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öffentliche Vorstellungen Die Bastelei war eine auch für die politische Arbeit wich­ tige Sparte innerhalb der Ai— beiterradiobewegung. Ein Teil der Ortsgruppen des Arbeiterra­ dioklubs beteiligte sich mit selbstgebauter und selbstent­ wickelter Technik an aktuellen Aktionen der Arbeiterschaft. Damals war es durch den noch geringen Ausbau der Verkehrs­ wege noch kaum möglich, daß prominente Politiker auf Wahl­ kundgebungen oder sonstigen Veranstaltungen der Arbeiterbe­ wegung in allen Teilen des Deutschen Reichs sprachen. Der Arbeiterradioklub organisierte bei Veranstaltungen Lautspre­ cheranlagen, dann wurden auf Schallplatten aufgenommene Re­ den der Spitzenpolitiker der Arbeiterbewegung übertragen. Außerdem wurde versucht, über Lautsprecherwagen des Arbeiter­ radioklubs mit Agitation und dem Abspielen von Schal1 platten den Wahlkampf zu beeinflussen. Die Spaltung der Anbei terradiobewegung Im Herbst 1928, nach der vierten Reichskonferenz, nahmen die Delegierten gegen die Stim­ men der Kommunisten neue Richt­ linien an, in denen folgende Forderungen nicht mehr vorka­ men: Kein Rundfunkvortrag darf wegen seiner politischen, so­ zialen, religiösen oder ethi­ schen Weltanschauung abgelehnt werden, Beschränkung der Rund­ funkgebühr auf das Mindestmaß, Bereitstellung öffentlicher Mittel zur Einrichtung einer sozialen Blinden- und Schwerbe­ schädigtenhilfe mit Unterstüt­ zung der Ortsgruppen. Die Reichskonferenz nahm auch einen Beschluß an, der "die Unterbin­ dung jedweder parteipolitischer Streitigkeiten im Arbeiterra­ diobund" verlangte. Diese Be­ schlüsse der Reichskonferenz nahm das Zentralkomitee der KPD zum Anlaß, in einem Rundschrei­ ben darauf hinzuweisen. daß sich die Partei mehr um das

Funkwesen kümmern sollte. In dem Rundschreiben war auch die Rede davon, "diese wichtige Or­ ganisation wieder unter unsere Führung zu bekommen." Die Ber­ liner Organisation, in der die Kommunisten die Mehrheit hat­ ten, gab daraufhin ein eigenes Mitteilungsblatt heraus, das die Opposition der Berliner zum Reichsvorstand artikulierte. Die Herausgabe dieser Zeit­ schrift "Unser Sender" war der äußere Anlaß zur Spaltung. Dar Bundesvorstand forderte die Berliner auf, das Erscheinen einzustellen. Als die Berliner dieser Aufforderung nicht nach­ kamen, schloß die Bundesleitung sie aus und gründete die Berli­ ner Organisation neu. Daraufhin wurde am 11.9.1929 der Freie Deutsche Radiobund gegründet. Jetzt gab es in Deutschland zwei Arbeiterradiovereine. Der Arbeiterradiobund tendierte im­ mer stärker zur Mitarbeit am bestehenden Rundfunk, während der Freie Radiobund Deutschland (FRB) immer noch an der Forde­ rung nach einem eigenen Sender festhielt. 1930 gründete der FRB die "Internationale RadioHochschule der Werktätigen" in Berlin. Dort sollten "Rote Radisten" ausgebildet werden. Die Ortsgruppen der beiden Vereine wurden Jetzt immer mehr zu technischen Hilfstruppen der SPD und KPD. Die Arbeiterradiobewegung in Nürnberg-Fürth In den Städten Nürnberg und Fürth, die damals mit vielen Vereinen der Arbeiterkulturbe­ wegung zu den Hochburgen der deutschen Arbeiterbewegung zählten, entstanden ebenfalls Arbeiterradio-Klubs. In Nürn­ berg und Fürth standen die For­ derungen nach einem eigenen Sender und nach Einfluß auf das Programm' eher am Rande. Die Mitglieder waren vor allem Bastler, die an der technischen Seite des Rundfunks interes­ siert waren. Dr. Robert Seiler,