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len des Straßenbelags aufgebro­ chen, um diverse Rohr- und elektrische Anschlussleitun­ gen zu verlegen. Diese aktuellen Aufgra­ bungen sollten es nun dem städtischen Tiefbauamt ermög­ lichen, seinen damaligen gravie­ renden Fehler wieder gut zu machen. Die Chancen hierfür stehen recht gut; denn es hat sich - zumindest an den auf­ gebrochenen Stellen - gezeigt, dass wider alle Befürchtungen das historische Pflastermaterial unter der Asphaltschicht erhal­ ten geblieben ist (siehe Foto!), so dass die langweilige graue Stra­ ßendecke auch an den übrigen Stellen gleichsam nur „abge­ schält“ zu werden braucht!

Fürth

Ein Gespräch zwischen dem Vorstand der Bürgervereini­ gung, Helmut Maurer, und dem Leiter des Tiefbauamtes, Baudi­ rektor Hans Gerner - damals als letztendlich verantwortlicher Amtsleiter Hauptangriffspunkt der Bürgervereinigung, ob­ wohl eigentlich die Ausführung dieses „historischen Unsinns“ ein Mann aufder unteren Beam­ tenebene angeordnet hatte - er­ gab, dass sich eben dieser Leiter für eine möglichst rasche Wie­ derinstandsetzung des alten Straßenbelags im Zuge der ge­ genwärtigen Baumaßnahmen zusammen mit dem Landes­ amt für Denkmalpflege und der Bürgervereinigung einset­ zen werde.

So wird also wenn auch auf eini­ gen Umwegen und mit zeitlicher Ver­ zögerung, aber letztendlich eben doch die „gute alte Schindelgasse“ ihren ursprünglichen Charak­ ter einer typischen Alt-Fürther Straßenidylle in allernächs­ ter Zukunft wiedergewinnen. Also hat der massive Protest der Bürgervereinigung von damals nun doch Früchte ge­ tragen. Fragt sich nur erneut, war­ um man ständig erst mit Kano­ nen auf Spatzen schießen muss, um wenigstens das zu er­ reichen, was eigentlich selbst­ verständlich sein sollte! Die

Bürgervereinigung hat zwar im Verlau­ fe ihres Bestehens so manche Frustration über sich ergehen lassen müssen, daran gewöh­ nen kann und will sie sich je­ doch keineswegs. In frostig-frustigen Zeiten hat sich noch immer die Her­ stellung von Öffentlichkeit, sprich: Transparenz als Frust­ schutzmittel bewährt. Das wird wohl auch weiter so gel­ ten. Und „der nächste Win­ ter kommt bestimmt“ - und wenn's mitten im Sommer sein sollte...

Schindelgasse Nr. 16 - Ein weiteres Beispiel für die schrittweise Zerstörung historischer Bausubstanz Zwischen Königstraße und Gustavstraße, nahe dem durch moderne Verkehrsplaner ver­ stümmelten Königsplatz, be­ finden sich noch ein paar Me­ ter ursprünglichen Fürths. Die Rede ist von der Schindelgas­ se, wohl einer der letzten noch erhaltenen typischen Altstadt­ gassen. Erst vor weinigen Jahren wurde begonnen, in diesen in Jahrhunderten gewach­ senen Baukörper einzugrei­ fen und wenig genügte, um den Eindruck völliger Ge­ schlossenheit, die Harmonie des Ganzen, empfindlich zu stören. Den massivsten Ein­ griff traf wohl den alten Stra­ ßenbelag. Das Kopfsteinpias­ ter, das einst zu dieser Gasse gehörte wie die Schindeln der sie bildenden Häuser, wur­ de in einer Nacht- und Nebel­ Aktion 1977 zugeteert - we­ nige Stunden genügten, um einen Zustand zu schaffen, der nur mit erheblichem Fi­

nanzaufwand wieder beseiti­ gt werden kann. Einen weiteren Eingriff brachte der Abbruch von Schindelgasse 6, dessen Neu­ bau jahrelang mit seiner un­ verputzten roten Backstein­ fassade und seinen starren Einscheibenfenstern den Ge­ samteindruck störte, ja zer­ störte, und der sie jetzt hinter vorgeblendeten Sandsteinfas­ saden versteckt, als ob er sich schämt, in der Reihe alter Bau­ ten zu stehen. Mühsam wur­ de versucht, das Alte nachzu­ ahmen; entstanden ist jedoch nur einer dieser Neubauten, an dem nicht zusammenpas­ sen will - das runde Tor zum Starren Fenster - als ob sich die Materialien beim Bau im Wege standen, anstatt sich zu ergänzen. Und wieder steht einer die­ ser sinnlosen Abrisse alter Bausubstanz an, soll eine Lü­ cke in ein nahezu komplett er­ haltenes Ensemble geschlagen

werden. Was einem bei dem geplanten Abriss von Schindlegasse 16 am meisten erbit­ tert, dass hier kein Privatmann handelt - denn diesem würde der Abbruch sicher untersagt sondern gerade die Kommune selbst, die den Ausverkauf ih­ rer historischen Bausubstanz vorantreibt. Vielleicht liegt es daran, dass man auf Seiten der Ver­ antwortlichen wegen der über­ quellenden Denkmalliste den einzelnen Bau im Denkmal­ wald nicht mehr sieht. Der beauftragte Bauun­ terausschuss will sich dafür einsetzen, dass der Neubau, der Vorrang genießt, sich har­ monisch in das denkmalge­ schützte Ensemble einfügt. Die Harmonie darf jeder an Schin­ delgasse 6 bewundern. Wie gut ergibt es sich da doch, dass die Schindelgasse 16, zusammen mit den Häu­ sern 10 - 14, seit 1980 nicht mehr in der Denkmalliste als

Einzeldenkmal enthalten ist. Zwar gehört das Haus zum ensemblegeschützten Bereich der Schindelgasse, d.h. das Ge­ samtbild der Gasse ist als Gan­ zes geschützt. Wie viel dieser Gesamtschutz aber wert ist, zeigt das Beispiel des Ensemb­ les Bahnhofsplatz. Statt eine renovierungswil­ ligen Käufer zu suchen und eine Erhaltung als vorrangig beim Kauf festzulegen, bevor­ zugen Stadt und Liegenschafts­ amts-Chef Maar einen Neubau mit den sich zwangsläufig dar­ aus ergebenden teuren Mieten. Zur Begründung des Ab­ risses muss auch noch der Holzbockbefall herhalten, der in mehreren anderen Häu­ sern ebenfalls festgestellt wur­ de und die deshalb noch lange nicht abgerissen werden müs­ sen. So zeigt sich wieder ein­ mal der praktizierte Denk­ malschutz einer Stadt, die mit weiter auf Seite 18 >

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