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Altstadtverein Fürth

Der Dreißigjähriger Krieg (1618 -1648) Trotz des Augsburger Religionsfriedens von 1555 gibt es fortwährend Span­ nungen zwischen der Evangelischen Union und der Katholischen Liga. Ein für sich genommen eher „harmloses'* Er­ eignis in Böhmen führt zum Prager Fenstersturz und damit zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges. Die folgende Auseinandersetzung greift bald auf ganz Deutschland über, und ge­ winnt mit dem Eintritt der Dänen, der Schweden und der Franzosen eine euro­ päische Dimension. (Abb. 5) Als Anfang Oktober 1621 die protestanti­ schen Heerscharen des Grafen Ernst von Mansfeld durch das Nürnberger Land zie­ hen und sich kurz danach 24.000 Soldaten der bayerischen Truppen des Generales Tilly in Fürth und Umgebung aufhalten, beginnt eine leidvolle Zeit für die Bevölkerung. Nach der Schlacht bei Breitenfeld im Jahre 1631 rücken die Schweden unter König Gustav Adolf 11. bis nach Süddeutschland vor. 1632 liefern sich die feindlichen Heere eine Schlacht an der „Alten Veste" bei Zirndorf, die etwa 1000 Tote fordert. Im Zuge der Truppenbewegungen und Einquar­ tierungen kommt es zu wiederholten Plünderungen und brutalen Ausschrei­ tungen beider Kriegsparteien gegenüber der Zivilbevölkerung. Zeitgenössische Berichte spiegeln die Grausamkeiten wieder: Vach 31.03.1634:..... Haben 4 von

Abb. 5: Stich des schwedischen Lagers auf der Hardhöhe, 1632

Kriegsverbände nahezu vollständig niedergebrannt. Gewalttaten, Hunger und Seuchen fuhren zu enormen Bevölkerungsverlusten. Sic bilden zusammen mit der Brandkatas­ trophe einen tiefen Einschnitt in der Entwicklungsgeschichte Fürths.

2001 fand sich im „Kranzwirtshof* (Gustavstr. 31) eine mächtige Brandsehicht mit den Resten eines Fachwerk­ baues, die archäologisches Zeugnis der Katastrophe darstellte. Abgesehen von der spätgotischen Michaelskirche sind nach heutigem Erkenntnisstand nahezu

dem Troß ins /•'euer geworfen, wie man die, nach geschehenen Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halb gebratenen Menschen noch übrig gefunden... “

...8. September: „Hat der Feind Fürth angesteckt, hat Tag und Nacht gebrannt. Den 9. drauf in der Nacht Sindershih! ganz bis aufs Schloß und zwey Häuslein abgebrannt; ist ein schrecklich Feuer gewesen. Haben auch Schweinau damals mit einge­ steckt... “ aus: „Zu kurzem Bericht umb der Nachkommen willen". Zeitge­ nössische Aufzeichnungen aus dem Dreißigjährigen Krieg in Kirchen­ büchern des Erlanger Raumes, Rudolf Großncr und Bertold Frhr. V. Haller, Sonderdruck aus „Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung“, Bd. 40/1992 (Abb. 4) 1634 wird Fürth nach mehreren Abb. 4: „ Vor Reiter fliehende Bauern; Im Hintergrund ein brennendes Dorf, Radierung von Hans Ulrich Plünderungen durch kaiserliche Frank, 1643 (GNM, Kupferstich Kabinett)

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