21
"Bastelmeister", die technische Beilage des "Neuen Rundfunks", Bauanleitungen für den Selbst bau von Empfängern. Bald orga nisierte die Arbeiterradiobewe gung auch einen Versand preis werter Einzelteile. Insofern ergab sich eine Differenz zwi schen der programmatischen Aus sage des Arbeiterradioklubs und dem doch überwiegend techni schen Interesse der meisten Mi tglieder. Die Forderung nach einem eigenen Sender und nach Einfluß auf die Programmgestaltung Auf der zweiten Reichs konferenz des Arbeiterra dioklubs am 6. und 7. März 1926 wurde mit folgender Begründung die Forderung nach einem eige nen Arbeitersender gestellt. Die Forderung nach einem eige nen Sender war für den Arbei terklub keine Maximal Forderung, die auf unrealistischen Annah men beruhte. Die Organisation des Rundfunks war noch nicht abgeschlossen und noch schienen auch Organisationsformen mög lich, in denen Platz für einen Sender der Arbeiterorganisation wäre. Außerdem gab es ausländi sche Vorbilder. In Österreich z.B. betrieb die Gewerkschaft einen Sender. Trotz aller Be mühungen blieb der Versuch, einen eigenen Sender zu erhal ten, erfolglos. Das staatliche Rundfunkmonopol blieb bis in unsere Zeit bestehen.
Die Forderung nach einem eigenen Sender war die eine Seite. Auf der anderen Seite ging es darum, nach Möglichkei ten zu suchen, schon jetzt bei den bestehenden Rundfunkanstal ten Einfluß auf das Programm zu gewinnen und die Interessen der Arbeiterbewegung zum Ausdruck zu bringen. Der Einigkeit über die Notwendigkeit solcher In teressenvertretung standen sehr unterschiedliche Auffassungen über die gesellschaftliche Funktion des Rundfunks und der Programmgestaltung gegenüber.
Auf der einen Seite standen die. die vor allem die Möglich keiten der kulturellen Beteili gung für breite Schichten, die sich Kunst aus erster Hand nicht leisten konnten. durch das neue Medium Rundfunk sahen. Dadurch, daß das Programm die sen Menschen Zugang zu einer erweiterten Welt gebe, sei es in sich arbeiterfreundlich. Dieser Meinung waren meist die sozialdemokratischen Funktio näre. Auf der anderen Seite stand die Forderung nach einem dezidiert proletarischen Pro gramm, das neben der Darstel lung aktueller Probleme auch Sendungen über die marxistische Theorie und Musiksendungen mit Liedern der Arbeiterbewegung enthalten sollte. Diese Posi tion wurde nicht nur von Kommu nisten vertreten. Seit 1926 wurden als Form der Mitbestim mung Kulturbeiräte geschaffen, deren Einfluß allerdings gering blieb. Sie wurden trotzdem vom Arbeiteradioklub als Beginn der Parlamentarisierung des Rundfunks begrüßt. Ein weiteres Anliegen des Arbeiterradioklubs war die Fot— derung nach einer Arbeiterfunk stunde. Diese Forderung wurde teilweise verwirklicht. 1926 gab der Mitteldeutsche Sender in Leipzig dem Druck der Ge werkschaften von außen und dem der Sozialdemokraten in den Kontrol1gremien nach und führte sogenannte Volksabende ein. Auch die Deutsche Welle schuf eine Arbeiterfunkstunde. Diese Arbeiterfunkstunde wurde in der Zeit der Weltwirtschaftskrise in "Erwerbslosenfunk" um benannt. In ganz Deutschland bildete der Arbeiterradioklub Hörgemeinschaften in seinen Klubtreffpunkten, die das Pro gramm gemeinsam hörten und dis kutierten und ihre Kritik an die Rundfunkgesellschaften, aber auch an die Zeitschrift des Arbeiterradioklubs schick ten .