderem auch geographische Elemente, wie man am Beispiel von „Westheim“ im südlichen Mittelfranken erkennen kann. Es scheint, dass es in der Zeit zwischen 500 und 700 geradezu Mode war. Orte auf -heim zu benennen. Das Vcrbrcitungsbiid dieser frühen Orts­ namen mit dem Suffix -heim deckt sich in auffälliger Weise mit der Ausdehnung der mcrowingischen Reihengräberfriedhöfe in Nordbayem. Heute noch spricht man in Franken noch lieber vom „Heimgehen“ als von „Naehhattsegehen“. f.4bh. 4) hn spätmerowingischer Zeit kommt es nach vorangegangenen kriegerischen Auseinandersetzungen zur Ansiedlung slawischer Siedler unter fränkischer Kontrolle im Nordosten von Franken, die eine wichtige Rolle im frühmittelalterli­ chen Ausbau spielen, vielleicht als „Kriegsgefangene“, die zur Kolonisation hcrangezogen werden, oder auch als „Gastarbeiter“ mit einem festen Vertrag. Ab dem 9. Jhd. findet dann ein offenbar weitgehend friedlicher Assimilierungs­ prozess statt, da sich fränkische und sla­ wische Elemente koexistent in den Siedlungen wiederfinden. Die Slawen scheinen dabei in ihren neuen Siedlungsgebieten sehr rasch die „west­ lich“ - merowingischen Traditionen zu übernehmen, da sich ihre eigenen nach

Abb. 4: Die Verteilung der ingen /--ing /ungen Orts­ namen (rot) und -heim Orts­ namen (gelb)

Quelle: Karten­ beilage, Franken im Mittelalter, Kommission für Bayerische Landes­ geschichte, München 2004

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kurzer Zeit im archäologischen Fundgut verlieren und sich von der eingesessenen Bevölkerung nicht mehr unterscheiden. Diese Volksgruppe, historisch bezeugt als „Main- und Rednitzwenden“ gibt sich sowohl im archäologischen Fundgut als auch in Flur- und Ortsnamen zu erken­ nen, z.B. mit Endungen wie -winden, -windisch oder -nitz. Alte und neue Keramikformen im archäologischen Fundgut

Keramik ist in aller Regel das häufigste Fundmaterial aus Siedlungen und Gräbern. Aus Form und Machart lassen sich oftmals wichtige Schlüsse zur Datierung und Herkunft ziehen. Auch in der Merowingerzeit, sie beginnt für unser Gebiet um 500 n. Chr., ist Keramik ein wichtiges Hilfsmittel der Archäologie. Infolge der Ausdehnung des fränkischen Machtbereiches kommt es unter anderem zu neuen kulturellen Impulsen. Auf dem Keramiksektor sind Importe bzw. An­ regungen aus dem Westen festzustellen. Dies führte zu einem neuen Formen­ reichtum bei den Gefäßtypen. Einheimische Keramik in elbgermanischer Tradition ist vor der fränkischen Landnahme größtenteils handgeformt, d.h. wulstartig ohne Drehscheibe aus einem Tonklumpen aufgebaut. Feines Kcramikgeschirr besitzt jedoch bereits eine aufwendig gestaltete und geglättet Oberfläche. Relativ schmucklose, hand­ geformte Keramik ist bei den Franken bis ins 5. Jhd. vorherrschend. Erst im 6. Jhd. verwendet man wie zuvor bei den Stäm­ men der Sachsen, Thüringern und Alamannen üblich, reiche Stempelornamentik oder plastische Dekore mit Riefen, Rippen und Buckeln. Die fränki­ sche Keramik des frühen Mittelalters ver­ einigt dabei römische mit germanischen Elementen. In frühtnerowingischer Zeit ist Geschirr in spätantiker Tradition aus Töpfereien dominierend, das schon unter römischer Herrschaft im linksrheinischen Gebiet produziert wurde. Hierzu zählt das große Töpferzentrum von Mayen in der Eifel, das seit dem 4. Jhd ein ausgedehntes Absatzgebiet mit Geschirr versorgt. Seit dem 6. Jhd. entstehen auch östlich des Rheins neue Betriebe, die die regionalen Märkte vorzugsweise mit Drehscheiben­ keramik beliefern. Dies verdrängt die handgeformten Gefäße weitgehend. Handgcformte Keramik ist zwar während der gesamten merowingischen Epoche belegt, allerdings erreicht sie nie die Bedeutung der auf der sehne) Idrehcnden Töpferscheibe hergestellten Ware.