Seite:Altstadtblaeddla 041 2007.pdf/48

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Altstadtverein Fürth

Das Reihengräberfeld an der Schwadermühle bei Cadolzburg

In den unterfränkischen und mainfränki­ schen Regionen endet in der ausgehenden Merowingerzcit die Beigabensitte unter dem Einfluss des stärker werdenden Christentums. In unserer Region hat diese Sitte in den karolingisch-ottonischen Gräberfeldern und Ortsfriedhöfen noch längere Zeit Bestand. Das Fürth nächst­ gelegene Reihengräberfeld wird bei Cadolzburg, in der Nähe der Schwader­ mühle, im Jahre 1838 entdeckt. Aus den geborgenen Grabfunden von 1838 ist leider nur noch eine handschrift­ liche Skizze aus dem Jahr 1949 erhalten. Die Funde sind im Laufe der Zeit ver­ schollen. Wichtige Indizien, wie Überres­

te von frühmittelalterlichen Trachtbestandteilen, zeigt die erhalten gebliebene Skizze dennoch. Zum frühmittelalterli­ chen Grabinventar von Frauen und Mädchen gehören typische Schmuck­ gegenstände, wie Kopfschmuck-, Ohrund Fingerringe, sowie Scheibenfibeln, Perlenketten, Kleider- und Haarnadeln. Ein häufiger Bestandteil der Tracht sind sogenannte Schläfen- oder Hakenringe, die in der Regel bei Bestattungen paar­ weise am Schädel aufgefunden werden. Da man vermutlich von einer unter­ schiedlichen Tragweise ausgehen kann, kann man einfach ausgedrückt wohl auch von „Kopfschmuck“ sprechen. Aus eini­ gen Grabfunden sind noch anhaftende Leder- und Textilreste nachweisbar. Dies deutet daraufhin, dass viele dieser Ringe

wohl im Kopfbereich an einem Band oder an einer Haube getragen werden. Meist sind die Ringe mit einem federnden Ver­ schluss, häufig mit einer aufgebogenen SSchleife versehen und bestehen aus Silber- und Bronzedraht, gelegentlich aus massivem Eisen. Derartige Ringe sind ein typisches Inventar weiblicher Bestat­ tungen karolingisch-ottonischer Reihen­ gräber. Entsprechende Vergleichsfunde finden sich besonders zahlreich im nord­ ostbayerischen Raum. (Abb. 15, 15a, 15b, 15c)

Weiter findet sich ein Feuerstahl und ein entsprechender Schlagstein aus Silexmaterial, der für frühmittelalterlicher Männergräber typisch ist. Nicht W'eiter einordenbar sind Reste von silbernen und bronzenen Haarnadeln, Glasperlen, Messern und Schwertresten. Der Martinskult

Abb. 15, 15a, 15b, 15c: Eine handschriftliche Skizze zeigt die typischen Merkmale der frühmittelalterlichen Schläfenringe. Hierbei Vergleichsfunde aus dem nordbayerischen Raum. Quelle: Frühmittelalterlicher Landesausbau im östlichen Franken, K. Schwarz, 1984

48

Fränkisches Königtum und die Kirche bilden bis zum Investiturstreit in salischer Zeit eine Einheit bei der ter­ ritorialen. politischen und kirchlichen Erschließung des ostfränkischen Reiches. Spätestens seit dem Aufbau der Bistümer unter Boni­ fatius kann man mit einer systematischen Anlage von Pfarr- und Filialkirchen in den Ausbaulandschaften öst­ lich des Main rechnen. Die Entwicklung der Pfarrciorganisationen und die Christianisierung der Be­ völkerung ist dabei ein lang­ wieriger Prozess, der sich über Jahrhunderte hinzog. „Heidnische" Bräuche blei­ ben lange Zeit ein fester Bestandteil der Glaubens­ vorstellung im frühen Mittelalter. Erst mit der Gründung der Bistümer Eichstätt im Nordgau und dem mainfrän­ kischen Bistum Würzburg 741/742 fasst eine solide Kirchenorganisation in Fran­ ken festen Fuß. Unterstützt und vorangetricben wird die Landcrschließung mit den vom fränkischen Königs­ haus gegebenen Königs­ hofen. Burgen, Klöstern und Kirchen. Die Kirche über­ nimmt hierbei auch staatli­ che Aufgaben, da entspre­ chende Strukturen, wie ein