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Mittwoch, 28. Oktober 1936 Am Nachmittag des Montags entstand im Anwesen Nürnberger Straße 10 ein Brand. In kürzester Zeit stand der Dachstuhl des Wohnhauses in Flammen. Die Ablöschung durch die Feuerwehr geschah mittels dreier C-Schlauchleitungen über das Stiegenhaus. Ein weiteres Rohr spritzte Wasser von der Straße aus in den funkensprühenden Qualm. Die Brandfläche umfasste etwa 300 qm. Ursache für das Feuer war die Entzündung von Unrat aufgrund einer nicht durchgeführte Entrümpelung des Dachbodens. Die NZ sprach von "unverzeihlichen Gleichgültigkeit" der Bewohner. Neuanschaffungen der Fürther Volksbücherei (Auszug): "Nationalsozialistischer Kampf gegen das Verbrechertum" (Daluege), "Die Großen Deutschen" (Andreas und Scholz), "Hitler kämpft um den Frieden" (Hadamovsky), "Erziehung zum Soldaten" (Moltke) sowie "Die seelische Widerstandskraft im modernen Krieg" (Pintschkovius). Donnerstag, 29. Oktober 1936 Im Fürther Betriebsamt wurde eine große Unterschlagung von Geldern aufgedeckt. Vier langjährige Angestellte hatten dort seit 1932 über 30.000 RM unterschlagen. Es handelte sich bei den Beschäftigten um Gasautomatenleerer, die mit entnommenen Gasmünzen in über 3000 Fällen Beträge in die eigene Tasche wirtschafteten und dazu Belege und Bücher fälschten. Zwei der Angeklagten erhielten Zuchthausstrafen von vier Jahren bzw. einem Jahr, die anderen beiden Gefängnisstrafen von zwölf bzw. neun Monaten. Außerdem wurden sie fristlos entlassen. Vortag im Gesellenhospiz: "Die Lüge der Freimaurerei und über ihre Gefährlichkeit". Der Erlanger Referent wollte dabei auch aufzeigen, welche engen Beziehungen zwischen Freimaurerei, Bolschewismus und Judentum bestanden. Freitag, 30. Oktober 1936 Der Reichsluftschutzbund führte in der Zeit vom 23. Oktober bis 10. November in der Fürther Ost- und Südstadt in sämtlichen Häusern die Erfassung für den Einbau von Schutzräumen durch. Dazu war es notwendig, dass Hausbesitzer und Luftschutzwarte bei der Begutachtung der Kellerräume mit anwesend waren. In der Presse wies man auf die ab 2. November beginnenden "Pfundsammlungen" hin. Dabei wurden durch die Blockwarte Pfundtüten verteilt. Diese wurden dann von den Hausfrauen mit Mehl, Linsen, Grieß, Erbsen usw. gefüllt und wieder abgegeben. Die Tüten waren mit dem Namen und der Angabe des Inhalts zu beschriften. Die Spende diente dem Winterhilfswerk. Leicht verderbliche Lebensmittel wurden nicht angenommen. Samstag, 31. Oktober 1936 Der TV Fürth 1860 veranstaltete einen Dietabend in seiner Turnhalle. Dabei kam auch der Olympiafilm mit den Turnwettkämpfen des mehrfachen Olympiasiegers Alfred Schwarzmann zur Aufführung. Samstag und Sonntag kam es zur zweiten Straßensammlung für das Winterhilfswerk. Angehörige von SA, SS und NSKK zogen mit der Sammelbüchse durch die Straßen. Verkauft wurden Metallabzeichen mit Halbedelsteinen und dem Aufdruck WHW. Am Freitagnachmittag gab die Kapelle des Flak-Regiments Nr. 8 ein Werkkonzert und überraschte damit die Betriebsangehörigen der Firma Schickedanz an der Artilleriestraße. Nach Abschluss der Darbietungen dankte Gustav Schickedanz den Musikern mit herzlichen Worten. Stadttheater Fürth: "Clivia", Operette von Dostal. Montag, 2. November 1936 Der mittlerweile in Berlin wirkende Sanitätsbrigadeführer Dr. Dr. Arnulf Streck starb in einer Berliner Klinik an einem Magenleiden. Der Verstorbene war ein Duzfreund von Frankenführer und Gauleiter Julius Streicher. Dieser empfing die Witwe am Nürnberger Hauptbahnhof, um ihr sein Beileid auszudrücken. Dr. Dr. Streck hatte jahrelang in Fürth als Frauenarzt praktiziert. Seit März 1931 war er Kreisredner, seit Herbst 1932 Gauredner. Die Ortsgruppe Fürth-Mitte der NSDAP führte er seit März 1933 an. Der SA gehörte Dr. Dr. Streck seit 1931 an. Am 9. Dezember 1933 ernannte man ihn zum Brigadearzt, 1935 und 1936 übertrug man ihm die gesamte Leitung des Sanitätswesens der Reichsparteitage. Wechselweise in Berlin und München arbeitete er schließlich als Sanitätsbrigadeführer. 57