der Vacher Kirchweih betrunken hinter das Steuer seines Lastwagens setzte und in höllischem Tempo in Richtung Innenstadt fuhr. Dabei kollidierte er mit einem anderen Wagen, den er mehrere Meter mitschleifte. Dessen Fahrer starb noch an der Unfallstelle. Der betrunkene Unfallverursacher flüchtete, konnte jedoch noch in der Nacht von der Polizei festgenommen werden. Da er schon einige Vorstreifen aufwies (seine Ehefrau hatte schon eine davon für ihn abgesessen!), wurde er wegen fahrlässiger Tötung und Fahrerflucht zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Für die vor Tagen in den Fürther Kasernen neu eingetroffenen Rekruten begann der militärische Alltag. Sie wurden gedrillt (Motto: "Der Mensch muss erst richtig marschieren lernen, ehe er Soldat wird") und mussten "Griffe klopfen". Lu-Li: "Stärker als Paragraphen" mit Hilde von Stolz und Paul Hartmann. Donnerstag, 19. November 1936 Das städtische Betriebsamt (heute Stadtwerke) legte den Jahresabschluss für 1935 vor. Danach lag der Stromverbrauch etwa auf der Höhe des Vorjahres, wegen des anhaltenden Wegfalls von Gasbeleuchtung kam es im Vergleich zum Vorjahr jedoch zu einem niedrigeren Gasverbrauch. Das Versorgungsnetz wurde weiter ausgebaut, die Straßenbeleuchtung durch neue elektrische Lampen verbessert. Man betonte ein gutes Einvernehmen zwischen Betriebsführung und Arbeitnehmerschaft. In den ersten Zeiten des Mittelalters brauten die Fürther Gastwirte ihr Bier selbst. Erst ab 1649 ließen sich in Fürth Brauereien nachweisen. Im Jahre 1807 gab es in Fürth 8 Bierbrauereien und 69 Bierwirtschaften. Früher gab es Winter- und Sommerbier. Letzteres durfte nicht vor dem 1. Mai ausgeschenkt werden. Anfang 1936 betrug die Anzahl der Gastwirte in Fürth 365, die aber aufgrund der starken Konkurrenz über einen schlechten Geschäftsgang klagten. Zentral-Lichtspiele: "Die öffentliche Meinung" mit Jean Harlow und William Powell. Freitag, 20. November 1936 Die Fürther Stadtverwaltung teilte mit, dass bei nächtlichem Schneefall die Gehsteige bis spätestens 7.30 Uhr geräumt sein müssen, bei Schneefall am Tag binnen einer Stunde. Das Streuen mit "Viehsalz" war gemäß ortspolizeilichen Vorschriften verboten. Gestattete Ausnahmen waren nur das Auftauen von Hydranten und Straßenbahnschienen. Ein 34-jähriger verheirateter jüdischer Fürther Metzgermeister wurde vom Fürther Amtsgericht zu acht Monaten Gefängnis verurteilt, weil er im Fürther Schlachthof einem anderen Metzgermeister zugeraunt hatte, "dass an den Verhältnissen in Spanien nicht die Juden, sondern die Deutschen schuld seien." Der Kollege meldete dies der Polizei und es kam zur Anklage. Der Staatsanwalt hatte ein Jahr Gefängnis gefordert und sprach von einer "impertinenten Frechheit und Ungeheuerlichkeit". Samstag, 21. November 1936 In einem Anwesen im Traubenhof machte der Fürther Maler Karl Dörrfuß auf sich aufmerksam. Er hatte sich mittlerweile auf die "Emaillemalerei" spezialisiert. Mit viel Fingerspitzengefühl fertigte er als Auftragsarbeiten insbesondere "Emaille-Porträts" an. Für sämtliche geplante Weihnachtsfeiern von Sportvereinen sowie Geselligkeits- und Gesangvereinen mussten schriftliche Programmkonzeptionen zunächst dem "Ortsgruppenkulturwart", danach der "Kreisleitung der NSDAP" so rechtzeitig vorgelegt werden, dass Änderungen noch berücksichtigt werden konnten. Stopp dem Baumfrevel! Für den Verkauf von Christbäumen im Fürther Stadtgebiet benötigte man ein amtliches Zeugnis über den rechtmäßigen Einkauf der Nadelbäume. Wegen Vornahme dringender Arbeiten im Hochspannungsnetz musste am Sonntag das Stromkabel nach Ober- und Unterfürberg sowie nach der Hardsiedlung in der Zeit von 9.00 bis 14.00 Uhr abgeschaltet werden. Ein Strombezug war in dieser Zeit nicht möglich. Montag, 23. November 1936 Am Wochenende feierte der "Kneippverein Fürth" im Saal der Gaststätte "Grüner Baum" sein 25jähriges Jubiläum. Die Erhaltung der Gesundheit stand bei den Anhängern der Kneipp‘schen Lehre hoch im Kurs. Mitglieder des Vereins erhielten bei vielen Ärzten und in Bädern Vergünstigungen. Stolz erwähnte man bei der Festrede, dass der Kneipp-Verein als einer der ersten Vereine Fürths den "ArierParagraphen" eingeführt hatte. Die Fäkalienabfuhr in Fürth verringerte sich von Jahr zu Jahr. Gegenüber dem Vorjahr mussten 1935 61
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