zum 9. Mai zu öffnen. Bei dieser Stadtratssitzung beschloss man auch, das bisherige „Berolzheimerianum“ am Beginn der Theresienstraße endgültig mit dem Begriff „Volksbildungsheim“ zu benennen. Auch der parlamentarische Charakter der jüdischen Stiftung verschwand. Nach einer neuen Stiftungsverfassung hatte der jeweilige Oberbürgermeister das Sagen. Donnerstag, 7. Mai 1936 Arbeit für die Fürther Feuerwehr: Ecke Hindenburg- und Bahnhofstraße stürzte in der dortigen Anlage ein größerer Kastanienbaum zu Boden, der eine Ruhebank durchschlug und einen Teil der Fahrbahn blockierte. Am Kohlenmarkt 11 übernahm der Textilkaufmann Fellner aus Neustadt/Aisch das bisherige Textilhaus Schütz. Wie bei der Wiedereröffnung der Geschäftsräume zu erfahren war, bevorzugten die Fürtherinnen helle leuchtende Farben. Unter diesen Kleidern waren die mit Längsstreifen am begehrtesten. In der Ansbacher Gegend wurden dagegen mehr dunkle und ruhige Farben verlangt. Wie in ganz Deutschland waren auch in Fürth Trachtenkleider sehr begehrt. Die Hersteller kamen kaum nach, die Nachfrage nach Dirndln zu decken. Freitag, 8. Mai 1936 In Fürth wurde weiter Stimmung gegen die jüdische Bevölkerung betrieben. So widmete man sich in der Presse den Juden vergangener Zeiten. Der erste Jude kam 1228, aus Nürnberg vertrieben, in Fürth an. 1582 kam es hier zu einem ersten Weinfälscherprozess gegen jüdische Bürger. Durch Auflistung schwerer Vergehen der Juden in Fürth heizte man die Antipathien gegen diesen Bevölkerungsteil an. Der Artikel endete mit der Formulierung: „Wenn wir bedenken, dass sich diese Fälle im Laufe von zwei Jahrhunderten abspielten und dass sie sicherlich nur ein Teil sind von allen jüdischen Gaunereien und Verbrechen dieser Zeit, so leuchtet uns die Gefährlichkeit der Juden in vollem Umfang ein.“ Alhambra: „Liebeserwachen“ mit Karin Hardt und Eugen Klöpfer. Lu-Li: „Donogoo Tonka“ mit Viktor Staal und Anny Ondra. Samstag, 9. Mai 1936 Am späten Nachmittag des Freitags bildete sich eine drohende Wetterwand vom Süden über Fürth. Das erste richtige Gewitter 1936 ging mit Wolkenbrüchen einher. Nur wenige Donnerschläge und Blitze wurden registriert, dafür umso mehr Regen in Form von Sturzbächen. Am Abend lag frische Frühlingsluft über der Stadt. Für den Muttertag empfahlen sich in Anzeigen in der NZ u.a. die folgenden Gaststätten: „Zum alten Max“ (Pegnitzstraße), „Thalia“ (Helmstraße), „Zum Posthorn“ (Wasserstr.), „Linderhof“ (Moststraße), „Duckla“ (Mühlstraße), „Bergwacht“ (Heiligenstraße), „Gänsberg“ (Bergstraße), „Brandenburger Gärtla“ (Rednitzstraße), „Grüne Au“ (Theresienstraße), „Walhalla“, (Obstmarkt), „Hauptzollamt“ (Luisenstraße), „Oberpfälzer“ (Schwabacher Straße), „Scharfes Eck“ (Lilienplatz), „Goldener Schwan“ (Marktplatz), „Leistlein“ (Gustavstraße), „Blauer Stern“ (Ottostraße), „Roter Hahn“ (Angerstraße), „Badeanstalt“ (Badstraße) und „Dockelesgarten“ (Katharinenstraße). Stadttheater Fürth: „Der Waffenschmied“, Oper von Lortzing. Montag, 11. Mai 1936 Die Fürther Bevölkerung hatte man emotional auf den Muttertag eingeschworen. Man bat in der Presse darum, die Mütter am Sonntag (10. Mai) mit einem kleinen Geschenk zu beglücken und ihnen Zeit zu schenken, denn am Tag darauf würden sie ja wieder für die Familien kochen, nähen, putzen und den Kindern die Sorgen abnehmen. Das nächste Gewitter: Auch am Muttertag wurden viele Fürther von einem heftigen Gewitter überrascht. Während ein Teil der Bevölkerung am Nachmittag einen Maispaziergang durch Wald und Feld unternahm, verfinsterte sich der Himmel und prasselnde Regenfluten ergossen sich in die Landschaft. Erst gegen Abend beruhigte sich die entfesselte Natur und es kam sogar noch die Sonne zum Vorschein. In Fürth hatten die Berufsberater beim Arbeitsamt Hochkonjunktur. Die meisten Jungen wollten ins Metallgewerbe. So stand der Autoschlosser ganz hoch im Kurs. Ebenso viele Fürther wollten zur Wehrmacht und wählten dort besonders die technischen Truppenteile. In Fürth wurden von der Behörde jährlich etwa 800 Jungen beraten. 26
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