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Die Arbeiterradiobewegung in der Weimarer Republik

von Lothar Strogies Die Entstehung der Arbeitei— radiobewegung In Deutschland bestand wäh­ rend der Weimarer Republik eine Arbeiterbewegung, die über eine eigene Arbeiterkulturbewegung verfügte. Fast zu jedem bürger­ liche Verein gab es als Pendant einen eigenen Arbeiterverein, u.a. Arbeitertheatervereine, Arbeitersänger, Arbeiterturner, Stenographen. Diese Vereine wa­ ren nicht nur äußerlich ge­ trennt, sondern sie verfolgten auch andere Zielsetzungen als die vielfach patriotischen bür­ gerlichen Vereine.

Deshalb war es selbstver­ ständlich, daß auch das neue Medium Radio seinen eigenen Platz in der Arbeiterkulturbe­ wegung fand. Bald nach der ei— sten Rundfunksendung in Deutschland schlossen sich in verschiedenen Städten Arbeiter zusammen, um sich mit dem Me­ dium Rundfunk auseinanderzusetzen. Diesen Gruppen ging es zunächst darum, überhaupt Radio hören zu können. Man tauschte Schaltpläne und Einzelteile aus und wollte die selbstgebauten Geräte in der Gruppe nutzen. Die Arbeiterradiobewegung stand damit in der Tradition der Arbei terkulturbewegung, gleich­ zeitig hatte sie es aber mit einem neuen Phänomen zu tun: Der Rundfunk war ein staatli­ ches Monopol. Somit entfiel in Deutschland die Möglichkeit, einen eigenen Arbeiterfunk ähn­ lich der Arbeiterpresse zu ei— richten. Die Arbeiterradiobewegung blieb im Verhältnis zur Arbei­ terkulturbewegung immer relativ klein, sie kam über zehntausend Mitglieder nicht hinaus. Dabei ist zu bedenken, daß damals das

Radio als neues Medium nur in wenigen Haushalten vorhanden war und in den Arbeiterhaus­ halten aus finanziellen Gründen noch viel weniger. Die relativ kleine Mitgliederzahl wurde aber durch die Aktivität der Mitglieder wieder ausgeglichen. Am 10. April 1924 wurde der "Arbeiterradioklub Deutschland e.V." gegründet. Auf der Grün­ dungsversammlung in Berlin er­ klärten dreitausend Funk­ freunde, wie sie sich damals nannten, ihren Beitritt. In der Gründungssatzung hieß es unter anderem: "- die Errungenschaften des Radiowesens in den Dienst der kulturellen Bestrebungen der Arbeiterschaft zu stellen. - Das Verständnis für die Radiotechnik zu wecken und zu fördern, - Einwirkung auf die das Radiowesen berührende Gesetzge­ bung, Einflußnahme auf die Un­ ternehmungen am Sender und am Sendeprogramm."

Trotz der damals existie­ renden politischen Spaltung der Arbeiterbewegung in Sozialdemo­ kraten und Kommunisten waren noch beide Richtungen in der Arbeiterkulturbewegung und da­ mit auch im Arbeiterradioklub vertreten. Seit 1926 erschien dann eine eigene Arbeiter-Funk­ zeitschrift Der neue Rund­ funk" .

Die Radiobastelei Trotz programmatischer Er­ klärungen standen vor allem technische Probleme im Vorder­ grund. Da der Kauf von Em­ pfangsgeräten für Arbeiter we­ gen des Preises kaum möglich war, veröffentlichte der