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26 Rundfunk

im Zwei-tren Weltkrieg (1939 — 1945)

von Gerd Walther Das Rundfunkmuseum zeigt bis zum 20. Juni die Ausstel­ lung "Rundfunk im Zweiten Welt­ krieg". Zu sehen sind zivile Rundfunkgeräte, die nach 1939 hergestellt wurden. Hinzu kom­ men "halbmilitärische" Geräte, das heiBt meist Kofferradios, die im Krieg auch offiziell zur Truppenbetreuung verwendet wui— den. Einige Militärgeräte ei— gänzen die Ausstellung.

In den 30er Jahren hatte sich die deutsche Rundfunkindu­ strie zu hoher Leistungsfähig­ keit entwickelt. Ab 1935/36 zeigte das "magische Auge" an, wie gut ein Sender eingestellt war. Schiebetasten zur Wahl von Festsendern kamen bei teuren Geräten hinzu. Zugleich wurde ab 1938 verstärkt das Ziel von Nationalsozialisten verfolgt, jeden Haushalt mit ihrer Propa­ ganda erreichen zu können. El— reicht wurde dies durch zwei neue und noch billigere Volks­ empfängertypen für 65,- bzw. 35,- Mark. Es zeugt von der großen Be­ deutung des Rundfunks in der damaligen Zeit, daß man einen fingierten Angriff auf den Sen­ der Gleiwitz als Vorwand für den Angriff auf Polen nahm. In Deutschland ging während des Krieges die Produktion ziviler Radios immer mehr zurück. Al­ lerdings lassen sich hierüber nur ungenaue Angaben machen, denn viele Fabriken in den be­ setzten Gebieten produzierten - oft nur kurz - unter deut­ scher Aufsicht Radios oder Teile davon. Vor allem die Pro­ duktion hochwertiger Geräte nahm stark ab. Die Rohstoffe wurden anderweitig gebraucht, und die meisten Parteibonzen hatten schon ihr Luxusgerät. Soweit hochwertige Geräte über— haupt noch produziert wurden.

gingen sie fast ganz zur Devi­ senbeschaffung ins Ausland. Weite Verbreitung fanden kleine leistungsfähige Radios, häufig in dunkelbraunem oder schwarzem Bakelitgehäuse. Sie waren auch bei der Wehrmacht sehr beliebt, denn sie konnten relativ leicht transportiert werden. Berühmt aus dieser Se­ rie ist ein Gerät von Philips, das wegen seines Äußeren "Kommißbrot" genannt wurde. Das Gerät mit der offiziellen Be­ zeichnung Philips 203U war 25 cm breit, 16 cm hoch, 13 cm tief und ganze 2,5 kg schwer. Dieser Superhet, der ab 1941 gebaut wurde, hatte auf Mittel­ und Langwelle einen guten Emp­ fang. Das "Kommißbrot" und ähn­ liche Geräte waren zwar bei der Wehrmacht weit verbreitet, doch nur auf privater bzw. "halb-of­ fizieller" Basis. Apparate zur Truppenbetreuung wurden dagegen offiziell angeschafft. Das Rundfunkmuseum stellt eine ganze Reihe davon im Museums­ fenster aus. Fast alle bekann­ ten Firmen wie Siemens, Braun Blaupunkt, Körting, Nora oder die Wiener Firma Radione produ­ zierten solche Apparate. Man hatte die vorhandenen Kofferra­ dios nur wenig ändern müssen, um sie für die neuen Zwecke nutzen zu können. Im Un­ terschied zu den oben erwähnten Geräten, die fast alle einen Netzanschluß benötigten, liefen die Radios für die Truppenbe­ treuung über Batterie. Mitunter bauten die Firmen gesonderte Holzkästen, in die das Chassis eines Batterieempfängers mit­ samt den Batterien und Akkus hineinpaßten. Auch für die Bat­ terieausführung des "Deutschen Kleinempfängers" gab es einen solchen Kasten.