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Altstadtverein Fürth

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Grafflmarkt Der Graffl-Markt - eine ernste Angelegenheit tigen Graffl-Ständen. Im Fal­ le eines Falles hätte nämlich die Feuerwehr mit dem Durch­ kommen Schwierigkeiten (da­ bei müsste es eine Gaudi für einen gestandenen Feuerwehr­ ler sein, sich so richtig genüss­ lich eine Bahn durch die um­ stürzenden Tapetentischen zu walzen!). Aber Spaß beiseite: im Ernstfall wären die leichten und mobilen Stände doch sehr schnell beiseite geräumt. Und das Geschiebe und Gedrän­ ge der Besucher ist auch nicht schlimmer als bei unserer ge­ liebten Kirchweih! Berechtigt sind sicher die Klagen einiger Anwohner, die sich noch ein mitteleuropä­ isches Nervenkostüm bewahrt haben und es steht außer Zwei­ fel, dass dieses etwa 24 Stun­ den ganz schön durch Lärm und Dreck in Mitleidenschaft gezogen wird. Ganz Schlaue allerdings gönnen sich wäh­ rend der kritischen Zeit einen Kurzurlaub!

Grafflmargd 1975. Eingang Gustavstraße. (Repro AB 1/1976)

Der erste und einzige GrafflMarkt des Jahres 1984 am drit­ ten Septemberwochenende hat wie immer Tausende von Be­ suchern angelockt, ist in den schon eingespielten Räumen abgelaufen, hat einer wie im­ mer großen Schar von Grafflern die Möglichkeit geboten, Unmögliches an den Mann, die Frau und das Kind zu brin­ gen und hat in der Presse ei­ nen wohlwollenden Widerhall gefunden. So weit, so gut und kein Grund, kostbare Seiten des Altstadt-Bläddlas zu vergeuden, zu dem es nicht einmal ein Ju­ biläum zu feiern gab: den GrafflMarkt gibt es seit X- Jahren und er fand zum Xten- Male statt.

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Was also? Nun, der GrafflMarkt ist schließlich eine ernste Angelegenheit und deshalb hat er auch einige ernsthafte Zeilen verdient. Wer nämlich bisher geglaubt hat, dieses Markter­ eignis sei eine lustige und lo­ ckere Sache, der hat sich gewal­ tig getäuscht. Ja, wie denn das? Feuerwehr kommt nicht durch

Da ist also erst einmal die an­ dauernde Gefährdung, das Damoklesschwert des »Nichtmehr-stattfinden-Dürfens«, welches über der Veranstal­ tung schwebt. Schließlich kann ja nicht sein, was nicht sein darf - und nicht sein dürfte (so wird jedenfalls gelegentlich ob­ rigkeitsseitlich behauptet) das Zupflastern der engen Gustav­ straße und der Nachbarreviere mit Tapetentischen und sons­

Graffeimarkt soll aus der Altstadt verschwin­ den

Da geistert auch dann noch ein Vorschlag herum, den Markt nicht in der stimmungsvollen Altstadt St. Michael sondern in der sterilen Atmosphäre des Hafens oder auch in der Herrnstraße stattfinden zu lassen, fernab also von allem, was den Graffl-Markt seine besonde­ re und unvergleichliche Stim­ mung gibt. Es wäre doch ge­ lacht, wenn man nicht alle die­ jenigen, die den Fürther GrafflMarkt in der heute stattfin­ denden Inflation von Trödelund Flohmärkten als einen der Gelungensten bezeichnen, eines Besseren belehren könnte! muffig und verdrossen

Aber die Bedrohung, wenn ich das einmal so überspitzt sagen darf, kommt leider nicht nur

von außen. Der Wurm nagt auch im Inneren und knabbert so ein bisserl, aber doch ste­ tig an der Seele des Graffl-Ereignisses. Diese Seele also soll­ te doch eigentlich heiter, unge­ zwungen und locker sein, was keiner weiteren Darlegung be­ darf. Aber wer einmal beob­ achtet, mit welcher Verbissen­ heit um den angeblich güns­ tigsten Verkaufsplatz gekämpft wird (»dieser Platz ist besetzt von Heini«) und mit welcher Rücksichtslosigkeit Schwächere beiseite gedrängt werden, den kommen berechtigte Zweifel, was die oben genannte Unge­ zwungenheit anbetrifft! Die be­ steht denn dann doch wohl nur noch darin, sich gegenüber der bösen Konkurrenz durchzu­ setzen. Und dann all die fröh­ lichen Mienen! Ich meine da­ mit vor allem die halb und ganz erwachsenen Graffler: über­ wiegend muffig bis verdrossen! Gewiss, es gibt auch da Lichtbli­ cke (der Stuhl im Gedränge, der einlädt, sich fünf Minuten lang auszuruhen - für 10 Pf. versteht sich; die Einmann-»Piepschau« mit Blick auf den Nabel usw.); außerdem gibt es da noch die Kinder, denen der Spaß wich­ tiger ist als der Profit! Die Bür­ gervereinigung hat es jedenfalls immer sehr leicht, wenn sie den originellsten Graf fier prämiie­ ren will - allzu groß ist nämlich die Auswahl nicht! Ach, wo sind sie nur geblie­ ben, die witzigen Gestalten, die in phantasievoller Aufma­ chung und mit frechen Sprü­ chen die »Woar« dem ver­ ehrten Publikum anzudrehen versuchten und denen es dann auch gelang? Sind sie schon in Rente? Der Graffl-Markt ist halt doch eine ernste Angele­ genheit - ob sich da mal wie­ der was zum Besseren wen­ det? Wir jedenfalls halten dem Markt alle verfügbaren Dau­ men!

  • Ro.