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Eingetroffenes Fleisch wird nach der Ankunft aus dem Schlachthof erneut gewissen­ haft geprüft (Repro AB 25/1989)

Freibank, um etwas Fleisch für die ohnedies magere Sup­ pe zu erhaschen. Schlimm war es dann, wenn man nach stun­ denlanger Wartezeit vor dem Schild „Ausverkauft“ unver-

richtetet Dinge abziehen muss­ te. Durch Stadtratsbeschluss wurde die sogenannte „Kun­ deneinschreibung“ veranlasst. Durch Nummernaufruf war jedenfalls jetzt gewährleistet, dass niemand mehr vergebens „Schlange“ stehen musste. Verkauft wurde Fleisch, das der Schlachthof bei der amt­ lichen Fleischbeschau als nur „bedingt tauglich und min­ derwertig“ abstempelte. Dabei

Die Freibank 1978 Internatio­ naler Andrang in der Freibank (Repro AB 25/1989)

war dieses Fleisch genauso ge­ nießbar wie das „vollwertige“ - es hatte jedoch den entschei­ denden Vorteil, dass es nur die Hälfte kostete. Über mangeln­ de Kundschaft - die heute noch lebt - hatte die Freibank seit ih­ res Bestehens nie zu klagen.

Historischer Abriss

Nach einer Notiz im Kressischen Salbuch von 1640 wird der sogenannte Ross­ wirtshof „alß heimgefal­ lenes Prauneckisch Lehen“ (von Brauneck) bezeichnet. Es wurde wahrscheinlich in Form des „dominium direc­ tum“ (Erbpacht) weitergege­ ben, da 1408 bis 1506 die Fa­ milie Höfler als Pächter („Erb­ leute“) nachgewiesen ist. Als 1448 der letzte Nachkom­ me (Michael von Hardegg) das gesamte „Brauneck’sche Erbe“ an den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (Alb­ recht III. Achilles) verkaufte, muss dieser es an die Familie seines Hofbeamten „derer von Eyb“ weitergegeben haben, denn 1559 kaufte Endres Heinickel das „Eyb sehe Mannle­ hen“ mit „25 morgen Veit, 6

Ansicht der Freibank vor der letzten Sanierung 2005 (Foto: HR)

tagwerck Wiesen und ein da­ zugehörig Weinberg“. Während der Feuersbrunst im 30 jährigen Krieg brannte das Anwesen 1634 ab, wurde völlig zerstört und 1637 von

dem Wirt Georg Stöll erwor­ ben. Zur „Hofraith“ gehörte auch ein Stadel, der 1907 zur Städtischen Freibank ausge­ baut wurde. Zwischen 1833 und 1940 war das Anwesen

Nach dem Kauf des alten „Kreßschen Stadels“ durch die Bürgervereinigung Alt­ stadtviertel St. Michael soll nach bereits vollendeter Renovierung ein Kleinkunst­ zentrum, eine Begegnungs­ stätte im Herzen der Altstadt entstehen. Der chronistische Dornröschenschlaf dürfte nun für diese altehrwürdige Gebäude vorbei sein. GW

städtisch, die Wirtschaft (Ro­ tes Ross) verpachtet und an der Seitenfront im Erdge­ schoss die städtische Waa­ ge untergebracht - daher der Name des ganzen Platzes und der durchgehenden Straße. Vor allem nach 1945 stand bereits nachts eine Schlan­ ge von Menschen vor der Tür der Freibank, um ein Stück Fleisch zu ergattern. 1979 wurde das Gebäude an­ gemietet, um die Geschäftsstel­ le des Vereins darin zu eröffnen und 1981 fand der erste Umbau statt, der sich bis 1982 hinzog. Im gleichen Jahr wurde der an­ gegliederte Schuppen gekauft und renoviert (heute Privatbe­ sitz) und am 4. Februar 1988 folgte dann der Kauf und eine Generalsanierung der Frei­ bank, das heutige Vereinsheim des Altstadtvereins Fürth.

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