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Altstadtverein Fürth

Vorsicht Satire!

ponente darstellen (als optischer Anzie­ hungspunkt am west­ lichen Innenstadtzu­ gang). Die derzeit aktuelle Situation, nämlich, dass eine Mitfinanzierung der Stadthalle durch den Bund (ein Drittel) und Land Bayern (ein Drit­ tel) für Fürth offenbar nur dann in Betracht kommt, wenn diese im förmlich festgelegten Sanierungsge­ biet entsteht, lässt hoffen, dass alle Bedenken der Bür­ gerinitiative in diesem Zu­ sammenhang ohnehin ge­ genstandslos werden. Alle bisherigen Verlaut­ barungen seitens der Stadt Fürth (OB Scherzer, Finanz­ referent Dr. Zottmann, Stadt­ baurat Schneider) lassen den Schluss zu, dass Stadtver­ waltung und Stadtrat zum gültigen Entscheid für das ehemalige Gänsberggebiet stehen werden. Die Bürger­ vereinigung Altstadtvier­ tel St Michael begrüßt die­ se konsequente Haltung der Fürther Stadtväter sehr und hofft, dass möglichst bald die von der Stadt beauftragte Be­ darfsplanung und das mög­ lichst rasch fließende Geld aus dem Konjunkturförde­ rungsprogramm zu einem konkreten Architektenwett­ bewerb mit anschließender Realisierung des Projektvor­ habens führen werden. '

Vor Jahresfrist bereits hat die Altstadtbürgervereinigung vielfältige Möglichkeiten zur totalen Nutzung der künfti­ gen Fürther Stadthalle und da­ mit zur vollen Ausschöpfung des Raumprogramms von ca. 40.000 cbm aufgezeigt. Dabei hat sie um die Bereit­ stellung der Stadthalle für ei­ nen ihrer Wiederbelebungs­ versuche (der Altstadt) nach­ gesucht. Wegen des allgemein­ öffentlichen Interesses daran und zwecks gesteigerter Trans­ parenz geben wir dieses Schrei­ ben vom 8. Juni 1977 hier in gekürzter Fassung wieder. Betr.: Künftige Stadthalle Fürth, Raumprogramm und Nutzung hier: Vorhaben der Bürgervereinigung

Die Bürgervereinigung Alt­ stadtviertel St. Michael plant im Rahmen ihres Super-Altstadtfests im Jahre 1979, einen international-suprakontinen­ talen, multilateralen Denkmal­ schutz und -pflegekongress, die sog. INTER-COSMO-GLO­ BAL, durchzuführen. Gedacht ist in diesem Rah­ men an ca. 50000 Teilnehmer aus aller Welt (Rednerliste: 1 1500); als Schirmherr soll Kurt Waldheim, UNO-Präsident und oberster UNESCOBoss (zuständig für internationalen Denkmalschutz) fungieren. Seine Teilnahme hat bereits Jimmy Carter, Präsident der USA, zugesagt, freilich unter der Voraussetzung, daß auch Leonid Breschnew, Parteichef und Staatsoberhaupt der UdS­ SR, anwesend ist - wegen der bilateralen Ausgewogenheit. Ebenfalls wird daran ge­ dacht, daß Papst Paul VI. und Landesbischof Hanselmann auf dem ehemaligen Synagogen­ Platz zusammen mit dem Ober­ rabbi der jüdischen Gemein­ de einen ökumenischen Feld­ gottesdienst zelebrieren mit anschließendem feierlichem

Umzug um den alten Juden­ friedhof. Zwecks besseren kul­ turellen Touchs wird eine trag­ bare Ausgabe der Internationa­ len Orgelwoche Nürnberg (sog. ION portable) diese Veranstal­ tung bereichern. Zum vorgesehenen Folklo­ re-Teil des Altstadtfests haben wüstenerfahrene Beduinen aus Mittelarabien ebenfalls ihren Auftritt (Kamelreiterspiele in der Sanierungswüste o.ä.) an­ gekündigt. Franz Beckenbauer wird ein Benefizspiel im großen Saal der Stadthalle mitgestalten; Udo Jürgens, Heino und Peter Alexander werden ihre neues­ te, gemeinsame LP zum Thema „Denk ich an Fürth nur in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht“ in einem Super-Riesen-Open-Air-Festival vorstel­ len. Für die Fischer-Chöre ist dabei leider kein Platz mehr; so groß ist die Sanierungswüste nun auch wieder nicht... Sollte die geplante Stadthal­ le bis Mitte 1979 all diesen An­ forderungen gerecht werden, dann beantragt die Bürgerver­ einigung Altstadtviertel St. Mi­ chael hiermit die Überlassung

dieses multifunktionalen Kom­ munikationszentrums. Besonderen Wert legen wir dabei auf die zum Einbau vorge­ sehene Kegelbahn. Denn - wie uns bekannt ist - haben der Schah von Persien und Königin Elizabeth II. von England bei ih­ rem letzten Gipfel eine diesbe­ zügliche Wette abgeschlossen. Wir bitten dringend, zwischen Meerschweinchenzüchterver­ ein und Kleingärtnergroß­ festival einen Termin auch für die Bürgervereinigung freizu­ halten. Etwaige Programmän­ derungen und Verschiebungen in der Teilnehmerliste müssen wir uns freilich Vorbehalten. gez. Bürgervereinigung Alt­ stadtviertel St. Michael" Kommentar:

Wir haben dieses Schreiben vor einem Jahr tatsächlich (!) bei der Stadt Fürth eingereicht. Ergebnis: die Stadt hat offen­ bar den kulturhistorischen und völkerverbindenden Wert dieses unseres Vorschlags er­ kannt. Der Beweis hierfür: im Oktober 1978 noch beginnt bekanntlich der Bau der Stadt­ halle!

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