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„Scribent“ (Schreiber). 45 Jahre 4 Monate und 15 Tage alt, war der Schwiegervater Gottfried Mayer als Privatier am 31. Oktober 1869 an einer Lungenentzündung gestorben. Er scheint vorher Flaschnermeister gewesen zu sein, so wird jedenfalls beim Tod seiner Ehefrau Maria Johann Christiane, einer geborenen Conrad aus Fürth, behauptet. Die Schwiegermutter war bereits am 12. Juli 1862 im Alter von 36 Jahren gestorben. Am 30. Dezember 1872 erhielt Carl Sebastian Stockert das Bürgerrecht in Fürth.128 Das einzige bekannte Kind aus dieser Ehe ist der spätere Holzbildhauer Paul Carl (19.12.1871–?). Wie seine Mutter war er katholischen Glaubens. Er heiratete 1893 Margaretha Barbara Arnold (09.03.1873–?), Tochter der verstorbenen und ledigen Arbeiterin Margaretha Barbara Arnold. Diese Ehe wurde am 05. Juni 1896 rechtskräftig geschieden. Im Strafregister der geschiedenen Ehefrau fanden sich unterdessen einige Einträge, u.a. wegen Beleidigung und Konkubinat. 1901 oder 1902 verheiratete sich Paul Carl Stockert erneut, diesmal mit Margaretha Noppenberger (02.06.1874–?) aus Adelsdorf.129 Sebastian Karl arbeitete vom 10. Januar 1859 bis zum 31. Juli 1871 als Schreiber bei Ulrich Bögner, der seit dem 15. Dezember 1854 Anwalt in Fürth war.130 Nachdem durch eine Gesetzesänderung aber weniger Schreibkräfte benötigt wurden, wurde er entlassen. Er stellte deshalb bei der Stadt Fürth einen Antrag auf Zulassung als Kanzleigehilfe, was ihm gewährt wurde.131 Zwischenzeitlich fand er aber eine andere Beschäftigung, denn am 25. Februar 1872 bewarb er im Fürther Tagblatt eine Geschäfts-Eröffnung: Hiermit erlaube ich mir einem verehrten Publikum in Fürth und Umgegend anzuzeigen, daß ich das Spezerei- & Cigarren Geschäft von Fr. Th. Mayer käuflich übernommen habe und heute eröffne. Ich bitte, das meiner Vorgängerin so reichlich geschenkte Vertrauen auch auf mich übergehen zu lassen, indem ich bestrebt sein werde, durch reelle und billige Bedienung den Ansprüchen eines geehrten Publikums zu entsprechen. Hochachtungsvoll Karl Stockert, Alexanderstraße Nr. 17

Im Folgenden finden sich im Tagblatt zahlreiche Anzeigen, in denen er für holländische Heringe oder seine Zigarren Werbung machte. Er betrieb das Geschäft aber nur drei Jahre lang, Anfang Mai 1875 meldete Paul Tschirner in den Fürther Neuesten Nachrichten für Stadt und Land, dass er das Geschäft von Stockert übernommen habe. Im Fürther Adressbuch für 1873 findet sich sowohl Carl Stockert in der Alexanderstraße 17, der eine Spezereihandlung und Agenturen betrieb, als auch Carl S. Stockert in der Gustavstraße 42, der Compasse herstellte.132 Diese beiden Stockerts gleichen Namens sollten nicht verwechselt werden. Im nachfolgenden Adressbuch von 1879 ist Sebastian Karl Stockert jun. als Schreiber in der Moststraße 12 verzeichnet,133 1884 als „Advokaten=Oberschreiber, Hirschenstraße 13“.134 Er starb am 25. Mai 1884 in der Hornschuchpromenade 13. Im Adressbuch von 1905 ist Babetta Stockert noch als „Anwaltsbuchhalterswitwe“ in der Theaterstr. 56 verzeichnet.135 Rudolph Christoph Stockerts zweite Ehefrau wurde nur 35 Jahre alt, sie starb im September 1850 an „Lungenschwindsucht“. Im folgenden Jahr stellte Stockert einen Antrag auf 128

Stadtarchiv Fürth: Fach 18a / S 830. Stadtarchiv Fürth: Fach 18a / S 1854. 130 Stadtarchiv Fürth: Fach 18a / B 507. 131 Stadtarchiv Fürth: Fach 144 / 35. 132 Adress-Buch des gesammten Handels-, Fabrik- und Gewerbestandes der Stadt Fürth. Fürth: J. Ludw. Schmid's Buchhandlung 1873, S. 108. 133 Adreß-Buch der Stadt Fürth. Fürth: Johann Kühl 1879, S. 85. 134 Adreß- und Geschäfts-Handbuch von Fürth für das Jahr 1884. Fürth: Friedrich Eßmann 1884, S. 126. 135 Schmittners Adreß= und Geschäfts-Handbuch von Fürth. Fürth: A. Schmittmer 1905, S. 239. 129

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