Absolvia (Dekoration: Heiner Kuchenreuther) sowie in den Fürther Gaststätten und Cafés. Pünktlich um 23.11 Uhr dankte seine Tollität Prinz Eugen I. nach kurzer Regentschaft ab und übertrug OB Jakob wieder die Macht in Fürth. Der Nimbus des Prinzen Karneval verschwand im Fürther Grau des Aschermittwochs. Am Faschingsdienstag veranstaltete die Fürther Firma Kamm nach ihrem Umzug an die Pegnitzstraße einen Kameradschaftsabend für die gesamte Belegschaft. Geselligkeit und Frohsinn standen dabei im Vordergrund. Weltspiegel: „La Paloma – die weiße Taube“ mit Leo Slezak und Fritz Kempers. Donnerstag, 7. März 1935 Die NZ hetzte gegen jüdische Einzelhändler, die deutsche Lehrlinge beschäftigten. Ihnen verweigerten die jüdischen Geschäftseigentümer angeblich das Dekorieren der Schaufenster. Damit waren die Auszubildenden praktisch an der Teilnahme zum Reichsberufswettkampf verhindert. Man sprach von „offenkundiger Sabotage durch die Frechheit jüdischer Ladenbesitzer“ und drohte mit notwendigen Gegenmaßnahmen. Der Gau Franken trauerte: Wegen des bei einem Flugzeugabsturz am Flughafen Bayreuth umgekommenen Gauleiters der Ostmark, Hans Schemm, wurden auch für sämtliche öffentlichen Gebäude und Dienststellen Fürths am Samstag, 9. März, die Flaggen auf Halbmast gesetzt. An der Julius-Streicher-Straße (heute Friedrich-Ebert-Straße) im Westen Fürths entstanden immer mehr Wohnhäuser. Siedlungshäuser breiteten sich aus. Die „Schlucht“ unterhalb der Gaststätte „Hexenhäusle“ war schon verschwunden. Am Abend des Aschermittwochs gastierte der „Russische Chor Berlin“ in der St.-MichaelsKirche. Kennzeichen des russisch singenden Chores waren melancholische Gesänge mit klaren tiefen Bässen. Am Ende der Darbietungen sang man zusammen mit der Gemeinde das Kirchenlied „Ich bete an die Macht der Liebe“. Kristall-Palast: „Rom-Express“ mit Conrad Veidt und Esther Ralston. Freitag, 8. März 1935 Über die Presse dankte OB Jakob allen Beteiligten für ihre Aktivitäten zum Gelingen des „glänzenden Fürther Faschings“. Die Bevölkerung habe voll mitgezogen, aber auch das Fürther Hinterland hatte durch den Besuch zahlreicher Veranstaltungen seinen Anteil an dem Erfolg. Allerdings sollte man nicht nur teilnehmen, sondern auch mitmachen. Aus dem Fürther Vereinskalender: Ehemalige Leiber (= Angehörige des Leibregiments), 10. März, Turnus bei Medick, Theatergaststätten, für Kamerad Röß. Jeden Samstag Kameradschaftsabend im Lokal. Am Abend des Aschermittwochs beendeten die grauen „Glücksmänner“ mit den roten Bauchläden ihren Losverkauf zu Gunsten des Winterhilfswerkes. Allein an den vier tollen Tagen des Faschings wurden in Fürth 60.000 Lose abgesetzt. Am Aschermittwoch mussten deshalb Lose aus Nürnberg in der Kleeblattstadt verkauft werden. Samstag, 9. März 1935 Im Verlauf des Freitags kehrte der Winter nach Fürth zurück. Dichtes Schneetreiben sorgte für eine weiße Pracht. Wegen des verspäteten Schnees mussten zahlreiche FreiluftVeranstaltungen abgesagt werden, dagegen wurden die Wintersportzüge nach Warmensteinach oder Bischofsgrün von den Fürthern gut gebucht. Während sich der Fürther Fasching in den Vorjahren zu einem Minusgeschäft gestaltet hatte, stellte der Fasching 1935 einen nicht zu unterschätzenden wirtschaftsbelebenden Faktor dar. Insbesondere profitierten Saalpächter, Cafés, Textilgeschäfte und Friseure vom diesjährigen Fasching. Alhambra: „Fräulein Liselott“ mit Magda Schneider und Albert Lieven. Zentral-Lichtspiele: „Der Flüchtling aus Chicago“ mit Gustav Fröhlich und Luise Ulrich. Stadttheater Fürth: „Der Bauer geht um“, Schauspiel von Ortner.
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