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Altstadtverein Fürth

42/08

Hausgeschichte

Goldener Schwan

8/1979

Ente gut - Alles gut Bereits 1978 beschloss die Bürgervereinigung Altstadtvier­ tel St. Michael die zur König­ straße liegende Fassade des ehemaligen Gasthauses „Zum goldenen Schwan“, eine Fach­ werkfassade, freizulegen und zu renovieren. Der Hausbe­ sitzer, der damals die Giebel­ seite des Anwesens herrichten ließ, war damit einverstanden. Der verzichtete auf eine Neuverputzung der Königstraßen­ Fassade und unterstützte da­ mit die Bürgervereinigung in ihrem Bestreben, Schmuckstü­ cke der Fürther Altstadt wie­ der ins Blickfeld der Fürther Bürger zu rücken. Im Juni 1979 konnte mit der Arbeit begonnen werden. Fast vier Monate lang war man „am Projekt“ tätig. Rund 250 Ar­ beitsstunden waren nötig, um die Fassade wiederherzustellen. Großzügige Spenden, und die Beteiligung des Hausbesitzers an den Kosten machten das Un­ ternehmen für die Bürgerverei­ nigung finanziell tragbar. Die Arbeitschronik weist Licht- und Schattenpunkte auf; ein paar seien hier aufgezählt: • Die ersten Klopfversuche zeigten bald, dass es sich um ein reizvolles Ornamentfach­ werk handelt

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-Ein altes Hauszeichen wurde entdeckt und wieder sichtbar gemacht: L G W (Lorenz Gabriel Will, Chirurg) • HA (vermutlich Abkürzung des Namens des Baumeisters) • Die Jahreszahl 1681 nennt si­ cher nicht das Jahr der Erbau­ ung; damals wurden wahr­ scheinlich baufällige Teile des Anwesens abgebrochen und erneuert. Bereits 1313 wird nämlich ein Bauernhof an dieser Stelle urkundlich erwähnt. • Ende Juli gab es große Aufre­ gung bei der Bürgervereini­ gung: das Wahrzeichen des Hauses, der Goldene Schwan, war verschwunden! Ein Dieb hatte sich des Gerüsts be­ dient, um den rund 300 Jah­ re alten Vogel - dessen Wert immerhin mit 4000 bis 5000 DM angegeben wird - abzu­ montieren (hielt er ihn für die sprichwörtliche Goldene Gans?) • Etliche Spendenaktionen wurden prompt in die Wege geleitet - man wollte das

Marktplatz 2, „Goldener Schwan“ - Vor (links) und nach der Fachwerkfreilegung ohne Wahrzeichen (Repro AB 8/1979)

Wahrzeichen wieder ersetzen. Auch im Kirch­ weihzug erschien deshalb der Goldene Schwan in einer Nachbildung. • Das Emblem der Bürgerverei­ nigung wurde als Mini-Stadt­ marke einem der Gefäche der Fachwerkfassade eingefügt. Unser Ehrenmitglied Herbert Weiß, der auch hier wieder mit Rat und Tat an unserer Seite stand, hat das Relief ge­ formt. Vielleicht regt es einige aktive Fürther an, sich an den Bemühungen der Bürgerver­ einigung um die Fürther Alt­ stadt zu beteiligen? • Anfang Oktober wurde das in neuem Glanz erstrah­ lende Fachwerk enthüllt. Die Fürther Altstadt hat wieder eine graue Fassade weniger! • Und Ende Oktober war auch der Schwan wieder da! Durch Zufall hatte ihn die Polizei auf der Suche nach einem Verkehrssünder in dessen Schlafzimmer (!) entdeckt. Jetzt wird der Schwan reno­ viert - eine „Delln“ muss aus­ gebeult und die ursprüng­ liche, unter mehreren Gold­ bronzeschichten verborgene echte Goldgrundierung (!)

durch einen neuen Blattgold­ überzug restauriert werden. Fürth wurde mit dieser „Ak­ tion Goldener Schwan“ um ein kleines Stückchen Lokalge­ schichte bereichert. Die Bür­ gervereinigung kann wieder eines ihrer Projekte als „erle­ digt“ abhaken. Trotzdem ein ernstes Wort zum Schluß: Die 250 Arbeitsstunden wur­ den von einigen wenigen Mit­ gliedern geleistet. Das heißt, für diese Mitglieder gab es fast vier Monate lang kaum ein frei­ es Wochenende; viele Abende mussten für Planungen und Besprechungen freigemacht werden. Auf die Dauer kann eine Bürgerinitiative, deren Tätigkeit ja über bloße Fassa­ denrenovierungen hinausgeht, dies nicht durchhalten. Es sieht so aus, als müssten für Projekte dieser Größenordnung andere aktive Bürger oder deren Ver­ treter einspringen. Ob die Stadt in ihrer Sanierungseupho­ rie auch wieder einmal daran denkt, dass in Fürth viele lie­ benswerte Gebäude vorhanden sind, die für alle sichtbar und sehenswert gemacht werden können?